Berlin. Sandro Schwarz ging volles Risiko. In der 75. Minute schickte der Trainer von Hertha BSC Stürmer Nummer vier auf den Rasen. Das Signal: Alles auf Angriff. Nur Sekunden später zappelte der Ball im Netz – der so wichtige Ausgleich gegen den SC Freiburg. Ein Tor, das dem Berliner Fußball-Bundesligisten am Sonnabend schließlich ein 1:1 (0:0) im Breisgau bescherte. Und damit den ersten Punkt auf fremdem Terrain seit 197 Tagen.
„Das war ein sehr mutiger, ein sehr reifer Auftritt. Sehr zufriedenstellend heute“, erklärte Chefcoach Schwarz, der in den vergangenen Wochen eher selten Anlass zum Loben gehabt hatte. „Ich glaube, es wär sogar mehr drin gewesen.“
Boateng verschuldet Grifo-Freistoß vor dem Gegentor
Das war nach einer alles andere als vergnügungssteuerpflichtigen ersten Hälfte vor allem Durchgang zwei zu verdanken. Der abstiegsbedrohte Hauptstadtklub präsentierte sich stabil, defensiv sicher und nach gut 50 Minuten auch offensiv vielversprechend aktiv.
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Als Freiburgs Vincenzo Grifo dann aber einen von Kevin-Prince Boateng verursachten Freistoß von der Strafraumkante im Netz versenkte (52. Minute), war alles wie immer. Hertha lag zurück, die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag im Tabellenkeller hatten einen herben Dämpfer erhalten.
„Na klar, ist es ein Foul. Unglücklich gelaufen, eine Fehlerkette“, sagte Boateng, der überraschend und zum ersten Mal seit Spieltag eins wieder in der Startelf stand und eine von sechs Änderungen in der Anfangsformation war. „Aber wir haben nicht aufgesteckt und weitergemacht. Brust raus und das Unentschieden geholt.“
Ngankam erzielt sein drittes Saisontor
Maßgeblich dafür verantwortlich war der mutige Kniff des Trainers, der eine Viertelstunde vor Schluss mit Florian Niederlechner den vierten Offensivspieler brachte. Wilfried Kanga und Dodi Lukebakio hatten begonnen, dann kam Jessic Ngankam hinzu und kurz darauf eben Niederlechner.
Schwarz’ Wagnis ging auf, weil sich Ngankam nach einem starken Zuspiel von Kanga geschickt gegen Freiburgs Jonathan Schmid durchsetzte und frei vor dem Tor an SC-Keeper Mark Flekken vorbei einnetzte – 1:1 (77.).
„Wir reden ja viel von Mut, und der Spielverlauf hat es hergegeben, wir waren am Drücker“, erklärte Chefcoach Schwarz seine Wechsel. Dass Hertha gegen den Champions-League-Aspiranten aus Süddeutschland deutlich besser aussah als zuletzt, daran war auch Dodi Lukebakio beteiligt.
Hertha BSC bleibt auf dem Relegationsrang
Der Toptorschütze der Berliner, der nach einer starken Länderspielwoche mit Belgien wieder in der Startelf stand, hatte drei Großchancen, die allesamt nicht den Weg ins Ziel fanden. Erst köpfte der Flügelspieler knapp über die Latte (32.), dann lenkte Flekken im Freiburger Tor einen Solo-Lauf von Lukebakio noch neben den Pfosten (56.) und schließlich ging auch ein weiterer Kopfball nicht rein (70.).
„Es gibt so Tage, an denen du das Tor nicht machst“, wusste Schwarz, der seinen Offensivkünstler nach Schlusspfiff einmal fest in den Arm nahm. Lukebakios Einzelschicksal war nach acht Auswärtsniederlagen in Folge sowieso eher eine Fußnote. Nachdem mit Schalke (0:3 gegen Leverkusen) und Stuttgart (0:3 gegen Union Berlin) zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf verloren, ging Hertha als kleiner Gewinner aus dem Sonnabend – und bleibt vorerst auf dem Relegationsrang.
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