1:3 gegen die TSG 1899

Hertha BSC: Ratlos in Hoffenheim

| Lesedauer: 6 Minuten
Marcel Stein
Herthas Profis in Hoffenheim: Traurige Miene zum schlechten Spiel.

Herthas Profis in Hoffenheim: Traurige Miene zum schlechten Spiel.

Foto: Matthias Hangst / Getty Images

Auch das schwächste Heimteam der Bundesliga ist zu stark für Hertha BSC: Berliner kassieren achte Auswärtspleite in Folge.

Hoffenheim/Berlin.  Kevin-Prince Boateng schaltete direkt nach Spielschluss in den Abwehrmodus. Nicht etwa, um zu beschönigen, was gerade auf dem Feld passiert war. Es ging um etwas, das sich abseits davon zugetragen hatte. Auf der Bank von Hertha BSC hatte Florian Niederlechner wohl auf ein Handy geschaut, worüber man sich im Netz sogleich mokierte. „Ich will ihn nur in Schutz nehmen, denn in so einer Situation, in der wir sind, gucken wir auf der Bank auch mal auf die Tabelle. Das hat er getan“, stellte Boateng klar. Kein Grund zur Aufregung.

Anders sah es für den Mittelfeldmann bezüglich der Leistung aus, die die Berliner im Kellerduell der Fußball-Bundesliga gerade gezeigt hatten. Beim Schlusslicht war Hertha angetreten, wollte nach sieben Niederlagen in Serie auf fremden Plätzen endlich einen wichtigen Schritt vollziehen. Doch am Ende blieb einmal mehr nur Ernüchterung. „Das war zu wenig. Die ersten zehn Minuten waren ok. Das kann nicht sein, wir waren nicht im Spiel“, sagte Boateng nach dem 1:3 (0:2) bei der TSG Hoffenheim.

Durch die Niederlage rutschte das Team von Trainer Sandro Schwarz in der Tabelle um einen Platz auf den Relegationsrang ab, während die TSG nach zuvor 14 Partien ohne Sieg wieder ein Erfolgserlebnis verbuchte und damit vom letzten Platz an den Berlinern vorbei auf Rang 15 sprang. „Wir haben Glück, dass alles so eng unten ist“, so Boateng, der nach dem schwachen Auftritt von Hertha keinen Ansatz für diplomatische Bewertungen sah: „Die haben den Abstiegskampf angenommen, wir noch nicht.“

Herthas Coach muss umstellen gegen die TSG

Die Symbolik in der Sinsheimer Arena passte durchaus zum Duell. Eskortiert von der heimischen Jugendfeuerwehr betraten die Teams den Rasen, höchste Alarmstufe herrscht schließlich bei beiden Kontrahenten. Insofern dürfte es Schwarz nicht gepasst haben, seine Mannschaft nach dem doch ordentlichen 1:1 zuletzt gegen Mainz umstellen zu müssen. Kurzfristig aber fielen mit Marton Dardai (muskuläre Probleme) und Marc Kempf (Hüfte) zwei Innenverteidiger aus.

Der Coach, der nach einem Magen-Darm-Infekt unter der Woche wieder an der Seitenlinie stehen konnte, beorderte dafür Agustin Rogel in die Abwehr, zog Marvin Plattenhardt zurück und bescherte Maximilian Mittelstädt auf der linken Außenbahn an seinem 26. Geburtstag den ersten Startelfeinsatz in der Rückrunde. Ein besonderes feierliches Erlebnis wurde es nicht.

Zwei Elfmeter gegen Hertha BSC

Hertha ging die Partie in der bewährten Ordnung an, aber schnell zeichnete sich ab, dass die Berliner einmal mehr ihre passablen Heimleistungen nicht in bessere Auftritte in der Fremde ummünzen können. Die Charlottenburger gerieten bald in die Defensive. Denn die Kraichgauer schienen die große Last ihrer Lage abzustreifen und spielten zielgerichtet mit viel Entschlossenheit nach vorn. Oliver Christensen im Tor musste einen starken Abschluss von Andrej Kramaric aus kurzer Distanz mit dem Kopf klären (18.). Es blieb nicht das letzte Duell der beiden Profis.

Nur wenig später entschied Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück) auf Elfmeter, nachdem Tolga Cigerci das Spielgerät nach einem Kopfball des gebürtigen Berliners John Brooks an die Hand bekommen hatte. Dabei stand er mit dem Rücken zu Brooks, konnte nicht sehen, woher der Ball kam. Doch Cigercis Arme in der Luft waren für den Referee genug, um auf den Punkt zu zeigen. Kramaric verwandelte den Strafstoß gekonnt und ließ Christensen keine Chance (24.).

Hertha kann sich zu selten durchsetzen

Als Antrieb fungierte das Gegentor nicht. Hertha blieb einfallslos, kam in den Zweikämpfen oft einen Schritt zu spät, der Spielaufbau blieb Stückwerk. „Wir kriegen unser Spiel nicht so aufgezogen, wie wir es uns vorstellen“, sagte der enttäuschte Mittelstädt. Warum Hertha das schwächste Auswärtsteam der Liga ist, man sah es in Hoffenheim. Dass die TSG die schlechteste Mannschaft der Liga im heimischen Stadion ist, kam nicht in den Sinn beim Anblick der Aktionen. Als Filip Uremovic dem schnellen Ihlas Bebou im Strafraum hinterherhetzte und ihn ungeschickt zu Fall brachte, durfte Kramaric erneut zum Elfmeter antreten: 0:2 (38.).

Trainer Schwarz setzte auf eine unmittelbare Reaktion, brachte zur zweiten Hälfte mit Dodi Lukebakio und Stefan Jovetic zwei Stürmer, stellte das System um auf ein 3-4-3, um endlich mehr Offensivkraft zu entwickeln. Was fast umgehend Wirkung gezeitigt hätte, denn Lukebakio köpfte nach langem Ball von Suat Serdar gefährlich (49.).

Jovetic erzielt den Ehrentreffer für Hertha BSC

Doch statt über den Anschlusstreffer neuen Mut für den Rest der Partie zu generieren, mussten die Berliner postwendend den nächsten Tiefschlag verdauen. Ein langer Ball segelte quer durch die Hertha-Hälfe, mehrere Abwehrversuche scheiterten. Schließlich legte Plattenhardt dabei für Bebou vor, der den dritten Treffer für die TSG erzielte (51.).

Das Spiel war damit entschieden, Hoffenheim hielt die desillusionierten Berliner ohne Schwierigkeiten vom eigenen Tor fern. Selbst der Platzverweis von Munas Dabbur nur 86 Sekunden nach seiner Einwechslung (71.) änderte daran wenig. Die Berliner taten sich in der Vorwärtsbewegung enorm schwer. Erst in der Nachspielzeit gelang Jovetic über die linke Seite das 1:3 (90.+2). „Es war eine völlig verdiente Niederlage. Wir haben keine gute Leistung gezeigt und Geschenke verteilt“, sagte Schwarz..

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