Berlin. Ratlos standen sie vor der Ostkurve. „Kämpfen und siegen“ schallte den Profis von Hertha BSC entgegen. Dass das eine nicht zwangsläufig auf das andere folgen muss, hatte der Berliner Fußball-Bundesligist gerade am eigenen Leib erfahren. 1:1 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 – trotz einer überzeugenden Leistung.
„Das sind zwei Punkte zu wenig“, bilanzierte Stürmer Florian Niederlechner „Bitter, dass wir das Spiel heute nicht gewonnen haben. Erste Halbzeit waren wir brutal dominant. Wir haben mindestens ein Tor zu wenig geschossen.“ Teamkollege Marc Kempf suchte das Positive: „Wir können im Abstiegskampf jeden Punkt gebrauchen.“
Hertha mit zwei Punkten Vorsprung auf den letzten Platz
Damit liegt der Abwehrchef des Hauptstadtklubs zwar richtig. Drei Zähler hätten den Berlinern angesichts der engen Konstellation im Tabellenkeller aber noch besser zu Gesicht gestanden. So bleiben es magere zwei Punkte Vorsprung auf den letzten Platz.
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Nach den Heimsiegen gegen Borussia Mönchengladbach (4:1) und den FC Augsburg (2:0) verpasste Hertha damit auch den dritten Erfolg in Serie im eigenen Stadion. Der Auftritt aber machte nach dem bedenklichen 1:4 bei Bayer Leverkusen in der Vorwoche immerhin Mut.
„Das Ur-Vertrauen in meine Mannschaft ist da. Es war wichtig, eine andere Leistung abzurufen“, sagte Trainer Sandro Schwarz, der seine Startelf auf zwei Positionen veränderte. Für Dodi Lukebakio und Agustin Rogel schickte der Coach Jessic Ngankam und Marton Dardai von Beginn an auf den Rasen.
Videoassistent beschert Hertha schmeichelhaften Pfiff
Doch es war wie mit der Sonne. Die schien zwar, konnte die eisigen Temperaturen aber nicht wirklich vertreiben. Und so war Hertha die bestimmende Mannschaft, offensiv deutlich umtriebiger, konnte daraus aber keinen Profit schlagen.
Ngankam legte ab auf Niederlechner, der den Ball aber nicht mehr erreichte (4. Minute). Suat Serdar versuchte es aus zentraler Position (9.). Doch entweder war Mainz-Keeper Robin Zentner da. Oder aber der Ball ging knapp am Pfosten vorbei.
So auch in der 14. Minute, als Serdar nach einer Hereingabe von Lucas Tousart auf Höhe des Elfmeterpunktes abzog. Die Situation war schon vorbei, als sich der Videoassistent einschaltete. Schiedsrichter Benjamin Cortus wurde an den Bildschirm gerufen – und entschied auf Strafstoß für Hertha.
Hertha lässt in Hälfte zwei nach
Der Mainzer Leandro Barreiro hatten den Ball bei Tousarts Flanke mit der Hand touchiert. Weil er die Flugbahn des Spielgeräts damit aber nicht wirklich beeinflusste, war der Elfmeter durchaus schmeichelhaft. Ngankam war das egal. Herthas Stürmer trat und verwandelte zum 1:0 (18.). Die überfällige Führung.
Nachlegen konnten die Hausherren vor 41.689 Zuschauern nicht, gingen aber immerhin zum ersten Mal in diesem Jahr mit einer Führung in die Pause. Doch statt mit diesem Selbstvertrauen an die Leistung in den ersten 45 Minuten anzuknüpfen, ließ Hertha nach.
Es war die erste kleine Drangphase, in der Mainz gnadenlos zuschlug. Nach ein bisschen Pingpong der Gäste landete der Ball auf dem Fuß von Ludovic Ajorque. Der FSV-Angreifer zog ab und versenkte den Ball sehenswert im oberen rechten Eck – 1:1, der Ausgleich (57.). Mit der ersten wirklich gefährlichen Chance.
Der Abstiegskampf bleibt so eng wie seit Jahrzehnten nicht
„Wir haben nicht viel zugelassen, das 1:1 kam ein bisschen aus dem Nichts“, erklärte auch Kempf. Chefcoach Schwarz tobte im Duell mit seinem Ex-Klub an der Seitenlinie. Der Rasen in seiner Coaching Zone, auf dem der Trainer unermüdlich hin und her tigerte, wurde schon licht. Als Kempf nach einer Ecke von Marvin Plattenhardt die Großchance zur Führung hatte, stampfte Schwarz wütend auf. Der Ball prallte an die Latte (69.).
Schwarz brachte mit Stevan Jovetic und später auch mit Toptorschütze Dodi Lukebakio frische Offensivkräfte, die Versuche des Belgiers landeten aber neben dem Tor (75./77.). „Am Ende müssen wir uns eingestehen, dass wir in der zweiten Hälfte nicht mehr die zwingenden Aktionen hatten“, erklärte Kempf. Torhüter Oliver Christensen, bei Ajorques Traumtor machtlos, rettete kurz vor Schluss sogar noch in größter Not gegen Karim Onisiwo (87.).
„Es ist ärgerlich heute, nicht als Gewinner vom Platz zu gehen“, sagte Schwarz dennoch. Auch angesichts der Tatsache, dass der VfL Bochum am Freitag schon mit einem Sieg vorgelegt hatte. Somit bleibt der Abstiegskampf so eng wie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel nicht mehr. Und am kommenden Wochenende tritt Hertha in Hoffenheim an. Bei einem direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller.
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