Einigung erzielt

Hertha und Investor 777 gehen gemeinsame Wege

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Inga Böddeling
Präsident Kay Bernstein und Finanz-Geschäftsführer Tom Herrich haben finanzielle Unterstützung für Hertha BSC gefunden.

Präsident Kay Bernstein und Finanz-Geschäftsführer Tom Herrich haben finanzielle Unterstützung für Hertha BSC gefunden.

Foto: Hasan Bratic / picture alliance / Hasan Bratic

Hertha BSC hat mit 777 Partners einen neuen Investor gefunden. So soll die Zusammenarbeit dem klammen Klub helfen.

Berlin.  Die Einigung stand kurz bevor, am Sonnabend meldete Hertha BSC Vollzug: Der Berliner Fußball-Bundesligist hat mit dem US-Investor 777 einen neuen strategischen Partner an der Seite. Die Investmentfirma übernimmt die Anteile von Lars Windhorst und hält damit 64,7 Prozent der KGaA des Hauptstadtklubs. Zudem sollen weitere zehn Prozent hinzukommen.

„Das ist ein zukunftsweisender Schritt für Hertha BSC“, erklärte Präsident Kay Bernstein. „Diese strategische Partnerschaft hilft uns dabei, den Restrukturierungsprozess und die wirtschaftliche Konsolidierung von Hertha BSC weiter voranzutreiben.“

100 Millionen Euro sollen fließen

Laut „Kicker“ bekommt Hertha mit Vollendung des Deals 35 Millionen Euro überwiesen, zwei weitere Tranchen sollen folgen. Insgesamt ist eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro vorgesehen. Geld, das der klamme Verein dringend braucht – vor allem angesichts der Tatsache, dass bis kommenden Mittwoch die Lizenzierungsunterlagen bei der Deutschen Fußball Liga eingereicht werden müssen.

„Die Erweiterung der Beteiligung gibt uns Planungssicherheit auf unserem Weg, Hertha BSC mit viel Fleiß, Leidenschaft und Demut im sportlichen wie wirtschaftlichen Bereich zu konsolidieren“, sagte Finanz-Geschäftsführer Tom Herrich.

Hertha BSC mit erneutem Minus von fast 45 Millionen Euro

Die finanzielle Lage ist schließlich besorgniserregend. Nach einem Minus von knapp 80 Millionen im vergangenen Geschäftsjahr, folgte für das erste Halbjahr dieser Saison ein erneutes Defizit von 44,6 Millionen. Bis zum Sommer rechnet der Klub mit weiteren 19,3 Millionen Verlust. Zudem plagen den Verein hohe Verbindlichkeiten von 90,8 Millionen Euro, von denen binnen Jahresfrist über 88 Millionen beglichen werden müssen.

Da scheint das Geld aus Miami, dem Firmensitz von 777 Partners, gerade recht zu kommen. „Unsere oberste Priorität ist es, mit dem Verein und seiner Führung zusammenzuarbeiten, um Herthas langfristigen Erfolg auf und neben dem Platz zu sichern“, wurde 777-CEO Josh Wander in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir können es kaum erwarten, mit der Zusammenarbeit zu starten.“

Fans von Hertha BSC mit Banner in der Ostkurve

Die Fans stehen dem Einstieg von Investoren im Profifußball generell kritisch gegenüber. Vor dem Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05 machten auch Herthas Ultras ihre Meinung zum jüngsten Deal deutlich: „Kontrollverlust fürs schnelle Geld, 50+1 nur noch auf dem Papier?!“, war auf einem Banner in der Ostkurve zu lesen.

Die Ultras hatten sich in den vergangenen Monaten immer wieder ablehnend gegenüber einem externen Geldgeber geäußert. Die Befürchtung: Der Verein wird fremdgesteuert. Hinzu kamen die negativen Schlagzeilen, die rund um Lars Windhorst immer wieder entstanden und kein gutes Bild auf den Hauptstadtklub warfen.

777 verfügt über viel Fußball-Wissen

Windhorst aber, der für Hertha in den vergangenen dreieinhalb Jahren seit seinem Einstieg im Sommer 2019 mehr Fluch als Segen war, ist endgültig Geschichte in Westend. Dem 46-Jährigen fehlte es an Fußball-Know-how. Ein Manko, das man dem neuen Partner nicht vorwerfen kann.

777 besitzt ein globales Fußball-Netzwerk, hält Anteile bei Genua C.F.C. in Italien, Vasco da Gama in Brasilien, Standard Lüttich in Belgien, Red Star FC in Frankreich, FC Sevilla in Spanien und Melbourne Victory FC in Australien. Bei Hertha ist man froh, nun einen Partner an der Seite zu haben, der „über eine große Expertise im Bereich Profifußball verfügt“, wie Herrich erklärte. „Davon werden wir profitieren können.“

Veränderte Verhältnisse im Beirat von Hertha

Mit dem Einstieg von 777 ändern sich auch die Zusammensetzungen des KGaA-Aufsichtsrates und des Beirates. Bisher hatte der Aufsichtsrat neun Plätze, jetzt wird das Gremium auf fünf Sitze verkleinert, 777 erhält zwei davon. Die Verkleinerung bedarf allerdings einer Satzungsänderung.

Im Beirat saß bisher ein Vertreter des Investors, in Person von Lars Windhorst. Der Geldgeber hatte seinen Posten im vergangenen Jahr nach neuen Querelen allerdings geräumt. Jetzt bekommt 777 gleich zwei Sitze und damit auch ein wenig mehr Einfluss. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass in diesem Gremium die Finanzplanung des Vereins besprochen wird.

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