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Hertha BSC: Das Derby als Motivation im Abstiegskampf

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Inga Böddeling
Peter Pekarik meldet sich bei Hertha BSC zum Derby fit.

Peter Pekarik meldet sich bei Hertha BSC zum Derby fit.

Foto: ODD ANDERSEN / picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Ein Sieg im Derby würde Hertha neben drei wichtigen Punkten im Abstiegskampf auch Selbstvertrauen für den Saisonendspurt bescheren.

Berlin. Für Felix Magath war schon der Tag vor dem Derby „wie Weihnachten“. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den 1. FC Union stand ein Kräutertee auf dem Podest, extra für den Trainer von Hertha BSC. Der kam aber bereits mit einer dampfenden Tasse in der Hand in den Raum. „Doppelt hält besser“, sagt der 68-Jährige und grinst.

Dass beim Berliner Fußball-Bundesligisten gerade aber weniger die Zeit zum Abwarten und Tee trinken ist, weiß Magath natürlich. Die Situation ist brenzlig. Hertha steht mit 26 Punkten auf dem 17. Rang, einem direkten Abstiegsplatz. Die Konkurrenz weilt punktgleich oder mit einem Zähler Polster davor.

Magath und Hertha BSC setzen auf die Fans

„Wir haben jetzt noch sechs Endspiele“, erklärt Magath. Das Derby am Sonnabend (18.30 Uhr, Olympiastadion und Sky), das Stadtduell mit Union wird das erste. Für den Trainer wird die Partie ein Spiel wie jedes andere. Für das es am Ende im Idealfall eben drei Punkte gibt.

Magath ist allerdings lange genug im Fußball-Business dabei, um zu wissen, dass Derbys einen besonderen Reiz, einen enormen Wert haben. Für den Klub, für die Spieler und vor allem für die Fans. Die blau-weißen Anhänger könnten „nach einer nicht so guten Saison gegen einen Gegner aus der eigenen Stadt aufblühen“, weiß Magath.

Auf Hertha BSC wartet der Showdown im Abstiegskampf

Und auch der Mannschaft würde ein Erfolgserlebnis gegen den Rivalen aus Köpenick nicht schaden. Im Gegenteil. Die beiden bisherigen Derbys in dieser Saison gingen an das Team von Trainer Urs Fischer. Erst die leblose Vorstellung im November, als Hertha mit 0:2 noch gut bedient war. Dann das bittere 2:3 im Achtelfinale des DFB-Pokals im Januar.

Die dritte Chance kommt zu einem günstigen Zeitpunkt. Nach dem Berlin-Gipfel am Sonnabend wartet auf Hertha der Showdown im Abstiegskampf. Das Gastspiel bei Augsburg (16. April), dann das Duell im Olympiastadion gegen den VfB Stuttgart (24. April) und schließlich das Kräftemessen bei Arminia Bielefeld (30. April). Danach dürften die Verhältnisse im Tabellenkeller ein wenig klarer sein.

Hertha BSC hofft auf Stimmungsaufheller

Ein Derbysieg würde Schwung geben, Selbstbewusstsein und Zutrauen in die eigenen Qualitäten. Und könnte die Initialzündung sein, bevor es im Ringen um den Klassenerhalt so richtig ernst wird. „Das würde Positives bewirken, viel Energie geben. Jeder Sieg tut gut. Das kann ein ganz großer Stimmungsaufheller werden“, erklärt Fredi Bobic.

Herthas Sport-Geschäftsführer hat in den vergangenen Monaten mitansehen müssen, wie sich die Mannschaft selbst in die „Bredouille“ gebracht hat, wie er erzählt. Und auch Felix Magath hat seit seinem Amtsantritt vor gut vier Wochen schon festgestellt, dass die Spieler wollen. „Aber im Grunde können sie gerade nicht, weil sie noch zu sehr durcheinander sind, noch keine Sicherheit haben. Sie bleiben im Moment unter ihren Möglichkeiten.“

Niklas Stark bei Hertha BSC noch fraglich

Mut machen diese Aussagen vor dem Aufeinandertreffen mit Union weniger. Deswegen schiebt Cheftrainer Magath auch noch ein bisschen Optimismus nach: „Dennoch haben auch wir Chancen, dieses Spiel zu gewinnen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch gegen Union wieder eine Besserung sehen werden.“

Peter Pekarik soll dabei mithelfen. Der Rechtsverteidiger hatte unter der Woche das Training abbrechen müssen, meldete sich für das Derby aber fit. Bei Niklas Stark, der sich vergangenen Sonnabend beim 1:2 in Leverkusen am Sprunggelenk verletzt hatte, sollte das Abschlusstraining entscheiden.

Hertha BSC will ersten Derbysieg seit eineinhalb Jahren

Und dann wäre da auch noch der nicht zu verachtende Faktor Fans. Erstmals seit dem 19. Januar 2020 wird das Olympiastadion wieder ausverkauft sein. Der Großteil der 74.667 Zuschauer wird es mit den Blau-Weißen halten. Und auch da ist Magath lange genug im Geschäft, um zu wissen, welche Knöpfe er bei den Zuschauern drücken muss.

„Wir können diese schwierige Situation nur zusammen meistern und brauchen die Unterstützung von überall her“, fordert der Coach. „Die Spieler sind gewillt, aber der Mannschaft fehlt noch ein bisschen der Glaube, aber mit den Fans wird es leichter fallen, eine gute Leistung abzurufen.“

Die wird es brauchen, um den Stadtrivalen zu bezwingen. Um den ersten Derbysieg seit eineinhalb Jahren zu feiern. Und das – so viel dürfte in Herthas Notlage jedenfalls feststehen – würde sich sicher auch wie Weihnachten anfühlen.

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