Berlin. Pal Dardai grübelt, die Nacht war kurz. Die schwache Leistung seiner Profi bereitet den Trainer von Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Sorgen im Hinblick auf die anstehenden Spiele im Abstiegskampf. „Ich habe nicht viel geschlafen. Ich mache mir Gedanken: Wie kann das sein?“, sagte der 44 Jahre alte Ungar am Sonntag im Rückblick auf die 0:2-Niederlage bei Borussia Dortmund.
Nach einer für den Trainer zufrieden stellenden ersten Halbzeit, fehlten Mut und Wille im zweiten Spielabschnitt. „Das haben wir nicht gut gemacht. Wir haben so viele Offensivspieler auf dem Platz und es ist dabei nichts rausgekommen“, sagte Dardai, der von den Spielern „acht bis zehn Abschlüsse“ einfordert. Herauskam nicht einmal eine Ecke. „Das hat nicht reingepasst. Ich hatte eigentlich ein besseres Gefühl“, meinte der Trainer.
Pal Dardai: "Jeder Torwart macht solche Spiele"
Dass auch gerade die erfahrenen Rune Jarstein und Vladimir Darida dem Coach weniger Schlaf bescherten, hakte Dardai schnell ab. „Man muss nicht über Rune reden. Jeder Torwart macht solche Spiele“, sagte Dardai über den Fehler des zuvor starken Norwegers, der in der 54. Minute einen nicht sonderlich platzierten Fernschuss von Nationalspieler Julian Brandt zum 0:1 passieren ließ.
Doch selbst nach dem Rückstand stemmten sich die Berliner nicht gegen die 14. Niederlage im 25. Spiel. Zehn Minuten vor Schluss schwand mit dem Platzverweis von Darida nach einem groben Foul an Dortmunds Kapitän Marco Reus jegliche Hoffnung auf einen Punktgewinn. Jungstar Youssoufa Moukoko sorgte dann in der Nachspielzeit für den Endstand, der für Dardai nur noch statistische Bedeutung besaß.
Pal Dardai fordert mehr Elan und Begeisterung von seiner Mannschaft
Angesichts der leblosen Leistung seines Teams im zweiten Spielabschnitt sieht sich Dardai vornehmlich als Psychologe gefragt. „Wir müssen Elan und Begeisterung auf den Platz bringen. Das werde ich ansagen“, erklärte Dardai zum Trainingsauftakt am Dienstag, an dem der Ungar zudem seinen 45. Geburtstag begeht. Geschenke von der Mannschaft für das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/ Sky) erwartet Dardai dabei nicht. „Geschenke gehören in die Familie“, sagte Herthas Rekordspieler.
Wünsche allerdings wird der frühere ungarische Nationalspieler formulieren. Wie in seiner ersten Amtszeit fasst Dardai immer vier Spiele zu einem Paket zusammen, für das er eine Punktzahl erwartet. „Wenn wir gegen Leverkusen gewinnen, sind die Punkte da“, sagte Dardai, der gegen Bayer zum achten Mal an der Seitenlinie steht und als Vorgabe für die dann letzten vier Spiele zwischen vier bis sechs Punkte erwartet.
Dem 2:1 gegen Augsburg am 24. Spieltag sollen nach der Partie gegen Bayer weitere „Muss-Siege“ folgen: „Nach Leverkusen kommen anderen Mannschaften mit einem anderen Niveau. Diese Spiele müssen wir gewinnen.“ In der Liga-Schlussphase treffen die Berliner noch auf Mainz, Schalke, Bielefeld und Köln, die direkt mit Hertha um den Klassenverbleib kämpfen.
Und auch vor diesen Partien muss Dardai neben den körperlichen auch die mentalen Qualitäten seiner Profis wieder auf Vordermann bringen: „Es ist psychologisch nicht ganz einfach, wenn du so viele Spiele verlierst.“ Der Auftritt in der zweiten Halbzeit im Signal-Iduna-Park hat zudem die Zuversicht von Dardai geschmälert.