Berlin. Das Angebot klingt verlockend: „Wir sind bereit, bei Hertha BSC nochmals einhundert, einhundertfünfzig Millionen Euro Eigenkapital zu investieren, wenn der Bedarf bestehen sollte“, sagte Investor Lars Windhorst in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Über die genaue Höhe, den Zeitpunkt und die Modalitäten eines Nachschlags für den Berliner Fußball-Bundesligisten äußerte sich der 43 Jahre alte Unternehmer allerdings nicht.
In der Vergangenheit hatte Windhorst bereits laut über einen Börsengang des Klubs nachgedacht – ein Modell, für das Herthas Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller zuletzt jedoch „keine konkreten Pläne“ hatte. Auch Michael Preetz reagierte am Donnerstag eher verhalten. Darüber, „ob und wie“ eine weitere Windhorst-Zahlung „Sinn machen kann“, stehe man im Austausch, sagte Herthas Manager.
Jens Lehmann soll Herthas Geschäftsführung beurteilen
Im vergangenen Jahr hatte Windhorst insgesamt 224 Millionen Euro beim Hauptstadtklub investiert und sich so 49,9 Prozent an dessen ausgegliederter Profi-Abteilung gesichert. Die damit verbundenen vier Plätze im Aufsichtsrat der Hertha KGaA wird der Finanzier künftig unter anderem mit dem früheren Nationaltorwart Jens Lehmann und dem renommierten Trainer-Berater Marc Kosicke besetzen. „Über Form und Inhalt“ der Zusammenarbeit habe es noch „keinen unmittelbaren Austausch“ gegeben, sagte Preetz. Allerdings scheint Windhorst bereits sehr konkrete Vorstellungen zu haben.
Lehmann, der Ex-Coach Jürgen Klinsmann als sportlichen Berater des Geldgebers beerbt, soll dabei helfen, „die Entscheidungen der Geschäftsführung zu beurteilen – zum Beispiel, welche Spieler man kauft oder verkauft und wie man die Mannschaft aufstellt“. Klarer kann das Signal des Investors kaum sein: Manager Preetz und Trainer Bruno Labbadia stehen unter genauer Beobachtung. Die These des Coaches, wonach Lehman und Kosicke „nicht so ins sportlichen Geschehen eingreifen“, dürfte jedenfalls eher kurzfristig gelten.
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Hertha-Investor Lars Windhorst kritisiert die 50+1-Regel
In seinem langfristigen Plan, Hertha an die europäische Fußball-Elite zu führen, sieht sich Windhorst noch ganz am Anfang. Sein Engagement sei „für Jahrzehnte und nicht für Jahre“ angelegt, bekräftigte er. Kritisch äußerte sich der Geldgeber zur vieldiskutierten 50+1-Regel in Deutschland, die den Einfluss von Investoren regulieren soll.
Sich zu engagieren und „letztlich nichts zu sagen zu haben“, sei schwierig, meinte Windhorst, der in Berlin nicht nur die rein sportliche Entwicklung im Blick hat. Trotz der Corona-Krise mit all seinen Auswirkungen ist er überzeugt: „Es ist extrem wichtig, dass Hertha in den nächsten vier, fünf Jahren ein neues, reines Fußballstadion bekommt.“
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