Kommentar

Klinsmann bei Hertha: Schmusekurs war gestern

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Jürgen Klinsmann übernimmt bei Hertha

Jürgen Klinsmann übernimmt bei Hertha

Er soll als neuer Trainer den abstiegsbedrohten Verein zurück auf die Erfolgsspur bringen.

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Mit dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann verändern sich bei Hertha auch die Machtstrukturen, meint Jörn Lange.

Berlin. Wie nah Jürgen Klinsmann der Hertha-Familie steht, ließ sich Anfang Juni am Pazifik beobachten. Damals feierte der Tross des Berliner Fußball-Bundesligisten das Ende seiner Promotion-Tour in den USA, in intimem Rahmen, auf der Terrasse eines Nobelhotels am Strand von Santa Monica. Unter den Gästen weilte seinerzeit auch der unweit beheimatete Klinsmann, der Profis, Funktionsteam und Verantwortliche so herzlich begrüßte wie gute, alte Bekannte.

Seit Mittwoch ist der 55-Jährige nun plötzlich weit mehr als der gefühlte „Onkel aus Amerika“. Wenn man so möchte, ist er bis Saisonende das sportliche Familienoberhaupt. Eine drastische Rollenveränderung.

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Jürgen Klinsmann: „Wenn, dann richtig“

Schmusekurs und launiges Shakehands waren gestern, Klinsmann ist mit hochgekrempelten Ärmeln und reichlich personeller Unterstützung in die Hauptstadt gereist, im 100-Prozent-Modus. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, hat er bei seiner Vorstellung gesagt. Anders ausgedrückt: In Westend weht fortan ein anderer Wind, die bestehenden Strukturen werden aufgebrochen.

Von einer Machtübernahme könne keine Rede sein, betonte Manager Michael Preetz zwar, doch wie häufig der Name Lars Windhorst in der 45-minütigen Pressekonferenz zu Klinsmanns Vorstellung fiel, wird auch ihm nicht entgangen sein. Der 224-Millionen-Euro-Investor und sein verlängerter Arm Klinsmann haben im Klub nun massiv an Einfluss gewonnen, gemeinsam wollen sie den strauchelnden Hauptstadtverein zu einem „Big City Club“ (Windhorst) transformieren.

Klinsmanns Trainer-Engagement ist zwar nur bis Saisonende angelegt, doch der Schwabe, der von Windhorst erst kürzlich in den Aufsichtsrat der Hertha KGaA gehievt wurde, wird nicht müde zu betonen, dass er langfristig in Berlin wirken will. Die Frage ist nur, in welcher Funktion. Dass er sich perspektivisch mit seinem (nun ruhenden) Aufsichtsratsmandat begnügt, ist bei der aktuellen Entwicklung schwer vorstellbar.

Welche Rolle spielt Manager Preetz?

Sicher, auch Herthas bisherige Macher haben in den vergangenen Jahren schon an etlichen Stellschrauben gedreht. Verglichen mit der forschen Erneuerer-Attitüde, die Klinsmann schon beim Nationalteam oder bei Bayern München umwehte, erinnern diese Bemühungen jedoch eher an das zähe Mäandern durch den verstopften Berliner Stadtverkehr.

Windhorst und Klinsmann wollen indes den Turbo zünden. Welche Rolle dabei für Manager Preetz bleibt, der von einem „Miteinander“ spricht? Dazu passt wohl kein Satz besser als Klinsmanns Generalantwort am Mittwoch: „Es wird spannend.“

Hintergrund: Wer spielt im System Klinsmann welche Rolle?