NATIONALMANNSCHAFT

Löw bestätigt: Niklas Stark gibt Debüt gegen Argentinien

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Uwe Bremer
Bisher darf Niklas Stark (r.) das Nationaltrikot nur im Training tragen, hier bei einer öffentlichen Einheit in Aachen mit Timo Werner.

Bisher darf Niklas Stark (r.) das Nationaltrikot nur im Training tragen, hier bei einer öffentlichen Einheit in Aachen mit Timo Werner.

Foto: Foto: Treese / imago

Sechs Länderspiele hat Bundestrainer Löw Herthas Abwehrchef nicht eingesetzt. Mittwoch gegen Argentinien steht Stark in der Startelf

Berlin. Auch wenn Lionel Messi und Angel Di Maria nicht im Aufgebot von Argentinien stehen: Beim Testländerspiel am Mittwoch in Dortmund kommt auf die deutsche Abwehr richtig Arbeit zu (20.45 Uhr/RTL). So legten beim Topspiel in Italien die Angreifer Paulo Dybala, Lautaro Martinez und Gonzalo Higuain einen argentinischen Tango hin: In einer spektakulären Partie sorgten Dybala (4. Minute) und Higuain (80.) mit ihren Toren für einen 2:1-Sieg von Juventus Turin beim zuvor ungeschlagenen Spitzenreiter Inter Mailand. Für die Gastgeber hatte Martinez getroffen (18./Handelfmeter).

Gegen Deutschland werden in der argentinischen Startelf Dybala und Martinez erwartet. Eine reizvolle Aufgabe, die aller Voraussicht nach auf Niklas Stark wartet. Der Abwehrchef von Hertha BSC ließ nach dem Bundesliga-Sieg gegen Düsseldorf (3:1) durchblicken, dass er starke Signale von Bundestrainer Joachim Löw erhalten habe, dass es diesmal mit seiner Länderspiel-Premiere klappen werde. „Das war schon mehr als ein Augenzwinkern“, sagte Stark beim Streamingdienst DAZN.

Der Bundestrainer wurde am Tag vor dem Spiel konkret: „Morgen schlägt die Stunde von Niklas Stark. Er wird in jedem Fall von Beginn an spielen.“

Stark saß sechs mal auf der Bank

Überfällig ist es: Seit März war Stark dreimal vom Bundestrainer eingeladen worden. Sechs Länderspiele hat er von der Bank aus verfolgt, ohne das ersehnte Zeichen für einen Einsatz zu bekommen. So lange hat Löw in seiner Amtszeit seit 2006 noch nie einen nominierten Spieler auf sein Debüt warten lassen.

Bei den Experten im Lande hat Stark bisher kein Renommee. Vor den Länderspielen gegen Argentinien und am Sonntag in der EM-Qualifikation in Estland zog das Fachmagazin „Kicker“ auf vier Seiten Zwischenbilanz nach einem Jahr Umbruch unter Löw. Dort tauchen viele Themen auf, es geht auch um die Abwehr. Es werden viele Namen und mögliche Alternativen genannt – der Name Stark jedoch wird nicht erwähnt.

Löw hat Stark seit 2016 auf dem Zettel

Die Binnensicht des Bundestrainers ist eine andere. So antwortete Joachim Löw bereits im Oktober 2016 bei einem Morgenpost-Interview in Berlin auf die Frage, ob Mitchell Weiser der nächste Nationalspieler von Hertha werde, sinngemäß: Möglicherweise. Dann fügte der Bundestrainer an, eigentlich habe er einen anderen Herthaner auf dem Zettel: „Niklas Stark.“

Der Innenverteidiger von Hertha war zu jenem Zeitpunkt noch U21-Nationalspieler, sollte 2017 ein Schlüsselspieler werden beim Gewinn der U21-Europameisterschaft (1:0 im Finale gegen Spanien).

Löw hat Spieler für bestimmte Positionen meist perspektivisch im Blick. Nach der Aussortierung der Weltmeister Jerome Boateng und Mats Hummels läuft das Casting: Wer gehört zur Innenverteidigung im Nationalteam für die EM 2020 und die WM 2022. Zudem hat sich die Bedeutung der Position verändert: Über viele Jahre hat die DFB-Elf stets mit zwei Innenverteidigern in einer Vierer-Abwehrkette gespielt. In den letzten zehn Länderspielen bot der Bundestrainer aber sechs Mal eine Abwehrkette mit drei Innenverteidigern auf. „Wir müssen mehrere Systeme beherrschen und variabel sein“, so Löw.

Es geht um die EM 2020 und die WM 2022

Im Pool der zentralen Abwehrspieler ist Niklas Süle (24 Jahre/FC Bayern) die Nummer eins. Weiter im Rennen: Antonio Rüdiger (26/FC Chelsea), Jonathan Tah (23/Leverkusen), Thilo Kehrer (23/Paris St. Germain) sowie Matthias Ginter (25/Mönchengladbach) – und eben Stark (24).

Schon klar, alle Konkurrenten haben den Vorteil, mit ihren Klubs in der Champions oder Europa League (Gladbach) im Einsatz zu sein. Deshalb werden ihre Leistungen stärker registriert. Kann man es auch von einem Mittelfeld-Klub wie Hertha in die deutsche Nationalelf schaffen?

Stark will gegen Argentinien den Beweis antreten: na klar.

Covic hat Stark zum Vizekapitän befördert

Zu seinen Gunsten ist zu sagen: Stark hat sich körperlich entwickelt. Aus dem Schlacks, der 2015 vom 1. FC Nürnberg nach Berlin gewechselt war, ist ein muskulöser Abwehrspieler geworden. In der vergangenen Saison hat Stark eine weiteren Entwicklungsschritt gemacht. Zu seiner Athletik hat er an Ausstrahlung gewonnen. Deshalb hat Löw ihn seit März zu jedem Länderspiel eingeladen. Auch Hertha-Trainer Ante Covic hat die Entwicklung seines Abwehrchefs gefördert und Stark im Sommer zum Vizekapitän ernannt.

Und die deutsche Abwehrzentrale ist aktuell nicht gut besetzt: Rüdiger und Kehrer fehlen im Aufgebot. Ginter musste seine Länderspiel-Teilnahme absagen, er fällt mit einer Schulterverletzung mehrere Wochen aus. Auch, wenn der Bundestrainer Innenverteidiger Robin Koch (21/SC Freiburg) am Montag nachnominiert hat: Jetzt ist der Herthaner an der Reihe: Am Mittwoch in der Neuauflage des WM-Finales von 2014 wird Niklas Stark der 102. Debütant in der Ära Löw.