Bundesliga

Darida lässt Hertha gut aussehen

| Lesedauer: 5 Minuten
Dominik Bardow
Herthas Vladimir Darida (l.) im Zweikampf mit dem Kölner Marco Höger.

Herthas Vladimir Darida (l.) im Zweikampf mit dem Kölner Marco Höger.

Foto: nordphoto / Meuter / picture alliance / nordphoto

Herthas Mittelfeldspieler Vladimir Darida glänzt in neuer Rolle und wird damit zum Mutmacher für das Duell am Freitag gegen Düsseldorf.

Berlin. Das Andenken war deutlich sichtbar. Als Vladimir Darida am Dienstnachmittag am Training von Hertha BSC teilnahm, prangte noch eine lange Schramme auf seinem rechten Schienbein. „Das sieht nicht schön aus“, hatte Darida schon nach dem 4:0 am Sonntag beim 1. FC Köln gesagt. „Aber in ein paar Tagen wird das wieder.“

Der Tscheche hatte es mit einem Lächeln gesagt. Denn seine Beine waren es maßgeblich, die den Berlinern im Rheinland einen Kantersieg beschert hatten. Den eingewechselten Doppeltorschützen Vedad Ibisevic einmal außer Acht gelassen, selbst die sicherlich starken Javairo Dilrosun und Dedryck Boyata, die ebenfalls trafen, vernachlässigend – der überragende Mann war Darida, der Doppeltorvorbereiter.

„Vladi versteht Fußball, er ist sich nicht zu schade, sich für die Mannschaft zu opfern und Wege zu machen, damit andere gut aussehen“, lobte Trainer Ante Covic am Montag, nach der turbulenten Rückkehr von Köln nach Berlin, bei der ein Blitz Herthas Charter-Flieger getroffen hatte. Die Mannschaft kam mit einem Schrecken davon.

Darida läuft 13 Kilometer gegen Köln

Wie schon zur Halbzeit gegen Paderborn für den formschwachen Ondrej Duda ins Team gerückt, war der lauffreudige Darida in Köln an allen Ecken des Feldes zu finden. Mit 13 zurückgelegten Kilometern war der 29-Jährige wieder mal der Fleißigste auf dem Feld. „Entscheidend ist, dass er den Tempo-Unterschied machen kann, aus dem Trab ins Sprinten kommt, bei Ondrej war leider zuletzt alles im Einheitstempo“, erklärte Covic, aber mahnte auch: „Wichtig ist, dass Vladi nicht zu viele Umsonst-Wege macht.“ Das war in Köln kaum der Fall. Darida bereite nicht nur zwei Tore vor, er hatte auch sonst bei fast jeder entscheidenden Aktion seinen Fuß im Spiel. Oder sein Schienbein.

So geschehen kurz vor der Halbzeit, als Darida an der Mittellinie unsanft von Jorge Meré abgeräumt wurde. Den schmerzlichen Beweis am Bein entblößte er danach lieber nicht. Ein Rote Karte für Köln bei Berliner 1:0-Führung, das war der Knackpunkt des Spiels, fand hinterher auch Darida, „wir waren in der klar besseren Position“.

Auch, weil Darida in einer klar besseren Position spielte als zuletzt. Zu Saisonbeginn im defensiven Mittelfeld neben Marko Grujic bisweilen überfordert, sah es in Köln fast so aus, als gebe der 1,72 Meter kleine Tscheche die zweite Sturmspitze. „Nee, ich war mehr Zehner“, klärte er später auf. „Es hat nur ausgesehen wie ein 4-4-2.“

Im Sommer galt Darida als Verkaufskandidat

Fakt ist, dass der frühere Freiburger viele Freiheiten genoss auf der neuen Position. Die Kölner störte er stets am Ball, die ihn dagegen selten: So gut spielte Darida seit Beginn seiner Berliner Zeit nicht mehr. Im fünften Jahr ist der gebürtige Pilsener damit wertvoll wie selten zuvor und steht sinnbildlich für den neuen Hertha-Stil.

„Wir wollten den Sieg erzwingen“, sagte Trainer Ante Covic nach den letztlich erfolgreichen Spielen gegen Paderborn und Köln. Wobei sich die Aufsteiger bemerkenswert leicht zu Fehlern zwingen ließen. Das dürfte am Freitagabend gegen Fortuna Düsseldorf ungleich schwerer werden (20.30 Uhr/Sky). Die Mannschaft von Friedhelm Funkel könnte sich im Olympiastadion weit zurückziehen, da braucht es Anläufer, die da stören – wie Darida. „Wir müssen so gut weiterspielen wie in Köln“, fordert er.

Es ist eine besondere Ironie, dass ausgerechnet der dauerunterschätzte Darida ein Schlüsselfaktor für den neuen Erfolg werden könnte. Im Sommer, als Hertha erstmals über 30 Millionen Euro für neue Spieler ausgab, galt der stille Tscheche als Verkaufskandidat. Aufgrund diverser Verletzungen war er in der abgelaufenen Saison nur auf zehn Einsätze gekommen.

„Er braucht viel Zuspruch“

„Vladi ist ein hochsensibler Mensch, er braucht viel Zuspruch“, sagt sein Coach Ante Covic, „aber er erarbeitet sich alles in seinem Leben und ist kein Spieler, der Geschenke haben will.“ Also blieb Darida den Urlaub über in Berlin, trainierte individuell und kam topfit zum Auftakt der Vorbereitung.

Zudem wurde er im Juni Vater, was ihm weiteren Aufschwung gab. In den Testspielen glänzte Darida, landete aber nach schwächeren Leistungen des ganzen Teams zu Saisonbeginn und einer Länderspielreise im September sogar auf der Tribüne. Aber im Training „drückt er Tag für Tag ab, dass du sagst: Der muss wieder auf die Weide“, erkannte Covic an.

Auch damit die Balance im Mittelfeld wieder stimmt. „Dass wir in Köln erstmals zu Null gespielt haben, war wichtig fürs Selbstbewusstsein“, sagt Darida, der als erster Verteidiger neben der Sturmspitze mit für neue Stabilität sorgt. Und auch seine Beine dabei nicht schont.