Minneapolis. Das „Ha-Ho-He“ saß schon perfekt. Zum abschließenden Gruppenbild mit Herthas Profis schmetterten die Schülerinnen und Schüler der German Immersion School in St. Paul den Berliner Schlachtruf so inbrünstig, als hätten sie jahrelang in der Ostkurve des Olympiastadions gestanden. Manager Michael Preetz konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Genau so hatten sich die Hertha-Verantwortlichen die US-Tour des Klubs vorgestellt.
Fans gewinnen, neue Zielgruppen erschließen, in neue Märkte schnuppern – so die Mission des Fußball-Bundesligisten bis Monatsende. Am Dienstagmittag (Ortszeit) klappte das offenbar ganz hervorragend. „Das hat sooo viel Spaß gemacht“, schwärmte Simona (13) mit leuchtenden Augen, „die Spieler waren total nett.“ Ab sofort werde sie den Hertha-Stars bei Instagram folgen.
Haustiere und Hobbys interessieren
Mehr als zwei Stunden waren die Profis in der Einrichtung zu Gast, in der vom Kindergarten bis zur achten Klasse nur Deutsch gesprochen wird. Die knapp 600 Schüler durften die Spieler zunächst im Klassenverband interviewen und stellten jene knallharten Fragen, die sich Sportjournalisten nicht zu stellen trauen.
Hast du ein Haustier? Was ist deine Lieblingsfarbe? Welches Auto möchtest du dir kaufen? Was hast du für Hobbys (das Antwortspektrum reichte hier von Angeln über Boxen bis Schlafen). „Das war lustig“, sagte Mittelfeld-Routinier Per Skjelbred, der genauso geduldig Rede und Antwort stand wie seine Kollegen.
Starke Konkurrenz auf dem Sportmarkt
Ohne Fußball wäre eine Promotiontour allerdings nichts Halbes und nichts Ganzes, und so ging es abschließend auf den gigantischen Sportplatz der Schule. Dort ließ sich jedoch auch erkennen, welch weiten Weg Hertha auf der Jagd nach Fans noch vor sich hat.
Im Gewusel blitzen vor allem Trikots der Nationalelf auf, daneben auch Jerseys von Bayern München, Barcelona und sogar vom SC Freiburg. Immerhin: Zwei Hertha-Shirts waren auch dabei.
Wer sich unter den Kindern umhörte, erntete erwartbare Antworten. Ob er schon mal ein Bundesligaspiel gesehen habe? „Nein“, sagte André (14), und auch Sofie und Marie (beide 13) gaben zu: „Ich habe vorher nicht gewusst, wer die sind.“
Wie nachhaltig ist die Begeisterung?
Natürlich haben die ur-amerikanischen Sportarten nach wie vor die Nase vorn. Baseball, American Football, Basketball und Eishockey stehen höher im Kurs, „aber ich habe gehört, dass Hertha sehr gut ist“, sagte Kensley (9). Darüber lässt sich bekanntlich streiten. Die Abschlusstabelle der abgelaufenen Saison weist die Berliner auf Platz elf aus, aber das muss man den neuen Fans natürlich nicht auf die Nase binden.
Von WM-Teilnehmer Marvin Plattenhardt über Reservist Pascal Köpke bis zu Youngstern wie Torwart Dennis Smarsch oder Abwehrspieler Florian Baak – sie alle gaben sich nahbar, freundlich, sympathisch. Die Herzen der Kinder scheinen sie damit erreicht zu haben. Auf die Frage, ob sie nun alle Hertha-Fans seien, riefen Elliot, Alex, Anna, Adelyn und Elsa (alle neun Jahre) ein beherztes: „Jaaaaaa!“ Bleibt abzuwarten, wie lange die Begeisterung anhält.