Bundesliga

Hertha wartet seit 320 Minuten auf ein Tor

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Uwe Bremer
Hertha-Trainer Pal Dardai (3.v.r.) hofft auf die Torjäger-Qualitäten von Davie Selke (Nr. 27).

Hertha-Trainer Pal Dardai (3.v.r.) hofft auf die Torjäger-Qualitäten von Davie Selke (Nr. 27).

Foto: Foto: Gora / dpa

Wie Trainer Pal Dardai sein Team motiviert, für das es um nichts mehr geht. Gegner VfB Stuttgart beneidet Dardai um diese Situation

Berlin. Weder der Kampf um den Klassenerhalt ist ein Thema noch der Kampf um einen Europacup-Platz. Hertha liegt als Liga-Elfter abseits aller spannenden Entscheidungen. Trainer Pal Dardai weiß, dass mit der letzten Saisonpartie am 18. Mai seine Cheftrainer-Zeit bei Hertha beendet sein wird. Dennoch ist die Erwartung, dass alle Beteiligten die ausstehenden Spiele ernst nehmen und mit Bedeutung aufladen. Schließlich werden am Sonnabend im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart knapp 50.000 Zuschauer Eintritt an den Kassen des Olympiastadions entrichten (15.30 Uhr).

Spieler, Verein und Umfeld wollen nach Jahren der Saisonendspurt-Tristesse endlich mal mit einem positiven Finale in die Sommerpause gehen. „Ein Sieg wäre gut“, sagt Innenverteidiger Karim Rekik mit Blick auf die vergangenen Wochen mit fünf Niederlagen und zwei Unentschieden. Routinier Salomon Kalou findet: „Die letzten beiden Spiele waren besser, gegen Stuttgart wollen wir gewinnen.“

Pal Dardai: Ich spüre keine Wehmut

Dafür muss Hertha wieder mal ein Tor schießen. Seit mehr als drei Spielen, um genau zu sein seit 320 Minuten, wartet der Hauptstadt-Klub auf ein solches Erfolgserlebnis. Das letzte datiert vom 6. April (beim 1:2 gegen Düsseldorf). „Wir hatten in Frankfurt mehrere Chancen“, erinnert Trainer Pal Dardai an die Nullnummer bei der Eintracht, „leider ist uns das nicht gelungen.“ Der Ungar ist sich sicher: „Wir brauchen dieses eine Dosenöffnertor – dann kommt der Rest von selbst.“

Dardai, seit 1997 dabei, Klubikone und Fanliebling, bekommt nun sentimentale Fragen gestellt. Ob er Abschiedswehmut habe, bei seinem vorletzten Heimspiel? Dardai wundert so etwas. „Ich spüre keine Wehmut, keine Abschiedsstimmung – ich schwimme seit über 20 Jahren bei Hertha immer mit. Ich genieße das, alles optimal.“

Manager Michael Preetz befindet sich derzeit auf der Suche nach einem Dardai-Nachfolger, der im Sommer die Arbeit aufnehmen soll. Er wird gefragt, dass der eine oder andere Trainer-Name für Aufregung sorge. Ob die Suche schwierig sei, weil derzeit gefühlt die ­halbe Liga einen Trainer suche. Preetz runzelt die Stirn: „Erst muss man mal klären: Wer ist aufgeregt? Ich bin ruhig.“ Egal, was los ist: „Wir müssen unsere Entscheidung treffen.“ Preetz hielt es ähnlich wie Dardai: Eine Antwort ­gegeben – aber eigentlich keinen ­Einblick gewährt.

Jordan Torunarigha kehrt zurück

Also geht es um die Taktik gegen Stuttgart. Dardai sagt, dass er über eine Fünfer-Abwehrkette nachdenkt, weil Jordan Torunarigha wieder zur Verfügung steht. Dann ist ein Abwehrzentrum mit Fabian Lustenberger, Rekik und Torunarigha denkbar, dazu Valentino Lazaro und Maximilian Mittelstädt als Außenverteidiger.

Der VfB, der als 16. jeden Punkt im Überlebenskampf braucht, kommt mit einem neuen Trainer. Nico Willig (39) hat den erfolglosen Markus Weinzierl abgelöst. Der Interimscoach, mit einem 1:0 gegen Gladbach gestartet, sagt mit Blick auf die Diskussionen bei Hertha: „Wir würden auch gern im ­Niemandsland stehen“, so Willig. ­„Insofern hat Hertha eine Leistung erbracht. Sie können jetzt befreit ­aufspielen.“