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Pal Dardai: „Die Klatsche ist nicht schlecht“

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Uwe Bremer
Frust bei Hertha-Trainer Pal Dardai (l.) und Maximilian Mittelstädt nach dem 0:5 in Leipzig

Frust bei Hertha-Trainer Pal Dardai (l.) und Maximilian Mittelstädt nach dem 0:5 in Leipzig

Foto: Martin Rose / Bongarts/Getty Images

Nach dem Desaster in Leipzig steht Trainer Dardai vor der Herausforderung, Hertha im Niemandsland der Tabelle unter Spannung zu halten

Berlin. Es fehlte nicht an klaren Worten. „Das war das schlechteste Hertha-Spiel, seit ich hier bin“, sagte Rainer Widmayer am Tag nach der 0:5-Pleite von Hertha BSC bei RB Leipzig. Der Co-Trainer, seit Februar 2015 dabei, stand den Medien in Berlin Rede und Antwort, weil sein Chef Pal Dardai zeitgleich in München bei Pay-TV-Sender Sky in einer Talkrunde („Wontorra“) saß.

Niklas Stark, Abwehrchef von Hertha, sagte: „Das war einfach Sch… von uns. Wir hatten uns vorgenommen, gut zu verteidigen, aber das ist uns überhaupt nicht gelungen, wir haben vorne keinen Zugriff bekommen. Wir haben viel zu spät begriffen, dass wir dann mal tiefer stehen müssen. Da muss eigentlich das Kommando von mir kommen.“

Zu viel Lockerheit, zu wenig Anspannung

Pal Dardai sagte bei „Wontorra“ zu seiner Abwesenheit in Berlin: „Das ist besser für die Ruhe. Wenn ich da gewesen wäre, wer weiß, was passiert wäre. Ein bisschen Abstand ist besser.“ Auf der Suche nach Gründen für die höchste Saisonpleite redete der Hertha-Trainer nicht drum herum: „Das war ein schwarzer Tag.“ Die Lage als Liga-Zehnter, „im Niemandsland“ bekomme der Mannschaft nicht. Sowohl die Einheiten am Donnerstag und Freitag als auch die Stimmung im Team am Spieltag habe ihm nicht gefallen: „Es war ein Tick zu locker. Die letzte Spannung war nicht da, das habe ich schon in der Kabine ­gespürt.“

Für Dienstag, den nächsten Trainingstag, stellte Dardai seiner Mannschaft einen „ehrlichen Dialog“ in Aussicht. „Ich bin ein Trainer, der die Meinung seiner Spieler hören will.“ In Leipzig standen außer dem überzeugenden Torwart Rune Jarstein und dem soliden Stark so gut wie alle Spieler neben den Schuhen. Um die Sinne für den Saisonendspurt zu schärfen, hofft Dardai: „Die Klatsche ist nicht schlecht“ … von wegen kalter ­Dusche und „hallo Wach-Effekt“.

Dardai verabschiedet sich vom Ziel Europa

Aber natürlich stellen sich weitere Fragen. Mit der Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb beschäftigt der Ungar sich nicht mehr. „Europa können wir eigentlich abschreiben“, sagte Dardai. „Mathematisch haben wir die ­Chance. Aber Hertha hat es nie geschafft, dreimal hintereinander zu gewinnen.“

Die heftige Niederlage bei den ungeliebten Leipzigern beschäftigt auch die Fans. Bei Immerhertha.de, dem Blog der Berliner Morgenpost, wird gefragt, ob Dardai bei all seinen Verdiensten noch der richtige Trainer sei, um die Mannschaft weiterzuentwickeln.

Unterstützung von Manager und Präsident

Dardai verwies bei dem Thema auf die Hertha-Philosophie, junge Spieler auszubilden, taktisch variabel und attraktiv spielen zu wollen. Gleichwohl räumte er ein, dass Hertha „zu viele Punkte liegen gelassen hat“. Eine Kritik, die sowohl auf die Hin- als auch die Rückrunde zutrifft. Die Analyse würde zeigen, dass es vor allem individuelle Fehler sind, die die Mannschaft um den Lohn der Arbeit bringen würden. Ohne, dass er es exakt so formuliert, schwang bei Dardai mit: Das ist der Preis, den man als Verein zahlt, der viele junge Spieler ausbildet.

Er warb für den „ehrlichen und realistischen Weg“ von Hertha. Er genieße die Unterstützung von Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer, sagte Dardai. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Preetz es Dardai im vergangenen Dezember schriftlich gegeben hat, dass der Ungar auch in der kommenden Saison 2019/20 die Profis trainiert wird.

Preetz fordert Team und Trainer

Allerdings hatte Preetz im Winter auch eine Entwicklung von Team und Trainer gefordert: „Wir sollten auch mal den Beweis antreten, dass wir in der Lage sind, eine bessere Rückrunde als Hin­runde zu spielen.“

De facto tut sich Hertha aber wie seit Jahren erneut schwer mit der zweiten Saisonhälfte. Bisher sind es im neuen Jahr gerade elf Zähler. Dardai mag von der vom Manager geforderten Wiederholung des Hinrunden-Resultats (24 Punkte) nichts wissen. Er wäre ­ zufrieden, würde Hertha bis zum Saisonende wenigstens 20 Zähler holen.

Eines sollte ungeachtet der Vertragssituation vom Dardai diesmal nicht passieren: Dass Hertha die Saison ein weiteres Mal einfach so austrudeln lässt. Das Trainerteam ist gut beraten, Hebel zu finden, die Hertha zu neuem Schwung verhelfen, beginnend mit dem Heimspiel am Sonnabend gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr, Olympiastadion).

Widmayer: Ich breche den Stab nicht über meine Mannschaft

Co-Trainer Widmayer sagte: „Wir müssen klar und deutlich ansprechen, was nicht gut gelaufen ist. Und uns darauf konzentrieren, was uns auszeichnet.“ Er sei „enttäuscht“, werde aber „nicht den Stab brechen über meine Mannschaft. Weil sie gegen Dortmund, Bayern oder Gladbach gezeigt hat,