Berlin. Sich nach Festwochen wieder in den Alltag einzufinden, fällt nicht immer leicht. Ein Höhepunkt jagte den nächsten, und plötzlich ist da wieder das Gewöhnliche, welches bewältigt werden will. Oder wie im Fall von Hertha BSC, bewältigt werden muss. Die Fußballer des Berliner Bundesligisten stehen vor eben jener Aufgabe. Der Februar war voll von Highlight-Spielen, zweimal ging es gegen den FC Bayern, ein anderes Mal zu Borussia Mönchengladbach, wo nach über zehn Jahren wieder ein Sieg gelang (3:0). „Das sind die Spiele, bei denen das Adrenalin automatisch ein bisschen höher ist“, sagt Niklas Stark.
Das ist nur menschlich und für den Moment mag das helfen, nun aber warten am Sonnabend mit dem FSV Mainz und eine Woche später beim SC Freiburg zwei Gegner, die nicht unbedingt im obersten Regal angesiedelt sind, deren Bezwingen aber ungemein wichtig ist, will man die eigenen Ziele nicht früh aus den Augen verlieren.
Die meisten Spieler können das leidige Thema nicht mehr hören, aber auch in diesem Jahr ist es so, dass der Start in die Rückrunde weniger erfreulich verlief als der im Spätsommer. Nach den ersten sechs Spielen hatte Hertha in der Hinserie 13 Punkte gesammelt, aktuell nach dem Jahresstart sind es acht. „Wir haben aus den letzten drei Begegnungen vier Punkte geholt. Das ist jetzt nicht schlecht, aber es wäre auch mehr möglich gewesen“, sagt Stark. Gegen Bremen etwa, als die Mannschaft in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich zum 1:1 hinnehmen musste. Oder gegen den FC Schalke (2:2), das bisher eine schwache Rückserie spielt.
Vier aus den letzten drei Partien
Es sind diese vermeintlichen Pflichtpunkte, die Hertha am Ende auf dem Weg nach Europa fehlen könnten. Wer den Anschluss ans obere Drittel halten will, muss die Hausaufgaben gegen Mainz und dann in Freiburg erledigen. „Solche Partien bestimmen die Richtung einer Saison“, sagt Stark.
Hertha gehört in dieser Spielzeit zu den am schwersten einzuschätzenden Bundesligisten. Als Tabellenzehnter liegen die Berliner im absoluten Mittelfeld. Ein Unterschied zum vergangenen Jahr ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Allerdings hat sich das Team spielerisch entwickelt, es spielt besser Fußball und lockt wieder mehr Zuschauer ins Olympiastadion. Im Schnitt verfolgten bisher 46.746 Zuschauer Herthas elf Heimspiele. Einmal war das Stadion ausverkauft (im September beim 2:0 gegen die Bayern). In der Spielzeit 2017/18 lag der Schnitt bei 42.945 Fans, keine Begegnung war von den Besuchern her voll ausgelastet. Die ballbesitzorientierte Spielweise, die Trainer Pal Dardai inzwischen bevorzugt, kommt beim Publikum an.
Der letzte Heimsieg datiert von Anfang Dezember
Nun wäre hilfreich, wenn auch die Ergebnisse stimmen. Das Heimspiel gegen Mainz (0:2) gehörte im Vorjahr zu Herthas schwächsten Auftritten. Wiedergutmachung ist angesagt. Der letzte Heimsieg ist auch schon etwas her: Seit dem 1:0 gegen Frankfurt am 8. Dezember gab es im Olympiastadion drei Remis und eine Niederlage. Dardai will die Partie offensiv angehen. „Es geht um Ballbesitz – und darum, etwas daraus zu machen“, sagt Herthas Trainer. In diesem Bereich ist die Entwicklung des Teams am deutlichsten nachvollziehbar. Inzwischen können die Spieler auch gegen tief stehende Gegner mit dem Ball Lösungen finden. Nicht immer, aber immer öfter.
In der Hinrunde gab es gegen Mainz (0:0) und Freiburg (1:1) jeweils Unentschieden, die im Spätherbst als Euphoriebremse eine ähnliche Wirkung hatten wie Dauerregen im Oktober. Aber anders als vor fünf Monaten ist Marko Grujic wieder dabei, eine Knöchelverletzung hatte den Serben damals ausgebremst. An seinem Mitwirken hing lange die Tagesform der Mannschaft, das hat sich inzwischen relativiert.
Einsatz von Torunarigha unwahrscheinlich
Wie die Personalsituation gegen Mainz im Detail aussieht, ist ungewiss. Bei Jordan Torunarigha ist ein Einsatz unwahrscheinlich. Auf den Verteidiger war vor allem in den Spielen gegen die Großen der Branche oft Verlass. Den wichtigen Alltag müssen seine Kollegen wohl erst einmal ohne den U21-Nationalspieler bewältigen.