Berlin. Mit seinem Frust hielt er nicht hinterm Berg. „Why always me?“ – warum immer ich?, schrieb Jordan Torunarigha dieser Tage bei Twitter. Auslöser war seine erneute Verletzung an der Achillessehne, eine Blessur, die ihm schon im September und Oktober eine fünfwöchige Zwangspause beschert hatte. Nun muss das 21 Jahre alte Abwehrtalent von Hertha BSC seinen Fuß schon wieder ruhigstellen. Beim Berliner Bundesligisten rechnen sie mit mindestens zehn Tagen Pause. Ein Ausfall, der Trainer Pal Dardai ein paar Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
„Dass Jordan verletzt ist, ist schade für uns und schade für ihn“, sagt der Ungar, „denn er hat zuletzt richtig stabil gespielt.“ Beim jüngsten 1:1 gegen Bremen übernahm er den linken Part in der defensiven Dreierkette und war mitverantwortlich dafür, dass Werders starke Angreifer bis zur Nachspielzeit verzweifelten. Eine Woche zuvor, beim 3:0 in Mönchengladbach, war er als linker Verteidiger in der Viererkette aufgelaufen, verdrängte dort Marvin Plattenhardt und gewann gefühlt jeden Zweikampf.
Am Sonnabend (15.30 Uhr) bei Bayern München wäre es nun wohl eigentlich zum Rück-Tausch gekommen. Nach Torunarighas Verletzung wäre die Rückkehr zur Viererkette und die Hereinnahme Plattenhardts eine naheliegende Option für Dardai gewesen. Doch daraus wird nichts.
Wie Hertha zu Wochenbeginn bekannt gab, fällt der WM-Teilnehmer wegen muskulärer Probleme ebenfalls für mindestens zwei Partien aus, und auch wenn sich Plattenhardt nicht auf seinen Social-Media-Accounts äußerte, dürfte er sich ähnlich stark ärgern wie Torunarigha. Unter Dardai bislang fast durchgängig erste Wahl, hatte der 27-Jährige zuletzt zweimal in Folge auf der Bank Platz nehmen müssen. Nun hätte er durch Torunarighas Verletzung wieder Pluspunkte sammeln können, hätte nicht das Verletzungspech einen Strich durch diese Rechnung gemacht.
Wie Dardai den Doppelausfall der Linksfüße gegen den Rekordmeister kompensieren wird? Nun, seine Gedankenspiele behielt der Trainer vorerst für sich, allzu viel Zuversicht verströmte er allerdings nicht. Bis zu Torunarighas Auswechslung „hat der Motor gut funktioniert“, gab er zu bedenken, „danach musste ein neuer Spieler in die Kette und da hat man gespürt: Das ist nicht so gut für uns.“
Mit dem formstarken Maximilian Mittelstädt (21) steht Dardai immerhin noch ein gelernter Linksverteidiger zur Verfügung, nur wird der aktuell auf dem linken Flügel benötigt. Javairo Dilrosun kehrte zwar am Dienstag ins Teamtraining zurück, ist für München aber noch keine Option. Selbiges gilt für Rechtsaußen Mathew Leckie, weshalb der flexible Salomon Kalou auf der rechten Außenbahn benötigt wird – zumindest, wenn Dardai nicht allzu viel experimentieren will. Eine Alternative auf dem rechten Flügel wäre Sommerzugang Pascal Köpke (23), der in der Bundesliga erst 42-Joker-Minuten vorweisen kann; eine andere das Vorziehen von Rechtsverteidiger Valentino Lazaro, dessen Abwehr-Job Lukas Klünter übernehmen könnte.
Arne Maier kehrt ins Teamtraining zurück
Eine dritte Variante wäre mit deutlich weniger Umstellungen verbunden. Anders als in den jüngsten beiden Duellen gegen die Bayern könnte Hertha mit Dreier- statt Viererkette antreten. Fabian Lustenberger würde in diesem Fall aus dem defensiven Mittelfeld ins Abwehrzentrum rücken und Karim Rekik dafür den Posten Torunarighas übernehmen. Mittelstädt und Lazaro würden die Dreierreihe bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette komplettieren, für den Platz im defensiven Mittelfeld stünden entweder Per Skjelbred oder Trainings-Rückkehrer Arne Maier zur Verfügung.
Dardai schien den Fragen nach Ersatz am Dienstag wenig abgewinnen zu können. Ihn beschäftigte Grundsätzlicheres. „Über Jordans Karriere“, sagte er, „wird entscheiden, ob er fit bleibt. Die großen Spieler sind immer fit.“
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