Berlin. Anders als viele Spieler haben die meisten Trainer von Fußball-Bundesligisten in sozialen Medien ein geringes Mitteilungsbedürfnis. Das gilt vor allem für Dieter Hecking, den Trainer Borussia Mönchengladbachs. Mit seiner unaufgeregten Art wirkt er ohnehin aus der Zeit gefallen.
Hecking sondert keine Tweets ab wie Mats Hummels. Eine Foto-Story auf Instagram zusammenzustellen, liegt ihm fern und auch sonst: kein „Gefällt mir“, kein Button, den er für drückenswert hält.
Es darf also nur gerätselt werden, wie Hecking den Mittwochabend verbracht hat. Ob er womöglich, gemütlich auf dem Sofa sitzend, in sich hineingelächelt hat, als würde er über den neuen Haarschnitt von Patrick Herrmann schmunzeln. Oder ob er zum Kühlschrank gegangen ist und schon mal ein Altbier kalt gestellt hat.
Gladbach gewann alle neuen Saison-Heimspiele
Jedenfalls dürfte ihm gefallen haben, dass sich der kommende Gegner Hertha BSC im DFB-Pokal über 120 Minuten gegen den FC Bayern quälen musste und 2:3 verlor. Die Berliner sind am Sonnabend (15.30 Uhr) im Borussia-Park zu Gast, in jenem Stadion, in dem Heckings Gladbacher bisher alle neun Saisonspiele gewonnen haben. Saisonübergreifend haben sie gar zwölf Mal in Serie drei Punkte eingesammelt. Das ist Rekord.
„Borussia spielt eine starke Saison“, sagt Herthas Manager Michael Preetz. Der Berliner Bundesligist weist auswärts keine außergewöhnliche Bilanz auf, mal gewinnt Hertha, mal verliert man, mal gibt es ein Unentschieden. Mit zwölf Punkten in der Fremde rangiert Hertha in der Auswärtstabelle auf Platz zehn.
Die wichtigste Frage aus Berliner Sicht ist vor dem Spiel in Gladbach, wie die Mannschaft mit dem Ausscheiden gegen den FC Bayern zurecht kommt. Preetz und Pal Dardai versuchten die Enttäuschung herunterzuspielen, indem sie den Gegner lobten. „Das war ein sehr konzentriertes, gutes Bayern München“, sagte der Trainer. Preetz fand: „Wir müssen uns nicht in die Tasche lügen. Bayern war besser. Wir kamen gar nicht erst in die Situation, dass wir uns mit dem Ball mal ausruhen konnten, was auch daran lag, dass sie es sehr, sehr gut gespielt haben.“ Die Profis sahen es ähnlich. „Wir müssen das jetzt schnell vergessen – so ist das nun mal im Fußball“, sagte Karim Rekik. Valetino Lazaro wird dem sicher zustimmen, so wie ihn Kingsley Coman auf dem Flügel schwindelig spielte.
Danach warten Bremen und wieder die Bayern
Der Traum vom Pokalendspiel daheim ist also (mal wieder) vorbei, umso wichtiger wird es sein, sich schnell im Ligaalltag einzufinden. Der hat es in sich. Gladbach, Bremen und wieder Bayern sind die nächsten Gegner, im März geht es unter anderem gegen Dortmund und Leipzig. „Es macht keinen Sinn zu spekulieren, was passiert in den nächsten Wochen. Wir sind gut beraten, uns auf das nächste Spiel zu konzentrieren“, sagte Preetz.
Nach den Niederlagen gegen Wolfsburg und Bayern wollen die Berliner einen Negativlauf unbedingt vermeiden. So betonten alle Verantwortlichen die positiven Aspekte aus dem Spiel gegen den Meister. „Wir haben sehr stark verteidigt gegen einen starken FC Bayern, wenig Großchancen zugelassen“, sagte Preetz.
Dardai sprach von einem Lerneffekt, der zwar wehtue, um den seine Spieler aber nun mal nicht herumkommen. Auch in Gladbach wird sie ein starker, ballsicherer Gegner erwarten. Einer, der zwar anders spielt als die Bayern und mit weniger Ballbesitz auskommt, aber offensiv enorm viel Qualität hat.
Für den gesperrten Lazaro soll Klünter in die Startelf rücken
Dardai hob hervor, wie wichtig Regeneration zwischen den Spielen ist. In Gladbach wird zudem Lazaro zum ersten Mal in dieser Spielzeit fehlen wegen Gelbsperre. Für den Österreicher soll Lukas Klünter sein Debüt in der Startelf geben. Klünter durfte gegen Bayern schon rund 40 Minuten mitwirken, in der Bundesliga kommt er bisher nur auf einen Einsatz. Gegen Wolfsburg wurde er am dritten Spieltag in der 90. Minute eingewechselt.
„Durch das Training hat er einen Schritt nach vorn gemacht, aber im Stellungsspiel und im Zweikampfverhalten muss er sich noch steigern“, sagt Dardai. Neben Lazaro wird auch Arne Maier fehlen, Muskelprobleme im Hüftbereich machen ihm weiterhin zu schaffen. Dafür dürfte Fabian Lustenberger dann im Mittelfeld auflaufen. Per Skjelbred hatte sich gegen die Bayern bis zur totalen Erschöpfung verausgabt. Die nötige Frische, die Dardai von seinen Spielern am Sonnabend in Gladbach fordert, ist von dem 31-Jährigen kaum zu erwarten.