BUNDESLIGA

Vedad Ibisevic überholt Jürgen Klinsmann

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Uwe Bremer
Herthas Stürmer Vedad Ibisevic (r.) und Davie Selke  (Nr. 27) in Hannover in Aktion

Herthas Stürmer Vedad Ibisevic (r.) und Davie Selke (Nr. 27) in Hannover in Aktion

Foto: Thomas Starke / Bongarts/Getty Images

Hertha-Torjäger Ibisevic liegt nach seinem 116. Bundesliga-Tor vor Thomas Müller. Trainer Dardai lobt “Hirsche“ Selke und Ibisevic.

Berlin.  Nach dem Besuch des Weihnachtsmarktes am Sonntag ist Pal Dardai an diesem Montag erneut unterwegs: Weihnachtsgeschenke für die Familie besorgen. „Danach will ich mich nur noch auf Fußball konzentrieren. Es wird sehr intensiv bis zum letzten Spieltag“, sagt der Trainer von Hertha BSC. Vier Liga-Spiele ­stehen für den Hauptstadt-Klub an gegen Frankfurt (8. Dezember), in Stuttgart (15.), gegen Augsburg (18.) und in Leverkusen (22.). Was er sich mit Hertha auf dem Gabentisch wünscht, da lässt sich Dardai vom Trainer-Kollegen des Bundesliga-Tabellenführers Dortmund inspirieren. „Als Lucien Favre hier trainiert hat, war sein Ziel, aus vier Spielen sieben Punkte zu holen“, sagte Dardai. „kommt das so, bin ich sehr zufrieden.“

Der Dezember ist ein Dardai-Monat: Im Dezember 2015 holt Hertha maximale neun Punkte aus drei Spielen, im Dezember 2017 waren es sieben von zwölf möglichen Zählern. In diesem Dezember gelang mit dem 2:0 (1:0) in Hannover der optimale Monatsstart.

Ibisevic schiebt sich an Lothar Emmerich vorbei

Nach zuvor sechs Partien ohne Sieg hatte Dardai mit Vedad Ibisevic und Davie Selke erstmals zwei Stürmer in der Startelf gebracht. Die Beteiligten hatten Spaß an dieser Premiere. „Wir haben vorne gut harmoniert“, sagte Selke. „Wenn Vedad den Kopfball in der ersten Halbzeit reinmacht, hätte es brillant funktioniert. So hat es sehr gut funktioniert. Schön, dass Vedad noch ein Tor gemacht hat, das war wichtig für uns heute.“ Die erste Chance hatte ­Ibisevic nach Vorlage von Selke, doch sein Kopfball ging knapp über das ­Hannoveraner Tor.

Ibisevic freute sich über sein 116. Bundesliga-Tor. Damit hat der Hertha-Kapitän mittlerweile illustre Namen hinter sich gelassen wie Lothar Emmerich (115), Rainer Geye (113), Jürgen Klinsmann und Andreas Möller (beide 110). Doch sachlich, wie er ist, freute sich Ibisevic vor allem über den Sieg. Mit nun 20 Punkten liegt Hertha als Siebter nur einen Zähler hinter den Europacup-Plätzen. Zum System sagte Ibisevic, mit 34 Jahren Herthas Team-Oldie: „Ich bin mittlerweile so ­erfahren: Wenn wir mit zwei Stürmern spielen, ist das kein Problem.“

Das Zwei-Stürmer-System funktioniert dank Grujic

Aber ungewohnt war es schon. Die Vorgabe vom Trainer lautete: Ibisevic und Selke sollten je nach Situation entscheiden, wer den klassischen Mittelstürmer gibt und wer beweglich drumherum spielt. Und bei Flanken oder Ecken sollten nicht beide jeweils in die gleiche Position laufen, sondern etwa Ibisevic auf den ersten Pfosten und ­Selke auf den zweiten.

Der Schlüsselspieler, damit diese Taktik aufgeht, ist laut Pal Dardai Marko Grujic. Ohne einen Spieler wie die Leihgabe vom FC Liverpool „ist dieses System schwierig zu spielen“. Doch Grujic „mit seiner Präsenz, seiner Körpergröße, seiner Intelligenz, seiner sicheren Spielweise“ sorge dafür, dass Hertha auch mit zwei Stürmern funktionieren kann. In Anspielung auf die körperliche Robustheit von Ibisevic und Selke sagte Dardai: „Weil der Gegner dann Probleme hat. Wir haben mit Vedad und Davie zwei Hirsche.“

Streicheleinheiten für Duda

Dardai war zufrieden, wie seine Stürmer ihre Aufgaben gelöst hatten - gegen allerdings erstaunlich harmlose Hannoveraner: „Beide haben gegen den Ball gut gearbeitet, das ist wichtig. Wenn der eine Stürmer trifft und der andere immer präsent ist, dann haben beide ein gutes Spiel gemacht.“

So sehr sich alle über die Tore von Jordan Torunarigha (44.) und Ibisevic (73.) freuten: Der Trainer kümmerte sich nach dem Abpfiff um einen, der erstmals in dieser Saison nicht in der Startelf gestanden hatte und nicht zum Einsatz gekommen war: Ondrej Duda. Doch der winkte ab: „Trainer, wir ­haben gewonnen, alles gut.“

Systemwechsel gegen Frankfurt

Dardai war es wichtig, Herthas Spielmacher emotional mitzunehmen. Abgesprochen war, falls es zäh laufen sollte, Duda nach einer Stunde einzuwechseln. Da es aber positiv lief, erhielten Pascal Köpke und Palko Dardai Spielzeit. „Ich habe das gleich geklärt“, sagte Dardai. „Ich finde, ein Ondrej Duda muss immer Selbstvertrauen haben, positiv sein – dann ist er ein guter Spieler.“ Er soll sich keine Sorgen machen. Das war nur ein Spiel.

Die zweite Ebene dieser Botschaft: Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt, derzeit ein Topteam der Liga, wird Hertha wohl eher nicht mit zwei Stürmern beginnen. Sondern wieder im System mit dem Stürmer Ibisevic und Spielmacher Duda dahinter.

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