Fußball

Gegen Werder Bremen hat Hertha sich selbst geschlagen

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Jörn Lange
Werders Milos Veljkovic (l) köpft gegen Herthas Niklas Stark (M) und Vedad Ibisevic (r) zum 2:0 ein, hinten Torwart Rune Jarstein

Werders Milos Veljkovic (l) köpft gegen Herthas Niklas Stark (M) und Vedad Ibisevic (r) zum 2:0 ein, hinten Torwart Rune Jarstein

Foto: Carmen Jaspersen / dpa

Werder Bremen beendete die Erfolgsserie der Berliner, für die es die erste Saison-Niederlage war.

Valentino Lazaro schüttelte verständnislos den Kopf. „Dass die erste Niederlage irgendwann kommen würde, war klar“, sagte Herthas Rechtsverteidiger nach dem 1:3 (0:2) bei Werder Bremen, aber mit der Art und Weise des Zustandekommens hatte nicht nur er seine Probleme: „Irgendwann muss man fragen, was da los ist“, zürnte der Österreicher mit Blick auf den Bremer Elfmeter, mit dem Werder-Kapitän Max Kruse die Entscheidung herbeigeführt hatte (66. Minute). Routinier Fabian Lustenberger blieb nach dem fünften Elfmeter gegen Hertha im fünften Spiel (!) ähnlich fassungslos. „Ich weiß auch nicht, ob das Pech ist oder Unvermögen“, meinte der Schweizer. Um es vorwegzunehmen: Gegen den Pfiff von Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) war wenig einzuwenden. Marvin Plattenhardt war gegen Theodor Gebre Selassie zu ­ungestüm zu Werke gegangen.

Bitter blieb die Entscheidung des Unparteiischen trotzdem für die Berliner. Tatsächlich waren die Gäste nach einer wenig berauschenden ersten Halbzeit im zweiten Durchgang noch mal am Drücker gewesen. Die Gedanken an die Gegentore durch Martin Harnik per Hacke (11.) und Milos Veljkovic per Kopf (45.) waren offenbar in der Kabine geblieben, plötzlich zeigte Hertha wieder sein neues Sturm-und-Drang-Gesicht. Nach einer Vorlage von Vedad Ibisevic marschierte Javairo Dilrosun auf der linken Seite fast bis zur Grundlinie durch, zog aus absurd spitzem Winkel ab und traf tatsächlich – 1:2, alles wieder drin (53.). „Nach dem Anschluss gab es eine Menge Platz“, sagte Innenverteidiger Karim Rekik. Bis zum Elfmeter. „Danach“, gab Lazaro zu, „war unser Spirit gebrochen“.

Herthas Premieren-Pleite dieser Saison nur daran festzumachen, wäre allerdings vermessen, denn am Spirit hatte es schon von Beginn gehapert. Von der angriffslustigen Hertha-Elf des jüngsten Coups gegen Gladbach war wenig zu sehen. Die Berliner agierten zu passiv, ließen zündende Ideen und Tempo vermissen, die Körpersprache stimmte nicht. „Das war mental und körperlich nicht in Ordnung“, bemängelte Pal Dardai, „wir haben keinen Ball gekriegt. Wenn man schon nicht gut mit dem Ball umgeht, muss man ­wenigstens körperlich dagegenhalten.“

Seine Startelf hatte der Hertha-Coach auf zwei Positionen verändert. Statt des formstarken Salomon Kalou durfte Trainer-Sohn Palko Dardai sein Startelf-Debüt geben. Zudem ermöglichte das Comeback von Rekik eine taktische Umstellung. Lustenberger rückte aus dem Abwehrzentrum auf die Doppel-Sechs, um den verletzten Lenker Marko Grujic zu vertreten, nur erwies er sich nicht als der erhoffte Stabilisator, sondern als Mischung aus Pechvogel und Risikofaktor. Vor dem ersten Gegentor lenkte er eine Hereingabe erst an die Querlatte, und als Keeper Rune Jarstein eigentlich schon zugepackt hatte, schlug ihm der Schweizer das Spielgerät wieder aus der Hand. Harnik schob aus kurzer Distanz ein – 0:1. „Ich wollte den Ball wegschlagen und konnte nicht mehr zurückziehen“, sagte Lustenberger, „das tut mir für Rune und das Team wahnsinnig leid.“

Thomas Kraft kassiert Elfmeter-Tor von Kruse

Werder blieb vor 39.100 Zuschauern das spielbestimmende Team – und belohnte sich kurz vor der Pause. Ecke Nuri Sahin, Kopfball Milos Veljkovic, 0:2 (45.). Diesmal machte Innenverteidiger Niklas Stark keine gute Figur. Und wie das so ist, wenn es nicht läuft: Zur Pause blieb Torwart Jarstein in wegen einer Oberschenkelprellung (aus dem Gladbach-Spiel) in der Kabine. Vertreter Thomas Kraft musste den Elfmeter von Kruse passieren lassen.

„Wir haben in der ersten Hälfte zwei Geschenke verteilt“, sagte Dardai zu den Gegentoren, „die Niederlage war verdient.“ In der Tabelle gaben die Berliner den Posten des ersten Bayern-Jägers somit an Werder ab. Nächster Herausforderer des Meisters aus München ist Hertha trotzdem – Freitag im Olympiastadion (20.30 Uhr).