Berlin. Hertha BSC ist auf dem Weg zu einer eigenen Fußball-Arena einen wichtigen Schritt vorangekommen. Andreas Geisel, der Senator für Inneres und Sport, sagte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Fußball-Bundesligisten, dass der Senat „beide vorgestellten Varianten für technisch realisierbar“ hält. Gemeint sind damit die Option eines Umbaus des bestehenden Olympiastadions sowie der Neubau einer reinen Fußball-Arena im Olympiapark.
Hertha BSC hatte Geisel und dem neuen Staatssekretär Sport, Aleksander Dzembritzki, eine aktualisierte Variante der Neubaupläne des Architekturbüros Albert Speer + Partner vorgelegt. Dabei war der Klub auf Kritikpunkte in Sachen Denkmalschutz und Grundstückgröße eingegangen. Dazu Geisel: „Es liegen jetzt deutlich überarbeite Entwürfe vor. Die Varianten müssen finanziell und sportpolitisch betrachtet und öffentlich diskutiert werden. Aus Sicht des Landes Berlin muss die Wirtschaftlichkeit des Olympiastadions auch in Zukunft gewährleistet sein.“
Nach rund neunmonatigen Verhandlungen hat der Senat anerkannt, dass Hertha zur Sicherung der eigenen Zukunft über 2025 hinaus – so lange läuft der aktuelle Mietvertrag im Olympiastadion – eine grundlegende Änderung benötigt. Der Sportsenator hat zugestimmt, dass beide Varianten „technisch realisierbar“ seien. Der Senat wird also nun mit den verschiedenen Gremien der Stadt diskutieren, welche Variante gewünscht wird. Die Erwartung von Hertha hat Präsident Werner Gegenbauer hinterlegt: „Wir respektieren den Standpunkt des Senats, der beide Lösungen für technisch machbar hält. Für Hertha BSC ist der Neubau die eindeutig bessere Lösung.“
Fertigstellungsgarantie für das Land Berlin
Wie immer bei solchen Themen ist die Frage der Kosten eine entscheidende. Geisel hat klare Forderungen: Ein möglicher Neubau wäre nur denkbar „mit einer Konkurrenzausschlussklausel für das Olympiastadion. Das alleinige finanzielle Risiko müsste bei Hertha BSC liegen. Das Land Berlin bräuchte eine Fertigstellungsgarantie.“
Gemeint ist: Hertha müsste sich verpflichten, in einem Neubau, der eine Kapazität von etwa 50.000 Plätzen hätte, keine Konzerte zu veranstalten. Auftritte von Helene Fischer oder den Rolling Stones sind ein wichtiges Einnahmestandbein für die landeseigene Olympiastadion GmbH. Zudem würde in einen Neubau kein Cent Steuergeld fließen. Die Zuständigkeit für die Finanzierung, wozu auch ein Erbbaupachtvertrag über das Grundstück gehören würde, läge allein bei Hertha. Darüber hinaus müsste der Klub dem Senat eine Durchführungsbürgschaft garantieren. Meint: Das Land Berlin will ausschließen, auf einem halb fertigen Stadion-Rohbau sitzenzubleiben, für den Fall, dass Hertha irgendwann in der Bauphase Insolvenz anmelden müsste. Grundsätzlich betonten Senat und Hertha, dass keine anderen Vereine verdrängt werden sollen und dass der Olympiapark noch mehr für die Öffentlichkeit geöffnet werden soll.
Ein Umbau kostet Steuergeld, ein Neubau jedoch nicht
Bei der Mitgliederversammlung von Hertha am Montag wird gefragt werden, wie teuer die Varianten werden. Bei Option A, einem Umbau, kann Hertha sagen: Das geht uns nichts an. Der Eigentümer ist das Land Berlin. Option B, ein Neubau, wird sich in etwa so darstellen: Hertha rechnet mit Kosten von 4000 Euro pro Sitzplatz. Bei einer Kapazität von 50.000 Plätzen bedeutet das ein Finanzvolumen von 200 Millionen Euro. Fachleute erklären, dass ein Umbau des Olympiastadions nicht viel günstiger wäre, sondern Kosten in vergleichbarer Größenordnung bedeuten würde.
Wenn also im Berliner Parlament, beim Denkmalschutz, bei den zuständigen Verkehrsbehörden und dem Bezirk über das Thema diskutiert wird, stellen sich deutliche Alternativen. Die Pläne für einen Stadion-Umbau sehen eine Absenkung des Spielfeldes und einen Umbau des Unterrings vor. Die Leichtathletik-Laufbahn würde entfallen, könnte aber temporär für Leichtathletik-Events installiert werden.
Ein Umbau müsste aus Steuermitteln finanziert werden. Weil Hertha als Mieter kein Geld in die Immobilie Olympiastadion stecken wird, die dem Land gehört. Diese Investitionen im dreistelligen Millionen-Bereich müssten die Politiker den Wählern erklären. Vor dem Hintergrund, dass daneben das Szenario einer Fußball-Arena steht, deren Finanzierung Hertha allein stemmen würde. Unter dem Strich ist die gemeinsame Erklärung von Innensenator Geisel und Hertha ein Zwischenschritt. Der Weg zu einer Lösung erfordert einen langen Atem.
Sportsenator unterstützt Herthas Stadionpläne
Stadionfrage wird zur Hängepartie