Berlin. Was der österreichische Nationalspieler von RB Salzburg kann. Wie er Hertha helfen soll. Und wer sich bei Hertha Sorgen machen sollte.
Beim Saisonstart von Red Bull Salzburg beim Wolfsberger AC am Sonnabend stand Valentino Lazaro schon nicht mehr im 18er-Kader des Österreichischen Meisters. Der Wechsel des 21 Jahre alte Offensivspielers zu Hertha BSC ist noch nicht perfekt, aber weit fortgeschritten. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte der Morgenpost, es gäbe noch einige Hürden, „aber es sieht sehr gut aus“. Der abgebende Verein, Red Bull Salzburg, möchte Lazaro gern noch in der dritten Qualifikationsrunde gegen HNK Rijeka einsetzen (26. Juli und 2. August). Hertha dagegen möchte den Transfer so rasch wie möglich abschließen, wenn möglich in den kommenden zwei, drei Tagen.
Ähnlich wie die überraschende Verpflichtung von Davie Selke (für 8,5 Millionen Euro von RB Leipzig gekommen) hat Hertha auch den Lazaro-Deal weit im Vorfeld der Transferperiode vorbereitet. Seine Qualitäten als schneller Offensivspieler bewies Lazaro vor den Augen von Hertha-Manager Michael Preetz am 1. Juni in Klagenfurt. Im Pokalfinale sorgte der österreichische Nationalspieler mit seinem Tor für das 2:1 und den Pokalsieg der Salzburger gegen Rapid Wien.
Lazaro will nach Berlin
Lazaro fand die Gespräche mit den Verantwortlichen von Hertha überzeugend. Er legte sich früh fest, dass er unbedingt nach Berlin will. Ihn überzeugte die Entwicklung von Hertha als Siebenter und Sechster in den vergangenen zwei Jahren. Vor allem aber gefiel Lazaro, dass Trainer Pal Dardai mit John Brooks, Niklas Stark, Mitchell Weiser und Marvin Plattenhardt konsequent jüngere Spieler entwickelt hat. Deshalb winkte sein Management andere Angebote durch, so sollen der FK Krasnodar und englische Klubs interessiert gewesen seien.
Lazaro ist ein schneller, trickreicher Spieler, über den Trainer Dardai sagt: „Er ist vom Typ her ähnlich wie Mitchell Weiser: kreativ, unberechenbar und torgefährlich.“ Das sind drei Eigenschaften, bei denen sich Hertha in dieser Saison verbessern will. Mathew Leckie (26) wurde geholt, damit Hertha mehr Geschwindigkeit bekommt. „Einen so schnellen Spieler hatten wir seit Andreas Thom nicht im Kader“, sagt Trainer Dardai. Selke soll dafür sorgen, dass die Berliner im Sturm nicht immer nur auf die Torgefahr von Vedad Ibisevic und Salomon Kalou angewiesen sind.
Lazaro kann auch rechts hinten spielen
Lazaro soll mit seinen Allround-Qualitäten helfen. Er ist ein schneller Spieler, der sowohl auf der rechten als auch auf der linken Außenbahn auflaufen kann. Dardai beschreibt Lazaro als „stark bei Eins-gegen-Eins-Situationen“. In den letzten beiden Spielen für Salzburg, in der zweiten Runde zur Champions-League-Qualifikation (3:0/ 3:0 gegen Hibernains FC Malta), spielte Lazaro als rechter Außenverteidiger. Jene Position, auf der er auch in der österreichischen Nationalelf eingesetzt wird.
Richtig interessant für Hertha wird Lazaro aber dadurch, dass er ein gelernter Zehner, ein Spielmacher, ist. Auf dieser Position fahnden die Blau-Weißen seit zwei Jahren nach einer idealen Besetzung. Deshalb war Ondrej Duda im vergangenen Sommer verpflichtet worden, wegen Verletzungen aber fast für die gesamte Saison 2016/17 ausgefallen. Nun ist Duda wieder in Schwung, trotzdem wünscht sich der Trainer eine Alternative: Hertha hat bis Weihnachten bis zu 26 Pflichtspiele mit zehn englischen Wochen – da ist es wichtig, rotieren zu können. Lazaro ist eine solche Alternative.
Hertha bietet vier Millionen, Salzburg fordert fünf
Hertha-Manger Preetz legte am vergangenen Donnerstag in Salzburg eine verbesserte Offerte vor. Die „Salzburger Nachrichten“ zitieren Red-Bull-Sportdirektor Christoph Freund: „Die Hertha hat uns ein Angebot gemacht. Die Gespräche sind gut verlaufen und vielversprechend.“ Dem Vernehmen nach fordert Salzburg fünf Millionen Euro plus Bonus-Zahlungen. Hertha bietet vier Millionen Euro plus Nachzahlungen im Erfolgsfall. Wer die Branche kennt, weiß: Das hört sich an, als sei eine baldige Einigung möglich.
Mit Lazaro, Selke und Leckie ginge Hertha mit drei neuen Offensivspielern in die neue Saison. Wenn es so kommt, wird für Genki Haraguchi und Valentin Stocker (trotz bis 2018 laufender Verträge in Berlin) nicht viel Spielzeit herausspringen. Das Transferfenster ist bis zum 31. August geöffnet.