Schalke und Hertha trennen sich 2:2 Dabei hatte es sogar nach einem Sieg für Hertha ausgesehen. Vor der Partie in Berlin kam es zu einem Gerangel unter Fans.
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Im Mittelkreis standen die Spieler von Hertha BSC nach dem Abpfiff und schauten sich an. Was machen wir jetzt damit? Leere Augen. Dann schauten sie um sich herum auf die Ränge des Olympiastadions, wo die meisten der knapp 60.000 Zuschauer sangen. Die eine blau-weiß-gekleidete Seite der Schalker Anhängerschaft sang, weil ihrem Team in der Schlussminute einer intensiven Partie noch der 2:2 (1:1)-Ausgleich gelungen war. Die andere blau-weiß-gekleidete Seite der Berliner Fans sang auch, weil ihr Team den Champions-League-Anwärter am Rande einer Niederlage hatte – einen Klub, der vor ein paar Tagen noch Real Madrid mit 4:3 überrumpelt hatte.
Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai entschied sich dann doch für eine kleine Ehrenrunde, die man ja eigentlich nur macht, wenn man etwas zu feiern hat. Später war Sebastian Langkamp nicht zum Feiern zumute: „Im Moment überwiegt der Frust, weil wir uns mit dem späten Ausgleichstor um den Lohn unserer harten Arbeit gebracht haben. Beide Tore waren absolut vermeidbar.“
Dabei hat Hertha trotz des späten Ausgleichs auch Grund zur Freude. Dardais Team ist seit nunmehr drei Spielen ungeschlagen. Ebenso wichtig dürfte die Erkenntnis sein, dass die Berliner den hohen Aufwand der vergangenen Wochen beibehalten und so als Tabellen-14. mit nun drei Zählern Abstand auf Relegationsplatz-16 langsam etwas Luft zwischen sich und die Abstiegszone bringen. „Wir haben vor allem in der zweiten Halbzeit guten Fußball gespielt. Leider haben zwei Tore nicht gereicht“, sagte Dardai, der irgendwie auch nicht so recht wusste, ob er sich nun mehr über den späten Gegentreffer ärgern, oder über die couragierte Leistung seiner Profis freuen sollte.
Ben-Hatira mit Spiderman-Maske
Dass im ergebnisorientierten Fußballgeschäft trotzdem manchmal Platz für wichtigere Dinge des Lebens ist, bewies Änis Ben-Hatira: Jannik hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten. Der Achtjährige aus Spandau war tapfer geblieben, als die Chemotherapie seinen kleinen Körper in den vergangenen Monaten vom Krebs befreite. Jetzt war Ben-Hatira an der Reihe. Herthas Mittelfeldspieler hatte Jannik bei seinem Kampf begleitet. Nun, da Ben-Hatira erstmals seit zweieinhalb Monaten in Herthas Startelf stand und somit sein 50. Bundesligaspiel für den Hauptstadtklub bestritt, ließ er sich von Jannik beim Einlaufen auf das Feld begleiten.
Aber Ben-Hatira hatte sich auch noch etwas anderes ausgedacht: Seinen Führungstreffer nach einem Torwartfehler von Timon Wellenreuther (21. Minute) feierte der 26-Jährige ungewöhnlich: Er lief zur Berliner Ersatzbank, ließ sich von Tolga Cigerci eine Spiderman-Maske aushändigen und setzte sie auf. Dann zeigte er mit dem Finger auf die Tribüne, wo Jannik saß. Ein Zeichen an den Jungen, der bei Ben-Hatiras letztem Besuch mit einer ebensolchen Spiderman-Maske für ein Foto posierte. Ben-Hatira sah Gelb dafür, aber das ließ sich verschmerzen.
Turm aus Hertha-Spielern
Das war eine der drei markanten Szenen des Spiels. Die zweite war ein Turm aus Hertha-Spielern auf dem Rücken von Genki Haraguchi: Nachdem Schalkes 19-jähriger Angreifer Leroy Sané mit einem feinen Heber über den Berliner Schlussmann Thomas Kraft in der ersten Halbzeit für die Königsblauen ausgeglichen hatte (40.), bekam Haraguchi seinen Auftritt. Der Japaner war eben erst für den angeschlagenen Fabian Lustenberger eingewechselt worden. Valentin Stocker probierte es wie schon vor Ben-Hatiras Führungstreffer mit einem Flachschuss. Wieder konnte Wellenreuther nur nach vorn abwehren, und Haraguchi schob zum ersten Bundesligator und der 2:1-Führung ein (81.). Die Hertha-Bank und alle Spieler auf dem Feld jubelten mit ihm.
Szene Nummer drei war dann verantwortlich für die langen Gesichter nach dem Abpfiff. Der vierte Offizielle wollte schon die Nachspielzeit anzeigen, da stieg Schalkes Innenverteidiger Joel Matip höher als Herthas John Brooks und köpfte den Ball zum Ausgleich ins Netz (90.). „Wenn man schon verliert, dann bitte nicht so“, sagte Dardai später, was zwar nicht den Tatsachen entsprach, denn Hertha hatte ja nicht verloren. Aber das gab wohl Dardais Gefühlswelt wieder. Denn es war am Ende eine gefühlte Niederlage, weil der erste Sieg gegen Schalke nach achteinhalb Jahren zum Greifen nahe war. „Vielleicht waren wir am Ende ein bisschen zu naiv, vielleicht ein bisschen zu nett. Aber wir nehmen das Positive aus dem Spiel mit“, sagte Dadai noch. Freitag geht es dann zum HSV.
Schlägerei vor der Partie
Auch wenn das Happy End für Hertha ausblieb, belohnte Ben-Hatira seinen Gefährten Jannik für dessen Tapferkeit im Kampf gegen den Krebs noch einmal. Bei der kleinen Ehrenrunde nach Abpfiff hatte er ihn an der Hand.
Vor dem Spiel kam es zu einer Schlägerei auf dem Berliner S-Bahnhof Olympiastadion hat die Polizei 71 Fans von Hertha BSC in Gewahrsam genommen. Die Männer waren vor dem Fußball-Bundesligaspiel der Berliner gegen Schalke 04 mit Anhängern des rivalisierenden Vereins aneinandergeraten, wie ein Polizeisprecher sagte. Es entstand ein Gerangel, bei dem Fäuste flogen. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt. Als die Bundespolizei eintraf, waren die Anhänger von Schalke bereits verschwunden, so dass die Beamten nur die Hertha-Fans in Gewahrsam nehmen konnten. Die Männer sollten nach Spielende wieder auf freien Fuß kommen.