Michael Preetz

„Niemand bei Hertha ist mit der Situation zufrieden“

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Uwe Bremer und Jörn Lange

Foto: dpa

Herthas Mitgliederversammlung kann sich zwar über finanzielle Fortschritte freuen. Doch die zuletzt schwachen Resultate in der Bundesliga drücken sichtlich auf die Stimmung.

Die zuletzt schwachen Resultate drückten die Stimmung. In gedämpfter Atmosphäre ging die Mitgliederversammlung von Hertha BSC über die Bühne. Zwar erhielt Finanzchef Ingo Schiller reichlich Applaus, da er erstmals einen Umsatz von über 100 Millionen Euro und einen Gewinn von 13,4 Millionen Euro vermelden konnte. Doch Mannschaft und Trainer wurden nur mit gedämpften Applaus begrüßt.

Manager Michael Preetz trug seine Rede im ruhigen Ton vor. „Niemand bei Hertha ist mit der Situation zufrieden“, betonte er. Die Integration der insgesamt neun Neuen sei ein Prozess: „Wir haben Spieler wie Kalou, Schieber, Beerens oder Skjelbred nicht für zwei, drei oder elf Spiele verpflichtet, sondern langfristig.“

Preetz ging auch auf das einmal mehr unrühmliche Pokal-Aus bei Drittligist Arminia Bielefeld und die Niederlagen in der Liga gegen Paderborn und Hannover ein. „Die letzte Woche war heftig. Sie hat gezeigt, wie schwer es, sich in der Bundesliga zu etablieren. Etablieren geht nicht ohne Rückschläge. Und die muss man schlucken.“ Er ging dann auch auf die Stimmung in der Messehalle 20 ein. „Ich kann verstehen, dass Sie, unsere Fans, enttäuscht und unzufrieden sind, dass es Ängste gibt. Ich nehme das ernst. Aber Angst ist kein guter Ratgeber. Wir müssen konsequent, ruhig sachlich zu arbeiten. Dann werden wir in die Spur zurückfinden.“

Luhukay „der richtige Trainer im richtigen Verein“

Bei der Aussprache gab es Fragen, warum Hertha eigentlich an Trainer Jos Luhukay festhalte. Dazu sagte Preetz: „Wir haben eine Grundüberzeugung – nicht nur ich, sondern auch das Präsidium – , dass Jos Luhukay nicht nur grundsätzlich ein guter Trainer ist, sondern auch der richtige Trainer am richtigen Ort im richtigen Verein.“

Zur Folklore dieser Veranstaltungen gehört, dass immer das gleiche Hertha-Mitglied Michael Preetz zum Rücktritt auffordert, so auch gestern. Wie jedes mal gab es an dieser Stelle Buh-Rufe und Pfiffe. Und einmal mehr versicherte Präsident Werner Gegenbauer, dass Preetz im Amt bleiben werde.

Bernd Schiphorst, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, mahnte denn auch: „Mit der sportlichen Situation sind wir nicht zufrieden. Da sind wir so enttäuscht wie alle im hier im Saal. Mir ist aber wichtig, dass wir Rückschläge mit derselben Geschlossenheit durchstehen wie den Erfolg.“

Hertha präsentiert Rekordzahlen

Finanzchef Ingo Schiller, seit 1998 im Amt, legte die besten Zahlen vor, „seit ich bei Hertha tätig bin“. Die bedürfen allerdings einer Einordnung. Hertha hat in der Saison 2013/14 aus dem laufenden Geschäft heraus wieder einmal mehr ausgegeben als eingenommen. Dass dennoch Rekord-Zahlen präsentiert wurden, hängt mit dem Einstieg des US-Finanzinvestors KKR Ende Januar zusammen. KKR hat 61,2 Millionen Euro in den Hauptstadtklub überwiesen und dafür unter anderem 9,7 Prozent der Hertha-Anteile erworben. Dieses Geld wirkt sich in der Bilanz an mehreren Stellen aus. So übersprang Hertha erstmals die 100-Millionen-Schallmauer beim Umsatz (104,3 Millionen Euro). Größter Posten war eine außerordentliche Einnahme von 30 Millionen, eben von KKR.

Außerdem hat der Hauptstadtklub seine Verbindlichkeiten von 36,8 Millionen Euro (Stichtag 30. Juni 2013) zum 30. Juni 2014 auf 24,4 Millionen Euro reduziert. Nach Jahrzehnten, in denen Hertha notorisch in tiefroten Zahlen steckte, soll die Tendenz zum Schuldenabbau fortgeführt werden. Schiller: „Sämtliche zinstragenden Verbindlichkeiten sollen zum 30. Juni 2015 getilgt sein.“

Personalkosten so hoch wie nie

Einen anderen Teil des KKR-Geldes hat Hertha verwendet, um die Eigenkapital-Struktur zu verbessern. Schiller erklärte: „Bisher hatten wir praktisch kein Eigenkapital. Jetzt liegt es bei 22,94 Millionen Euro.“

Zudem wies Herthas Finanzchef darauf hin, dass der bis 2021 laufende KKR-Deal selbst im schlechtesten Fall, den eines Abstieges in die Zweite Liga, auf jeden Fall in Kraft bleibt: „Die Verträge gelten unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit von Hertha BSC.“

Auf der Ausgaben-Seite für 2013/14 weist Hertha 90,9 Millionen Euro aus. Die Personalkosten der abgelaufenen Spielzeit waren so hoch wie nie – 39,9 Millionen Euro.

Unter dem Strich kommt Hertha für die Saison 2013/14 auf einen Rekord-Gewinn von 13,4 Millionen Euro. Und wie das im Leben ist: Wer hohe Einnahmen hat, muss auch hohe Steuern zahlen. In der Rubrik „latente Steuern“ haben die Blau-Weißen 5,1 Millionen Euro ans Finanzamt überwiesen.

Herthas Mitgliederversammlung im Minutenprotokoll

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