Düsseldorf. Der Mann eilte zum Stadion-Ausgang, wollte nichts sagen, blieb aber dann doch kurz stehen. Der freudige Anlass machte es ihm leicht. „Das erste Spiel auswärts mit 4:0 zu gewinnen, gelingt auch nicht jedem - was wünscht man sich mehr?“, fragte Herbert Hainer (65), der neue Präsident des FC Bayern München, in Abwesenheit seines Vorgängers Uli Hoeneß rhetorisch.
Hansi Flick gelingen drei Siege in drei Spielen als Bayern-Trainer
In der Kabine führt Hansi Flick die Münchner – auch für ihn war es das erste Auswärtsspiel. Mit dem 4:0 erteilten die Bayern der Düsseldorfer Fortuna eine Lehrstunde, demonstrierten ihre neue, alte Stärke. Drei Spiele, drei Siege, 10:0 Tore – Flicks Werk. Einen besseren Start als Cheftrainer konnte lediglich Carlo Ancelotti 2016 verbuchen, mit 13:0 Toren. Überall glückliche Gesichter bei den Verantwortlichen und den Profis. Mit seiner positiven, angenehmen Art hat es der frühere Assistent von Bundestrainer Joachim Löw geschafft, ihn nur drei Wochen, die Mannschaft für sich und seinen Weg zu begeistern.
Bayern-Stars Müller, Neuer und Kimmich loben Trainer Flick
„Der Trainer gibt alternativlos vor, was wir auf dem Platz zu tun haben“, erklärte Thomas Müller, einer der Gewinner des Trainerwechsels. Klare Ansagen, klares Spielsystem – eindeutige Wirkung. Das hatte man unter Niko Kovac vermisst. „Wir haben viel mehr Kontrolle als vorher. Das tut uns gut“, berichtete Kapitän Manuel Neuer. Und Joshua Kimmich sagte: „Wir laufen ein Stück weit mutiger an und kommen dadurch zu frühen Ballgewinnen.“ Daher seien die Wege zum Tor kürzer. Und weil die Abstände zwischen den einzelnen Spielern auf dem Platz nun geringer sind, läuft die Verständigung im Spiel besser.
Der FC Bayern München arbeitet unter Flick defensiv besser
Das ist der Flick-Trick: Man arbeitet defensiv besser, die Null steht (in den letzten acht Spielen unter Kovac nicht!) und kommt so in der Offensive zu mehr Chancen. Indirekt hört man dabei die Vorwürfe an Kovac raus, nach und nach kommt eine verdeckte, rein sportliche Abrechnung an die Oberfläche. Nach der Herbst-Depression wurde Bayern einmal komplett geliftet.
Der FC Bayern München will sich bei der Trainersuche nun Zeit lassen
Und nun soll Make-up-Artist Flick lediglich, wie von den Bossen bestätigt, bis Weihnachten wirken dürfen? Durch die überzeugenden Siege mit alter Dominanz bringt er sich selbst und den Verein in eine komfortable Situation. Seine Bewerbung als Cheftrainer auf Dauer („Ich kann mir vieles vorstellen, aber es ist noch ein ganz weiter Weg bis dorthin“) läuft quasi nebenbei. Die Bosse haben mehr Zeit, sich um die großen Namen der Zunft zu kümmern. „Hansi macht das sehr gut. Wir werden uns bei der Trainersuche nicht unter Druck setzen lassen“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, „es ist nicht die Zeit, sich über andere Trainer zu äußern. Das erledigen andere.
Nationalspieler Serge Gnabry wirbt für Hansi Flick
Etwa Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann, der über den bei Tottenham Hotspur jüngst entlassenen Mauricio Pochettino sagte: „Wenn er will und die Bayern wollen, wird er spätestens im kommenden Sommer in München aufschlagen.“ Womöglich aber, sonst ist der international begehrte Pochettino (47) weg, muss man schon in der Winterpause zuschlagen und den Argentinier vertraglich dingfest machen. Hier liegt die Krux begraben: Schneller Zugriff bei Pochettino, einem Favoriten von Salihamidzic, oder auf Thomas Tuchel zocken, den Kandidaten von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge? Tuchels Zukunft bei Paris Saint-Germain dürfte vom Abschneiden in der Champions League abhängen. Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) wäre wohl einfacher zu bekommen am Saisonende. Ob er mit Flick gerne weitermachen würde, wurde Serge Gnabry gefragt. Seine Antwort: „Korrekt.“