Lyon . Fußball-Weltmeister gegen Europameister, Rekordsieger gegen Endspiel-Debütant - 30 Tage nach dem Eröffnungsspiel in Paris wollen die Fußball-Frauen der USA und der Niederlanden an diesem Sonntag das finale Glanzlicht bei der Weltmeisterschaft setzen (17 Uhr/ARD). Die favorisierten Amerikanerinnen geben sich vor dem Showdown siegesgewiss. „Wir wollen die Geschichte zu Ende erzählen“, sagte US-Starstürmerin Alex Morgan (30 Jahre) mit Pathos und Selbstbewusstsein.
Die US-Girls spielen nicht nur für sich, sondern mit Stolz auch immer irgendwie für die ganze Nation. „Wir haben die Mentalität, um zu gewinnen. Wir sind die Nummer eins der Welt und haben das Vertrauen in uns. Es ist die Plattform, durch die der Frauenfußball weltweit mehr Aufmerksamkeit bekommt“, sagte Morgan. Für die Stürmerin und ihre Mitspielerinnen Megan Rapinoe oder Christen Press wäre es nach dem Triumph 2015 in Kanada (5:2 gegen Japan) der zweite WM-Titel hintereinander.
Rapinoe: Meinem Oberschenkel geht es immer besser
Stürmerin Lindsey Horan erwartet ein „enges Match, einen Kampf bis zum Schluss und eine großartige Atmosphäre“ im vollbesetzen Stade de Lyon (61.500 Plätze). „Es ist ein Finale. Und jeder kann sehen, wie sehr sich der Frauenfußball weltweit entwickelt hat“, sagte die 25-Jährige.
Unklar ist, wer von der Goldenen Generation nach dem Turnier in Frankreich seine internationale Karriere beendet. Rapinoe, die am Freitag 34 Jahre alt wurde, ist zuversichtlich im Endspiel dabei zu sein. „Meinem Oberschenkel geht es immer besser, ich werde fit für das Finale“, sagte Rapinoe, die wegen der Verletzung das Halbfinale gegen England (2:1) verpasst hatte.
Kampf um den Goldenen Schuh
Für US-Ikone Carli Lloyd (36/271 Länderspiele), die bislang in allen sechs WM-Spielen Einsatzminuten bekam, dürfte wohl in jedem Fall Schluss sein nach der WM. Wie sich in Frankreich zeigte, ist der Frauenfußball auf Weltklasse-Niveau sehr athletisch, schnell und damit auch extrem kraftraubend geworden.
Europameister Niederlande bestreitet erstmals ein WM-Finale und fühlt sich wohl in der Außenseiterrolle. Zumal das Olympia-Ticket für Tokio 2020 schon gebucht ist. „In einem Spiel ist alles möglich“, sagte Trainerin Sarina Wiegmann. So sagte Stürmerin Lineth Beerensteyn, die für den FC Bayern spielt, nach dem 1:0 gegen Schweden in der Verlängerung: „Jesus, wir sind im Finale! Das ist krass.“
In den WM-Partien Nummer 51 und 52 am Wochenende entscheidet sich zudem, wer den Goldenen Schuh als beste WM-Torschützin gewinnt. Am besten im Rennen sind mit je sechs Treffern Morgan und Englands Stürmerin Ellen White sowie Rapinoe (5).