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Leipzigs Rangnick spricht plötzlich von Titel und Rekorden

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Martin Henkel
RB-Trainer Ralf Rangnick (M.) und sein Team haben Ende Mai noch die Chance, die Saison mit einem Titel zu beenden. Dann steht das DFB-Pokalfinale an.

RB-Trainer Ralf Rangnick (M.) und sein Team haben Ende Mai noch die Chance, die Saison mit einem Titel zu beenden. Dann steht das DFB-Pokalfinale an.

Foto: Alexander Hassenstein / Bongarts/Getty Images

Was vor dem Freitagsspiel der Bundesliga gegen Mainz für den Tabellendritten aus Leipzig spricht.

Leipzig. Eigentlich ist die Saison durch. RB Leipzig hat seit vorigem Wochenende die Teilnahme an der kommenden Champions League sicher und steht im Pokalfinale. Es wäre also Zeit für Experimente, Stammspielern eine Pause zu gönnen, Ersatzpersonal zu testen.

Ralf Rangnick kniff die Augen zusammen, als er am Tag vor der Partie gegen den FSV Mainz 05 am Freitagabend (20.30 Uhr, Eurosport-Player) mit solchen Überlegungen konfrontiert wurde. „Wieso“, erwiderte der Trainer der Sachsen, „sollten wir das tun?“

RB ist noch nicht fertig mit dieser Saison

Die Frage war von rhetorischer Natur. Natürlich werde sein Personal in den verbleibenden drei Spielen nicht herumeiern. Das war die Botschaft, die Rangnick auf das Vorfeld der Partie beim FSV streute. Nicht, weil ein hergeschenktes Resultat irgendwen im Umfeld des Tabellenzwölften schädigen würde.

Sondern weil RB Leipzig noch nicht satt ist. Borussia Dortmund auf Rang zwei ist nur fünf Punkte weg, der FC Bayern sieben. Neun Punkte sind noch zu vergeben.

Seit Januar hat der Tabellendritte kein Spiel mehr verloren

Vor Wochen hätte niemand bei RB auch nur einen Gedanken an die deutsche Meisterschaft verschwendet. Doch nichts scheint mehr unmöglich in dieser Spielzeit für den Tabellendritten, der seit dem 0:1 gegen den BVB im Januar kein Spiel mehr verloren und die vergangenen neun Auswärtsspiele inklusive zweier Pokalpartien allesamt gewonnen hat. Allein die Aussicht, das zehnte auch noch hinzubiegen, seien Motivation genug, meinte Rangnick.

Damit aber hat es sich noch nicht mit den Gründen, warum sich drei weitere Volle-Pulle-Partien in der Meisterschaft lohnen könnten. Gegen Mainz bestreitet RB sein 100. Bundesligaspiel. Kein Verein zuvor hat davon jemals 54 Partien gewonnen. Holen die Sachsen auch noch den 55. Dreier, würden sie zudem den 1. FC Köln von Platz eins der Liste der punktbesten 100er-Klubs verdrängen. Die Rheinländer holten bei ihrem Start in die 1. Liga mit der Drei-Punkte-Regel hochgerechnet 186 Zähler, RB hätte dann 187.

Auf fremdem Platz hat RB in diesem Jahr immer gewonnen

Damit nicht genug. Seit 13 Spielen ist Leipzig ungeschlagen und stellte damit den Vereinsrekord aus der Saison 2016/17 bereits ein. Zehn Partien gewann der sächsische Bundesligist. Auswärts ist die Bilanz noch besser: Alle Spiele auf fremdem Feld hat die Mannschaft von Rangnick in diesem Jahr siegreich beendet.

Mit einem Erfolg nun auch in Mainz würden die Leipziger also noch eine zweite Bestmarke aufstellen: Acht Auswärtssiege in der Liga zu Beginn eines Jahres hat noch nie eine Mannschaft geschafft.

Am vorletzten Spieltag erwartet RB die Bayern

Den Bayern oder Dortmund vielleicht doch noch die Plätze streitig zu machen, ist aber bei weitem erster Ansporn. Der Trainer glaubt zwar nicht, dass die „Meisterschaft im Moment sehr wahrscheinlich ist“, aber sie sei „auch nicht unmöglich“, so Rangnick, zumal die Bayern ja nächstes Wochenende zu Besuch kommen. „Ich muss meine Spieler deshalb auch nicht motivieren, sie haben Augen wie ich und können auf die Tabelle gucken.“

Ergo will er gegen Mainz das Beste aufstellen, was sein Kader hergibt. Und der gibt alles her, was in den vergangenen Wochen von Sieg zu Sieg geeilt ist. Es fehlen nur die Langzeitverletzten Dayot Upamecano, Tyler Adams und Ersatzkeeper Yvon Mvogo.

Gegen Mainz haben die Leipziger noch eine Rechnung offen

Sandro Schwarz schwant deshalb, was da auf ihn und seinen Kader zukommt. „RB Leipzig hat alles und kann alles. Sie sind eine ganz andere Hausnummer für uns“, sagte der Mainzer Trainer, der genau das Problem lösen muss, dass Rangnick mit der Aussicht auf die mögliche Meisterschaft aus seiner Kabine geräumt haben will.

Mainz ist durch mit dem Abstiegskampf und hat nichts weiter zu gewinnen. „Die Körperspannung“ sei noch da, versicherte Schwarz und erinnerte an das 3:0 im eigenen Stadion vor einem Jahr.

Das ist allerdings eher ein Nachteil für Mainz, denn Rangnick ist ein in dieser Beziehung nachtragender Trainer. Die Niederlage, noch unter seinem Vorgänger Ralph Hasenhüttl am drittletzten Spieltag erlitten, nahm RB zu diesem Zeitpunkt die letzte Chance auf einen Champions-League-Platz. „Wir haben da noch eine Rechnung offen“, sagte Rangnick. Und die wolle man unbedingt begleichen.