Fussball

Brisantes Wiedersehen in Babelsberg

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Andis Shala (L) von Babelsberg wird von Jose Matuwila (R) von Cottbus attackiert

Andis Shala (L) von Babelsberg wird von Jose Matuwila (R) von Cottbus attackiert

Foto: pa

Nach Ausschreitungen beim Duell im Vorjahr rief Babelsberg die Kampagne "Nazis raus aus den Stadien" ins Leben.

Berlin. Der Brandenburger Fußball steht selten bundesweit im Rampenlicht. Wenn aber am kommenden Pfingstmontag (17 Uhr) der SV Babelsberg 03 und der FC Energie Cottbus im Landespokalfinale aufeinander treffen, wird das anders sein.

Nicht nur, weil die Partie zwischen den Regionalligisten im Rahmen des «Finaltags der Amateure» in einer Fernseh-Konferenz zu sehen sein wird. Sondern auch, weil es ein brisantes Wiedersehen im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion wird: Im April 2017 wurde dort eine Ligapartie von Ausschreitungen überschattet. Weil Babelsberger Fans auf rechte Parolen und Hitlergrüße einiger Cottbuser Fans mit «Nazi-Schweine raus» antworteten, bekam neben Energie auch Babelsberg eine Strafe über 7000 Euro aufgebrummt.

Es folgte eine viel beachtete monatelange Auseinandersetzung mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV). Zugleich entstand die Idee, eine Solidaritätsaktion ins Leben zu rufen: "Nazis raus aus den Stadien" heißt sie. "Mit der ursprünglichen Beleidigung wollten wir keine T-Shirts verkaufen, das war zu radikal", erklärte Babelsberg-Sprecher Thoralf Höntze, "deshalb haben wir das etwas abgewandelt, so hatte jeder die Möglichkeit, sich mit der Aktion zu identifizieren."

In der Tat erfuhr der kleine Verein eine immense Unterstützung. Borussia Dortmund orderte ebenso Shirts in seinen Vereinsfarben wie der SC Freiburg oder Werder Bremen. Der Fanbeauftragte Rainer Mendel des 1. FC Köln, der Fanschals mit dem Slogan verkauft, sagte stellvertretend: "Uns war schnell klar, dass wir die Aktion unterstützen. Ein kleiner Verein wie Babelsberg darf in so einer Situation nicht alleine dastehen."

Zahlreiche weitere Clubs und Fans zeigten sich solidarisch, selbst im Ausland; mit Plakaten, Spenden oder eben bislang rund 6000 erworbenen T-Shirts. "Wir haben das Gefühl, dass viele nach einem Ventil gesucht haben, ihr Engagement gegen Nazis auszudrücken. Und in unserem konkreten Fall hatten sie dann eine Möglichkeit", erklärte Höntze.

Die ursprüngliche Strafe hat Babelsberg längst begleichen können, wobei die Hälfte der Summe nach einem Kompromiss direkt in Präventionsarbeit floss, wie Höntze erzählte. Dafür sei etwa der Gästeblock im Karl-Liebknecht-Stadion umgebaut worden, um neuerliche Ausschreitungen zu verhindern.

Dort werden sich nun am Montag wieder Cottbuser Fans einfinden. Beim Punktspiel in dieser Saison waren keine Gästefans zugelassen. Vor dem leeren Gästeblock hingen nur Plakate mit dem überdimensionalen T-Shirt sowie den Unterstützern der Kampagne. Babelsberg-Sprecher Höntze glaubt, dass sich die Ereignisse aus dem Vorjahr trotz der sportlichen Brisanz nicht wiederholen werden. Auch wenn es in dem Landespokalfinale zugleich um die Qualifikation für den finanziell lukrativen DFB-Pokal geht.

Die viel beachtete Aktion wird in jedem Fall fortgeführt - auch wegen der großen Unterstützung. "Wir überlegen sogar schon, die Kampagne in eine andere Rechtsform zu führen, so dass auch andere Vereine mit in die Gemeinschaft eintreten können", sagt Höntze. Denn von den Einnahmen - aktuell sind es laut Höntze schon 20 000 Euro - sollen auch andere kleine Projekte und Vereine unterstützt werden. Etwa ein Rechtsstreit des Hamburger Kreisligisten TuS Appen, der einen NPD-Funktionär ausschließen will. Ganz im Sinne von "Nazis raus aus den Stadien."

( dpa )