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Die Bayern nutzen gute Laune als Sieg-Rezept

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Patrick Strasser
Franck Ribery (l.) scherzt mit Thomas Müller

Franck Ribery (l.) scherzt mit Thomas Müller

Foto: MICHAELA REHLE / REUTERS

Die Bayern wollen mit positiver Stimmung das Wunder im Champions-League-Rückspiel in Madrid vollbringen

München.  Die Begrüßung fiel standesgemäß aus. Markus, gerade mal zehn Jahre alt, Mitglied des „FC Bayern Kids Club“ durfte am Sonnabendnachmittag die Mannschaftsaufstellung präsentieren. Er schrie die Vornamen seiner Helden ins Stadionmikrofon, doch nicht nur er, auch die meisten Zuschauer konnten mit „Lars Lukas...“ und „Meritan...“ nichts anfangen, bei „Franck...“ und „Niklas...“ vermuteten sie Ribéry und Süle, nicht Evina und Dorsch.

Meistertrainer Jupp Heynckes (72) hatte eine Rasselbande für die Partie gegen Eintracht Frankfurt aufgestellt, die jüngste Startelf in der Bundesliga seit 47 Jahren: Durchschnittsalter 24 Jahre und 35 Tage. Der Grund: Kein Spiel in dieser Saison könnte unwichtiger für die Bayern sein als dieses Liga-Intermezzo, das Interludium zwischen den beiden Halbfinalspielen der Champions League gegen Real Madrid, das nach dem 1:2 im Hinspiel über Wohl und Wehe der Münchner Saison entscheidet.

Also war Schonung der Stammkräfte angesagt. James Rodríguez, Thomas Müller und Robert Lewandowski kamen nicht zum Einsatz, Franck Ribéry (Pause) war ebenso wenig im Kader wie Javi Martínez (Schädelprellung), David Alaba (Rückenprobleme) und Arjen Robben (muskuläre Probleme), die man noch bis zum Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) fit bekommen möchte. Tendenz: Martínez und Alaba spielen, Robben eher nicht. Für ihn dürfte wie im Hinspiel Thiago zum Einsatz kommen, außer Heynckes gibt 42,5-Millionen-Euro-Mann Corentin Tolisso eine Chance. Jérôme Boateng, Arturo Vidal, Kingsley Coman und Manuel Neuer fallen definitiv verletzt aus.

Zur Pokalfinal-Generalprobe wurde die Begegnung wegen des Jugendwahns auch nicht, eher zur Präsentation der Kader-Zukunft für Eintracht-Trainer Niko Kovac, der ab Sommer in München Heynckes beerbt. Unterm Strich stand nach dem 4:1 der Bayern eine Demütigung der Gäste inklusive ihres Trainers, mal eben abgefieselt von der C-Elf mit den drei A-Jugendlichen Meritan Shabani (19) Franck Evina (17) und Lars Lukas Mai (18) sowie Niklas Dorsch (20), dem Kapitän der Regionalliga-Mannschaft, der das 1:0 erzielte.

„Die Tore waren ein Hormonschub“, so Zuschauer Müller. Hilfreich für den Tunnelblick. Alles ist auf das Rückspiel bei Real ausgerichtet. Inklusive der Heimpleite letzten Mittwoch in München hat Bayern nun sechs Mal hintereinander gegen Madrid verloren. Folgt am Tag der Arbeit der siebte K.o.? Wenig scheint dafür zu sprechen, dass die Münchner trotz der Hinspielniederlage doch noch das Finale am 26. Mai in Kiew erreichen. Wenig? Von wegen! So das Gefühl in München. Denn spätestens seit „Donnerstagmittag“, so Müller, habe man den Stimmungsschalter umgelegt. „Ich habe mir gesagt: So – jetzt reicht’s mit schlechter Laune!“

Jupp Heynckes, Mr. Optimismus, lebt dies schon seit einer Stunde nach dem 1:2 vor. Der Trainer ordnete die Niederlage als „unverdient“ ein und sagte mit Blick auf Dienstag: „Das stimmt mich ein Stück weit optimistisch.“ Dazu kommt: Mit Heynckes überstand Bayern 2012 im Bernabéu das Halbfinale, kam nach Elfmeterschießen weiter.

Kapitän Müller hat noch nie gegen Real Madrid getroffen

Als weitere Motivation gilt die Vorlage von Juventus: Im Viertelfinale verloren die Italiener im eigenen Stadion sogar 0:3, drehten das Ergebnis in Madrid – bis Cristiano Ronaldo in der Nachspielzeit den umstrittenen Elfmeter versenkte. Den Weltfußballer hatte Bayern im Hinspiel komplett ausgeschaltet, erstmals in dieser Champions-League-Saison war der Toptorjäger leer ausgegangen. Klappt das auch in Madrid?

Real hat nun etwas zu verlieren: „Wir werden wieder leiden müssen, die Bayern können das auch im Bernabéu noch wettmachen“, warnte Coach Zinedine Zidane, der im Liga-Heimspiel gegen CD Leganés (2:1) sogar zehn frische Spieler gegenüber der Startelf in München brachte.

Der Titelverteidiger „ist verwundbar“, so Heynckes, weil man so viele Möglichkeiten herausgespielt habe. Die schlechte Chancenverwertung macht die Bayern immer noch wütend und ist Antrieb fürs Rückspiel: „Wir wissen alle, dass noch was drin ist“, sagte Müller und Torwart Sven Ulreich meinte: „Wir können noch besser spielen als im Hinspiel. Wir sind felsenfest überzeugt, dass wir am Ende nach Kiew fliegen.“

Dafür sollte vor allem Torjäger Lewandowski eine bessere und engagiertere Leistung als im Hinspiel zeigen. Heynckes garantierte ihm den Startelf-Einsatz. Vielleicht trifft aber auch Müller erstmals in seiner Karriere gegen Real. „Noch gar nicht?“, fragte der Kapitän nach und meinte: „Boah, das gibt’s ja gar nicht. Dann wird’s Zeit!“