Berlin. 20 Minuten verläuft der Handball-Hit ausgeglichen, ehe die Füchse eine Lehrstunde von Meister Magdeburg erhalten.

Mike Jensen saß grinsend auf dem Hosenboden, den Ball fest in seinen Händen: Der Schlussmann des SC Magdeburg hatte nach 37 Minuten gerade erst seinen überragenden Torhüterkollegen Nikola Portner abgelöst, um beim Stand von 20:13 für den deutschen Meister sogleich einen Siebenmeter von Milos Vujovic zu vereiteln. Spätestens da bahnte sich für die Füchse Berlin im Spitzenduell der Handball-Bundesliga ein Debakel an.

Die Spieler von Jaron Siewert waren als Tabellenführer selbstbewusst in die Hauptstadt Sachsen-Anhalts gereist, sie verließen sie als geprügelte Hunde, die erstmals in dieser bislang so starken Spielzeit ihre Grenzen aufgezeigt bekamen. Dass die 6600 Zuschauer in der GETEC-Arena am Sonntag letztlich „nur“ ein 34:29 (15:11) ihres Klubs abfeierten, war allein der Tatsache geschuldet, dass die Magdeburger gegen Spielende ein wenig das Tempo gedrosselt hatten.

Eine Niederlage wie ein Stich ins Herz, vor allem für den so akribisch arbeitenden Füchse-Trainer Jaron Siewert, dessen Team nach vier Monaten an der Spitze der Bundesligatabelle den Rhein-Neckar Löwen weichen musste. „Im Titelkampf ist noch nichts verloren. Doch die Höhe und die Art und Weise, wie die zweite Hälfte gelaufen ist, das sitzt tief“, gab der 29-Jährige unumwunden zu.

Nach 20 Minuten deutet nichts auf ein Debakel hin

Lange hatte wenig darauf hingedeutet, dass die Berliner zum siebten Mal in Serie als Verlierer aus dem Ostduell hervorgehen würden. Mathias Gidsel genoss und nutzte seine Freiheiten im Rückraum, das Positionsspiel passte, die Füchse hatten die Schlüsselspieler des SCM unter Kontrolle. Tempo und Intensität auf beiden Seiten sowie ein Spielstand von 9:9 nach 20 Minuten deuteten auf Dramatik bis zum Schluss hin.

Doch fielen viele Berliner Ballverluste da noch nicht gravierend ins Gewicht, weil auch die Magdeburger anfangs nervös agierten, so wurden die technischen Mängel der Füchse gegen Ende der ersten Hälfte immer gnadenloser bestraft. „Magdeburg macht fünf, sechs Tore nach Tempogegenstoß, wir müssen uns jeden Treffer hart erarbeiten. Unser Torhüter Dejan Milosavljev ist kein Faktor und das Spielglück fehlt“, machte Berlins Geschäftsführer Bob Hanning den 11:15-Halbzeitrückstand zur Pause an drei Faktoren fest und forderte eine deutliche Steigerung.

Füchse drohen in Hälfte zwei komplett auseinanderzufallen

Wer nun aber auf die Gier der Füchse, die als einziges Team aus den Top noch nie deutscher Meister waren, und eine damit verbundene Aufholjagd beim amtierenden Titelträger wartete, der wurde schnell enttäuscht. Die Berliner agierten mit Wiederbeginn noch flatterhafter, verstrickten sich in Diskussionen untereinander und mit den Schiedsrichtern – und drohten bei einem zwischenzeitlichen Rückstand von zehn Toren nach rund 45 Minuten komplett in sich zusammenzufallen.

„Wir haben zu viele Fehler gemacht und vor allem den Kopf zu spät wieder aufgerichtet“, monierte Siewert, dem es immerhin gelang, die Kreise des wie schon im Hinspiel überragenden Magdeburgers Gisli Thorgeir Kristjansson durch Umstellung auf eine 5:1-Abwehr einzuengen. So mauserte sich der niederländische Rückraumspieler Kay Smits (Magdeburg) zum besten Werfer des Schlagers mit zehn Treffern.

Länderspielpause kommt für Berlins Coach Siewert zur Unzeit

Mit einer krachenden Niederlage gehen die Füchse damit zur Unzeit in die Länderspielpause. „Diese Partie bedarf der Aufbereitung“, kündigte Jaron Siewert an. Analysen und mögliche Neujustierungen im Titelrennen müssen aber erst einmal ohne die Nationalspieler stattfinden.

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