Berlin. Es war der Fuß von Martin Ziemer, der die Füchse Berlin am Ende jubeln ließ. Den schob der Keeper des Handall-Bundesligisten nämlich gerade noch so zwischen den Ball und sein Tor und verhinderte damit am Sonntagnachmittag, dass die Berliner in der dritten Runde des EHF-Pokals gegen HK Malmö nur unentschieden spielten. So aber freute sich die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic über ein 27:26 (13:11) vor 7730 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle.
„Der Gegner wollte unbedingt noch gewinnen oder zumindest unentschieden spielen“, sagte Ziemer, der in der Bundesliga sonst eher auf der Tribüne anzutreffen ist und ab Mitte der zweiten Hälfte sein Heimspiel-Debüt zwischen den Pfosten feierte. „Aber wir freuen uns, dass wir das verhindern konnten.“
Nach seinem Gala-Abend beim Derbysieg in Magdeburg (29:27) bekam Stammtorhüter Dejan Milosavljev eine Pause, durfte sich von der Bank aus anschauen, wie zunächst Teamkollege Silvio Heinevetter mit insgesamt zwölf Paraden den Kasten sauber hielt und später auch Ziemer den einen oder anderen Ball vor dem Überqueren der Torlinie rettete.
Füchse-Kapitän Lindberg platzt der Kragen
Doch auch mit dreifachem Rückhalt machten sich die Füchse unnötig viel Arbeit mit den eigentlich deutlich unterlegenen Gästen aus dem Süden Schwedens. Die Fehlwürfe häuften sich, in der Offensive fehlte jegliche Abstimmung, viele Angriffe landeten im Netz hinter dem Tor – anstatt im Tornetz. Kurz vor Ende der ersten Hälfte platzte Kapitän Hans Lindberg der Kragen, der übrigens mit acht Treffern mal wieder bester Werfer der Berliner war. Wütend schlug der Rechtsaußen nach einem wieder mal unkonzentriert zu Ende gespielten Angriff auf die Bande und brüllte „Was ist das denn?“.
Ja, was war das? Die Schwierigkeit ein Spiel zu gewinnen, das man schon vor Anpfiff gewonnen hatte. Die Ausgangslage nach dem 34:27-Hinspielerfolg ließ nicht mehr allzu viel Raum für Überraschungen, zumal Malmö weder im Angriff noch in der Deckung die Qualität besaß, die Berliner ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Das einzige, was die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic wirklich unter Druck setzte, waren eben die eigenen Fehler. „Das war nicht unsere beste Leistung“, gestand Lindberg, „in der Abwehr fehlten mindestens zehn Prozent und wir haben zu viele Fehler gemacht.“
Füchse-Spielmacher Wiede muss an der Lippe genäht werden
Und die entstanden auch dadurch, dass die Berliner schon mal für die Bundesliga-Partie am Donnerstag gegen Melsungen (19 Uhr, Schmeling-Halle) mit Spielmacher Wiede auf der Mittelposition verschiedene Angriffsvarianten testeten. Nach einer Viertelstunde bekam der 25-Jährige dann aber einen schwedischen Ellbogen ins Gesicht und verschwand mehrere Minuten in der Kabine. Dafür bekam Stipe Mandalinic im Rückraum eine Chance, wie Wiede wenig später eiswürfellutschend von der Bank aus beobachten konnte. „Ich musste mit zwei Stichen genäht werden – ohne Betäubung“, sagte Wiede nach der Partie mit dicker Unterlippe.
Leicht malträtiert ging es aber auch für den Nationalspieler weiter. Schließlich brauchten die Berliner seine Kreativität im Angriff, um wenigstens einigermaßen standesgemäß in die Gruppenphase einzuziehen. „Ich habe in der Halbzeit einen Sieg verlangt“, sagte Trainer Petkovic, der seiner Mannschaft nach dem kräftezehrenden Duell mit Magdeburg den einen oder anderen Fehler verzieh. „Wir mussten das Spiel gewinnen, egal wie!“
Fünf-Tore-Vorsprung reicht nicht für höheren Sieg
Doch die Torfabrik tat sich auch in der zweiten Halbzeit schwer, und das obwohl sich der Vorjahresfinalist einen Fünf-Tore-Vorsprung durch Marko Kopljar (18:13/39. Minute) erarbeitete. Doch die Füchse ließen die Schweden durch einen Vier-Tore-Lauf wieder auf einen Treffer herankommen (18:17/42.). So blieb die Partie bis zur erlösenden Schlusssirene eng, mit vielen Fehlern, nicht unbedingt Marke Handball-Leckerbissen. „Das war ein bisschen unnötig. Wir haben mit vier, fünf Toren geführt. Da hätten wir früher den Sack zumachen müssen“, sagte Wiede.
Am Ende aber zählte nur eines: Die Füchse stehen in der Gruppenphase des EHF-Pokals – zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Jahren. Fünf Mal schafften es die Berliner dabei ins Final Four, holten zweimal (2015 und 2018) den Pokal. Das ist auch in dieser Saison wieder das Ziel. Immerhin findet das Finalturnier am 23. und 24. Mai 2020 in der heimischen Max-Schmeling-Halle statt. Tickets für das Viererturnier gibt es ab Montag (15 Uhr) über die Homepage des Hauptstadtklubs.
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