Berlin. Die silbernen Pompoms waren etwas gewöhnungsbedürftig. Aber Silvio Heinevetter wollte eben auch ein Zeichen setzen – und posierte nach dem Sieg der Füchse Berlin gegen Ludwigshafen am Sonntagabend (29:19) gemeinsam mit den Cheerleadern von Dance Deluxe. Dem Foto, das der Torhüter des Handball-Bundesligisten bei Instagram postete, schob er noch einen verbalen Seitenhieb hinterher.
Jener ging Richtung Alba Berlin, die nach ihrem Vorstoß, die Cheerleader aus dem Rahmenprogramm ihrer Basketball-Partien zu verbannen, gleichermaßen Lob und Kritik einstecken mussten. Geschäftsführer Marco Baldi hatte den Schritt damit begründet, „dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt“.
Heinevetter konterte: „So ein Schwachsinn!!! Die Mädels und Frauen als attraktive Pausenfüller zu bezeichnen, ist in meinen Augen nicht zeitgemäß“, schreib der Nationalkeeper zu dem Foto, das ihn mit den Tänzerinnen vom TSV Rudow zeigt.
Pokal-Bilanz spricht für Magdeburg
Die Cheerdancer werden die Füchse also weiterhin bei ihren Heimspielen unterstützen. Und darauf bauen die Berliner, wenn sie an diesem Dienstag im Achtelfinale des DHB-Pokals den SC Magdeburg (19 Uhr) empfangen. Die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic hofft aber auch auf viele Zuschauer, die die Max-Schmeling-Halle in einen echten Hexenkessel verwandeln sollen. „Wir haben das Glück, dass wir zu Hause gegen Magdeburg spielen“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der mehr Berliner Fans als Magdeburger in der Halle sehen will. „Das wird ein ganz harter und heißer Kampf.“
Denn obwohl die Magdeburger zuletzt drei Bundesliga-Niederlagen in Folge kassierten, wartet auf den Tabellenzweiten eine „Top-Truppe, die sich unglaublich gut weiterentwickelt hat, Schritt für Schritt zu einer Spitzenmannschaft geworden ist“, wie Hanning warnt. Und dass im Pokal wahrlich ein anderer Wind als in der Liga weht, haben die Füchse in Duellen gegen den SCM schon zu spüren bekommen.
Drei Begegnungen gab es bisher, dreimal gingen die Berliner als Verlierer vom Platz – in der Saison 2005/06 in der 2. Runde, 2014/15 im Halbfinale des Final Four und in der vorletzten Saison im Viertelfinale. Aber es ist ja nicht verboten, trotz der miesen Pokal-Statistik Mut aus der Bundesliga-Bilanz zu ziehen. Und da sind die Füchse seit fast fünf Jahren ungeschlagen gegen den ungeliebten Gegner aus Sachsen-Anhalt.
Füchse-Profi Holm mit selbstbewusster Kampfansage
Die Mannschaft dürfte nach vier Siegen in Folge und einer deutlich ansteigenden Leistungskurve motiviert sein. Der durchwachsene Saisonstart scheint nicht mehr als ein hartnäckiger Virus gewesen zu sein, von dem sich die Füchse mittlerweile kuriert haben. „Grundsätzlich stimmt die Richtung“, sagt Hanning, der auch den „Genickbruch“ mit der Blamage gegen Minden (25:29) abhaken will: „Wir haben hohe Ambitionen.“
Das Pokal-Final-Four in Hamburg (4./5. April 2020) soll es sein. Um das Fernziel zu erreichen, müssen die Füchse aber erst einmal ins Viertelfinale einziehen. „Verlieren ist kein Thema für uns. Wir müssen dieses Spiel gewinnen“, sagt Rückraumspieler Jacob Holm. „Ich habe großen Respekt, die haben eine sehr starke Mannschaft. Aber es muss unser Ziel sein, sie zu schlagen.“
Nach dem Sieg am Sonntag bleibt allerdings nur ein Tag zur Regeneration – wenig Zeit, um die gesamten Akkus wieder aufzuladen. Trainer Petkovic konnte aber immerhin die Partie gegen Ludwigshafen nutzen, um seinen Leistungsträgern Pausen zu gönnen. „Einige konnten so ein bisschen Kraft sparen“, hofft der 63-Jährige.
Hanning: „Jetzt kommen Monate der Wahrheit“
Neue Kraft haben die Berliner auch durch Marko Kopljar bekommen. Der kroatische Rückraumspieler feierte nach Achillessehnenriss und 18 Monaten Verletzungspause am Sonntag sein Comeback und ist nun eine „zusätzliche Alternative“, wie Hanning sagt. „Ich freue mich, dass wir jetzt wirklich einen vollen Kader haben, dass der Trainer mit 16 Spielern arbeiten kann.“
Ein voller Kader, eine kleine Siegesserie, Tabellenplatz zwei – die Lage bei den Füchsen Berlin könnte gerade kaum besser sein. „Wir haben den Anspruch, eine Spitzenmannschaft zu sein. Aber die Wahrheit werden wir in den nächsten beiden Monaten sehen“, sagt Hanning.
Der tatsächliche Leistungsstand sei erst Ende Oktober abzulesen. „Dann können wir auch sagen, wer wie eingeschlagen hat und wie weit wir von einer Spitzenmannschaft entfernt sind“, sagt Hanning: „Oder vielleicht sind wir selbst eine und die anderen sind dann von uns entfernt. Wär’ ja auch schön.“ Ein Sieg im Pokal-Achtelfinale wäre ein erster Schritt in diese Richtung.