EHF-Cup-Finale

Füchse bleiben ohne Titel in dieser Saison

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Miha Zarabec (M.) und seine Kieler Kollegen sind von den Berlinern kaum aufzuhalten.

Miha Zarabec (M.) und seine Kieler Kollegen sind von den Berlinern kaum aufzuhalten.

Foto: Sascha Klahn / Bongarts/Getty Images

Berliner verlieren EHF-Cup-Finale in Kiel mit 22:26 gegen den Gastgeber. Der hält seine beeindruckende Serie in diesem Wettbewerb.

Kiel. Sie ließen es sich nicht nehmen, nicht in ihrem „Finale to Huus“. Vergleichbar mit dem „Finale dahoam“, welches der Fußball-Rekordmeister FC Bayern München wenige Stunden zuvor schon für seinen siebten Titelgewinn in Folge genutzt hatte. Die Handballspieler der Füchse Berlin warfen sich in jeden Ball, sie kämpften verbissen und mit Leidenschaft, aber am Ende war der THW Kiel im Finale um den EHF-Cup eine Nummer zu groß.

Mit 26:22 (16:10) besiegte der Nordklub den Titelverteidiger aus der Hauptstadt vor 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Ostsee-Halle und feierte nach dem DHB-Pokal bereits den zweiten Titel der laufenden Saison. Das Spiel um Platz drei hatte zuvor der FC Porto mit 28:26 (14:16) gegen den dänischen Topklub TTH Holstebro gewonnen.

Hanning mit kämpferischer Leistung zufrieden

Ausgelassen hüpften die Kieler nach der Schlusssirene über das Parkett, auf den Rängen legten die Zuschauer jedwede norddeutsche Zurückhaltung ab. Kiel erhält für seinen Triumph eine Siegprämie in Höhe von 100.000 Euro, die Füchse dürfen sich immerhin noch mit 50.000 Euro trösten. „Die eine Schwächephase Ende der ersten Halbzeit hat gereicht, zudem haben Kiels Torhüter den Unterschied ausgemacht. Kämpferisch war das völlig okay von uns“, bilanzierte Füchse Geschäftsführer Bob Hanning.

Mit ihrem Sieg bauen die Kieler ihre Serie im zweithöchsten europäischen Klubwettbewerb aus. Immer, wenn der THW im EHF-Cup antrat, gewann er diesen auch (1998, 2002, 2004). In den vergangenen Jahren (2004 bis 2018) war der Liga-Krösus freilich mehr in der Champions League unterwegs, die er bereits dreimal gewinnen konnte. Als einzige Mannschaft haben die „Zebras“ alle Spiele der laufenden EHF-Cup-Saison gewonnen. Und das blieb nun bis zuletzt so. Eine wahre Demonstration der Stärke, das mussten auch die Füchse anerkennen.

Platz fünf in Bundesliga ist jetzt wichtig

Für Kiel kann es in dieser Spielzeit sogar noch besser kommen. Zum Abschied von Trainer Alfred Gislason haben die „Zebras“ die Chance auf das Triple aus Meisterschaft, DHB-Pokal und EHF-Cup. Das „Finale to Huus“ war für Gislason das letzte internationale Spiel als THW-Coach. Sein Nachfolger steht in dem früheren Welthandballer Filip Jicha schon bereit.

Und die Füchse? Für sie lautet nun das oberste Ziel, sich noch über die Bundesliga für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, der so wichtig ist in einer Metropole wie Berlin. Platz fünf muss dafür gehalten werden. Schon jetzt aber steht fest: Es wird eine titellose Saison.

Mit dem Halbfinal-Erfolg am Freitag gegen den FC Porto hatten die Berliner zum ersten Mal überhaupt in der Ostsee-Halle ein Spiel gewonnen. Und darauf gehofft, jetzt eine Serie starten zu können. Die blieb dem Außenseiter im Finale jedoch versagt, und so stehen vier Niederlagen gegen den schier übermächtigen THW Kiel in dieser Saison zu Buche.

Von Beginn an herrschte in der Arena eine ohrenbetäubende Stimmung, aus zehntausend Kehlen erklang der Schlachtruf „THW“. Eine beeindruckende Kulisse. Anweisungen von Trainer Velimir Petkovic waren jedenfalls nicht zu verstehen.

Berliner Torhüter mit Problemen

Angeführt von Nationalspieler Paul Drux begann der Torreigen. Es zeigte sich schnell, dass es in diesem Finale vor allem auch darum ging, Niklas Landin im Tor der Kieler zu bezwingen. Der Däne ist Europa- und Weltmeister, Olympiasieger, WM-und Olympia-Allstar – und ein Fels in der Brandung des Rekordmeisters. Er vereitelte zahlreiche Berliner Chancen.

Es entwickelte sich eine temporeiche und aggressiv geführte Partie, die sich zunächst ausgeglichen gestaltete. Die Abwehr der Berliner stand gut, doch nach und nach übernahm Kiel die Regie, die THW-Angriffe waren zwingender. So gerieten die Füchse nach 16 Minuten mit 5:7 in Rückstand. Weil Silvio Heinevetter im Gegensatz zum Halbfinale, in dem er überragend gehalten hatte, zunächst nur wenig gegen die wuchtigen Kieler Würfe auszurichten vermochte und zudem Schmerzen am Arm anzeigte, brachte Petkovic Malte Semisch ins Spiel. Doch auch er war weitgehend machtlos. Ein 0:4-Lauf binnen fünf Minuten zum Ende der ersten Hälfte brachte eine Vorentscheidung.

Kiel bringt die eigene Halle zum Beben

Nach dem Seitenwechsel stand wieder Heinevetter im Berliner Tor und zeichnete sich gleich mit drei Paraden aus. Die Füchse mussten nun zwingend den Abstand verkürzen, wollten sie in diesem Finale noch einmal angreifen. Und in der Tat gelang es, auf 12:16 (33.) heranzukommen. Doch im Stile eines Rekordmeisters stellte Kiel den alten Abstand rasch wieder her. Die Gastgeber kontrollierten nun das Finale, erlaubten sich keinerlei Schwächen. So gerieten die letzten Minuten zu einem umjubelten Schaulaufen vor einem völlig entfesselten Publikum.