Berlin. In der Nacht von Montag auf Dienstag konnte Velimir Petkovic nicht schlafen. „Es kribbelt schon in meinem Bauch wegen Hannover“, erklärt der Trainer der Füchse Berlin. Die Bundesligapartie an diesem Donnerstag gegen Hannover-Burgdorf (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle) bildet den Auftakt für das straffe Restprogramm der Berliner, das letztendlich darüber entscheidet, ob diese Saison als Erfolg oder Enttäuschung in die Vereinschronik eingehen wird. Vier Spiele bestreiten die Füchse noch in der Liga, zwei im Final Four des Europapokals am Wochenende in Magdeburg.
Donnerstag gegen Hannover in der Schmeling-Halle
„Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn wir am Saisonende einen Titel und einen Champions-League-Platz haben“, sinniert Trainer Petkovic. Momentan stehen die Füchse in der Liga auf Rang drei. Um auf Platz zwei zu klettern, der zur Teilnahme an der Königsklasse berechtigt, sind sie auf Patzer der SG Flensburg-Handewitt oder der Rhein-Neckar Löwen angewiesen. Doch unabhängig davon, welche Zahl am Ende neben dem Namen „Füchse Berlin“ in der Tabelle steht, lässt sich schon jetzt sagen, dass diese Saison zu den beeindruckendsten Spielzeiten der Berliner zählt.
Über acht Wochen standen die Füchse an der Tabellenspitze, verzeichneten dabei lediglich fünf Niederlagen. Ausrutscher leistete sich die Mannschaft nur im Europapokal gegen St. Raphael und RK Nexe, wobei sie beide Niederlagen im Rückspiel wieder ausbügelte. Einzig das Unentschieden Ende März gegen den TVB Stuttgart wäre verzichtbar gewesen, ansonsten haben die Berliner keine Punkte liegen gelassen. Dabei kreuzten so einige Stolpersteine ihren Weg: Marko Kopljar, den Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning geholt hatte, um die Abwehr noch weiter zu stärken, konnte nur an der Hälfte aller Spiele teilnehmen.
Auch Paul Drux war in einer Endlosschleife von Verletzungen gefangen. Den Großteil der Saison haben die Berliner außerdem mit nur einem Kreisläufer bestritten, und seit Januar agieren sie ohne gelernten Rückraumregisseur. „Die Verletzungssituation ist wirklich tragisch gewesen“, sagt Hanning. Immer, wenn sich ein Spieler zurückmeldete, fiel der nächste aus. Dazu kam der Abgang von Spielmacher Petar Nenadic zur Rückrunde.
Trainer: "Ich unterschätze keinen. Das ist unsere Stärke"
Als Steffen Fäth sich beim Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen am vergangenen Sonntag das Innenband im linken Knie einriss und damit klar war, dass er für den Rest der Saison ausfällt, schüttelte Petkovic nur noch den Kopf. „Das tut mir vor allem für Steffen leid, der eine herausragende Saison gespielt hat und nun fehlt, wenn die entscheidenden Spiele anstehen“, sagt er. Mit Fäth, Kopljar (Achillessehnenriss), Ignacio Plaza (Kreuzbandriss), Erik Schmidt (Haarriss im Fuß) und Stipe Mandalinic (Knieprobleme) fehlen aktuell fünf Stammspieler. Dazu beißen Johan Koch (Finger ausgekugelt) und Paul Drux (Bänderriss) trotz Verletzungen auf die Zähne.
Wie die Füchse es dennoch schaffen konnten, sich im gesamten Saisonverlauf durchgängig zwischen Rang eins und drei aufzuhalten, erklärt Petkovic mit dem unnachahmlichen Einsatz seiner Spieler. So fragte er Drux nach dem Sieg gegen die Löwen, ob er Schmerzen habe. „Ist egal“, lautete die Antwort. „Die nächsten Spiele schaffe ich.“ Außerdem rede er mit der Mannschaft nie über verletzte Spieler, erklärt Petkovic sein Geheimrezept. Diese Herangehensweise mobilisiere die Kräfte und das Selbstbewusstsein der gesunden Akteure, glaubt der 61-Jährige. „Ich unterschätze keinen. Das ist unsere Stärke, das schweißt uns zusammen.“ Auf diese Weise können Spieler über sich hinauswachsen, so wie Rechtsaußen Mattias Zachrisson, der seit Wochen im Rückraum aushilft und dort mit einer starken Leistung überzeugt. Gleiches gilt für Fabian Wiede, der aus der Not heraus zum Mittelmann wurde und dem Team neue Impulse gibt. „Das war so schnell und in der Klasse nicht zu erwarten“, staunt Hanning.
Koch winkt ein Vertrag über den Sommer hinaus
Hinzu kommt die Entwicklung von Kevin Struck, der mit seiner Qualität, auf der Halbposition zu decken, die Offensivspieler entlastet. Die Nachverpflichtung von Johan Koch erwies sich zudem als Glücksgriff. Ohne den Dänen, der zur Rückrunde von den Kadetten Schaffhausen nach Berlin wechselte, stünden die Füchse aktuell ohne spielfähigen Kreisläufer da.
Schmidt stieg zwar wie Mandalinic am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining ein, wann er dem Team im Wettkampf helfen kann, ist aber noch ungewiss. Koch hat sich derart gut integriert, dass Hanning ihn für die kommenden Saison gern neben Schmidt und Mijaljo Marsenic als dritten Kreisläufer unter Vertrag nehmen würde. „Das ist eine Überlegung, die ich gerade prüfe“, sagt er. Mit der Erfahrung aus diesem Jahr kann ein Spieler mehr sicher nicht schaden.
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