Handball

Füchse mit Kurs auf den Europapokal

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Alexandra Gross

Die Berliner Füchse genießen ihre Festwochen in der Bundesliga. Nach dem überragenden 34:32 vor einer Woche beim VfL Gummersbach halten die Berliner unbeirrt Kurs auf den internationalen Wettbewerb.

Im schmucken Eckhaus am Gendarmenmarkt hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert. Nicht nur, dass Manager Bob Hanning die Mitarbeiter der Geschäftsstelle regelmäßig nach Spieltagen ins Steakhaus einlädt. Auch die Anfragen für VIP-Tickets bei Heimspielen sowie nach Parkplätzen an der Max-Schmeling-Halle sind nach oben geschnellt. Und über die Stadtgrenzen sind Berlins Handballer längst in aller Munde. In der neuesten Ausgabe des Fachmagazins Handballwoche stehen mit den Rückraumspielern Sven-Sören Christophersen und Bartlomiej Jaszka gleich zwei Berliner in der "Mannschaft der Woche", zudem wurde der überragende Torhüter Silvio Heinevetter zum zweiten Mal in Folge zum Handballer des Monats gewählt. Wenn's läuft, dann läuft es eben.

Flensburg trennt sich von Coach

Die Füchse erfahren derzeit eine Beachtung, wie sie sie noch nie zuvor erlebt haben. "Das ist abenteuerlich, was hier gerade abgeht", sagt Geschäftsführer Hanning. Dass die Füchse derzeit so erfolgreich sind, dafür zeichnen sie freilich auch selbst verantwortlich. Nach zehn Spieltagen in der Bundesliga liegt die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson mit nur drei Minuspunkten auf Rang vier. Hinter den großen drei Vereinen und Titelkandidaten THW Kiel, HSV Hamburg und Rhein-Neckar Löwen. Nach dem überragenden 34:32 vor einer Woche beim VfL Gummersbach, einem direkten Konkurrenten im Kampf um die begehrten Europapokalplätze, halten die Berliner unbeirrt Kurs auf den internationalen Wettbewerb. Und das Erstaunliche dabei ist, dass sie bereits ein Fünf-Punkte-Polster für den Sprung nach Europa haben. So rangiert die SG Flensburg-Handewitt mit 14:8 Zählern auf dem sechsten Platz. Gestern gab der Traditionsklub von der Förde überraschend die Trennung von Trainer Per Carlen bekannt. Der Schwede, dessen Vertrag bis Juni 2011 befristet war, wurde von seinen Aufgaben entbunden. Carlens Nachfolger auf der SG-Bank ist Sportdirektor Ljubomir Vranjes.

Dass die Füchse sich in einer derart komfortablen Lage befinden, liegt natürlich an ihrer überragenden Vorstellung in der besten Handball-Liga der Welt; doch auch die Konkurrenz spielt ihnen in die Karten, denn die Füchse-Jäger nehmen sich auch gegenseitig Punkte weg. "Das sind gerade richtige Festwochen für uns", frohlockt Hanning, "wir sind nach dem tollen Saisonstart in einer sehr guten Ausgangssituation." Dazu kommt, dass die Top drei in den kommenden zwei Wochen munter aufeinander treffen.

Alle bleiben auf dem Boden

Die historische Chance für die Füchse, in ihrer vierten Erstligaspielzeit die Qualifikation für den Europacup zu schaffen, ist in der Tat groß. Vorausgesetzt, das Team bleibt vor unheilvollen Verletzungen verschont, denn der Kader bietet Sigurdsson nicht unendlich viele Alternativen. Und im Januar steht die Weltmeisterschaft in Schweden an, bei der einige Berliner Akteure im Einsatz sein werden. In den nächsten drei Heimspielen gegen Friesenheim (14. November, 17.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle), Balingen (24. November) und Ahlen (12. Dezember) wollen die Hauptstadt-Handballer ihre positive Bilanz vor heimischer Kulisse von vier Siegen und einem Unentschieden ausbauen.

"Jetzt brauchen wir die Berliner Fans mehr denn je", sagt Hanning, "nach so einer Erfolgsserie besteht immer auch die Gefahr, gegen vermeintlich schwache Gegner zu patzen, denn die sind total heiß darauf, uns zu besiegen."

Die Gefahr der Überheblichkeit sieht Coach Sigurdsson allerdings nicht. "Alle bleiben auf dem Boden und sind gut drauf", sagt der Isländer und blickt konzentriert auf das Heimspiel am Sonntag gegen Aufsteiger Friesenheim: "Es ist immer schwierig, wenn man einen guten Lauf hat. Friesenheim wird sich besonders gut auf uns vorbereiten."