DEL-Hauptrunde

Eisbären Berlin: Die Quittung für die Dauerkrise

| Lesedauer: 5 Minuten
Marcel Stein
Enttäuschung bei den Eisbären Berlin nach dem frühesten Saisonende seit 22 Jahren.

Enttäuschung bei den Eisbären Berlin nach dem frühesten Saisonende seit 22 Jahren.

Foto: nordphoto GmbH / Engler / picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

Die Aufholjagd des Titelverteidigers endet mit einem 3:4 gegen Schwenningen und der schwächsten Saison der Eisbären Berlin seit 2001.

Berlin.  Der Videowürfel offenbarte das ganze Dilemma. Die Mercedes-Benz Arena hatte sich schnell geleert, doch wer noch ein bisschen blieb, der bekam nicht nur das Team der Eisbären Berlin auf dem Eis zu sehen. Die Profis hatten im Vorfeld sogar noch ein paar Grüße an die Fans aufgenommen, die wurden abgespielt, als alles vorbei war. Und es wirkte wie eine kleinlaute Entschuldigung, dieser Dank an die Anhänger für eine Saison mit toller Unterstützung. Ausgesprochen von den Protagonisten und digital festgehalten, als sie noch darum kämpften, diese Spielzeit ein wenig zu verlängern.

Weil aber das letzte Spiel wie so viele Auftritte des Titelverteidigers der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kein besonders tolles war, mussten die Bilder gesendet werden. Es war immer im Kopf in den vergangenen Wochen, das mögliche Scheitern der großen Eisbären Berlin. So schlecht wie seit 22 Jahren nicht mehr schnitt der DEL-Rekordmeister ab, beendete die Hauptrunde durch das 3:4 (0:0, 2:1, 1:2, 0:0, 0:1) nach Penaltyschießen gegen die Schwenninger Wild Wings als Elfter, schrammte um einen Platz und drei Punkte am Pre-Play-off vorbei.

Die kleine Chance, die sich bei einer Niederlage der Löwen Frankfurt gegen Augsburg ergeben hätte, vermochten die Berliner dabei einerseits durch eigenes Unvermögen nicht zu nutzen. Andererseits ließ Frankfurt auch nichts mehr Anbrennen, setzte sich 4:3 nach Verlängerung durch. „Wir wussten vorher, dass es nicht in unserer Macht liegt, aber wir haben unsere Hausaufgaben auch nicht gemacht“, sagte Stürmer Marcel Noebels. Er schien sehr aufgeräumt, zu schwierig war die Situation der Berliner, um sich mit dem eingetretenen Szenario nicht vorher schon gedanklich zu befassen.

Virtuell waren die Eisbären Berlin im Play-off

Trotz der großen Aufholjagd im letzten Drittel der Punkterunde, die noch einmal Hoffnung gebracht hatte. Die aber auch nicht den Blick für die Realitäten verstellte. „Wenn man 56 Spieltage lang Zeit hat, liegt es nicht am letzten Spieltag, dass man nicht ins Play-off gekommen ist“, so Noebels. Sein Chef fasste das, was hinter den Berlinern liegt, ganz gut zusammen. „Es war eine sieben Monate anhaltende Krise“, sagte Geschäftsführer Thomas Bothstede zur Saison, an deren Ende zum dritten Mal in der Geschichte der DEL ein Meister nicht am Play-off teilnimmt.

Kurzzeitig waren die Berliner am Sonntag zwar drin in der ersten K.o.-Runde. Sie starteten passabel, angetrieben von den 14.200 in der ausverkauften Arena. Die hatten zum Abschluss alle Register gezogen. Vertreter des Anhangs schwenkten ausnahmsweise vor Spielbeginn Fahnen auf dem Eis, Fanclubs schickten ein paar Abgesandte, die Spalier standen. In der Stehplatzkurve wurde mittels Pappen erst alles in blau, rot, weiß verwandelt, anschließend ein Riesenbanner mit einem Eishockeyspieler hochgezogen. Viel Pathos für einen besonderen Nachmittag.

Eisbären Berlin verspielen eine 2:0-Führung

An dem viele Fans der Berliner es auch mit dem Team hielten, das die Eisbären am Freitag noch mit 4:3 bezwungen hatten. Sie drückten die Daumen doppelt, für drei Punkte der Eisbären, für einen Sieg der Augsburger Panther. Die traten in Frankfurt an, wahrscheinlich vorerst zum letzten Mal als Mitglied der DEL. Denn für den 14. der Tabelle ist der Abstieg in die DEL2 vorgesehen. Doch ein letzter Sieg hätte den Eisbären die Tür zum Pre-Play-off geöffnet.

Lange machte Augsburg gut mit. Passend zu den Toren von Matt White (30.) und Giovanni Fiore (31.), die den EHC 2:0 in Führung brachten, lagen auch die Schwaben mal vorn in Frankfurt. „Ich habe immer geschaut, was dort passiert“, sagte EHC-Trainer Serge Aubin. Doch als sein Team den Gästen immer mehr Raum gab und Mühe hatte, der Intensität der Wild Wings genügend Entschlossenheit entgegenzusetzen, wendete sich das Blatt.

Clark erzielt das dritte Tor der Eisbären Berlin

Schwenningen wurde immer unangenehmer, Tyson Spink verkürzte in Überzahl (37.), Carl Neill traf schließlich zum Ausgleich (48.) – die Berliner gaben den Platz im Pre-Play-off damit selbst aus der Hand. Als sie kurz vor Schluss alles riskierten und den Torhüter für einen weiteren Feldspieler herausnahmen, kam die Gewissheit. Erst nach dem 2:3 durch Ken-André Olimb (59.) glich Kevin Clark (60.) aus. „Ich bin zu enttäuscht, es fällt mir schwer, jetzt viel zu sagen“, erzählte Trainer Aubin, der nach zwei Meisterschaften in Folge einen herben Rückschlag verkraften muss: „Wir haben unseren Job nicht gemacht.“

Deshalb ist nun Feierabend für die Berliner, ein sehr ungewohntes Gefühl zu dieser Zeit. Kapitän Frank Hördler (38), der am längsten aktive Spieler der Berliner, der gerade verletzte fehlte, muss zum ersten Mal in seiner Karriere im Play-off zuschauen. „Der Frust ist sehr groß. Wenn man für die Eisbären spielt, möchte man nicht am 5. März in den Urlaub gehen“, sagte Stürmer Noebels. Der Topscorer hätte immerhin noch das Nationalteam als Alternative. Doch kurz nach dem Scheitern mit den Eisbären mochte er daran nicht denken.

Mehr über die Eisbären Berlin lesen Sie hier.