Eisbären Berlin

Eisbären Berlin gegen NHL-Team San Jose: Teuer verkauft

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Marcel Stein
Zwei Eisbären-Profis, Bennet Roßmy (l.) und Korbinian Geibel, versuchen, Kevin Labanc (M.) von den San Jose Sharks zu stoppen.

Zwei Eisbären-Profis, Bennet Roßmy (l.) und Korbinian Geibel, versuchen, Kevin Labanc (M.) von den San Jose Sharks zu stoppen.

Foto: Martin Rose / Getty Images,

Die Eisbären Berlin lassen viele Talente gegen die San Jose Sharks spielen, verlieren aber nur mit 1:3 gegen die NHL-Stars.

Berlin.  Ganz auf ihn verzichten musste das Publikum nicht. Nico Sturm bekam sogar einen sehr prominenten Auftritt. Der Angreifer, der vor ein paar Monaten als erst fünfter Deutscher den Stanley Cup in der nordamerikanischen NHL gewann, durfte ein Trikot tauschen mit Marcel Noebels, dem Stürmer der Eisbären Berlin. Doch während Noebels anschließend mit seinem Team gegen die San Jose Sharks spielte, musste deren Zugang Sturm auf die Tribüne.

Aus deutscher Sicht hatte das Duell des Meisters der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit dem Team aus den USA damit eine Attraktion weniger. Eine Verletzung aus einem Testspiel zuvor verhinderte, dass einer der in Nordamerika erfolgreichsten, daheim aber doch recht unbekannten hiesigen Profis sich hier etwas mehr zeigen konnte. Doch Starpotenzial boten die Sharks auch ohne Sturm reichlich. Logan Couture, Tomas Hertl, Marc-Edouard Vlasic oder Erik Karlsson sind prominente Vertreter ihres Sports. Sie durften die Besucher in der Mercedes-Benz Arena gegen die Eisbären bestaunen.

Oder zumindest einmal live erleben. Denn spielerisch glänzte das NHL-Team in Berlin noch nicht. Für die Kalifornier war es der letzte Test vor dem Ligaauftakt, der am Freitag und Sonnabend in Prag gegen die Nashville Predators stattfindet. In Europa, um die NHL in den Herkunftsländern vieler Profis noch präsenter zu machen – und noch einträglicher. Das klappte zumindest in Berlin nur bedingt. Was weniger am Spiel selbst lag.

Gegen NHL-Team zeigen Eisbären-Talente ihr Potenzial

Natürlich sind die Sharks noch nicht auf Top-Niveau kurz vor dem Saisonbeginn. Die Eisbären dagegen haben bereits über einen Monat mit Punktspielen hinter sich, da geht vieles schon flüssiger von der Hand. Daher konnten die Berliner ganz gut mithalten. Am Ende verloren die Eisbären dennoch, 1:3 (0:0, 1:2, 0:1) hieß es vor offiziell 12.013 Besuchern in der Arena. Wobei die Halle weit weniger gefüllt aussah.

Aber das kam nicht überraschend, die NHL hatte sehr hohe Ticketpreise aufgerufen. Der Vorverkauf lief schleppend. Die Kurve im Oberrang musste schließlich mit einem dunklen Vorgang verdeckt werden. Im Stehplatzblock klafften große Lücken. Es wirkte wie das Spiel mit der geringsten Resonanz, das die NHL in Berlin bislang organisierte. Zuvor hatten die Eisbären 2008 und 2019 Tests gegen Tampa Bay (1:4) und Chicago (1:3) absolviert, 2011 fand ein Punktspiel zwischen Buffalo und Los Angeles (4:2) in der Mercedes-Benz Arena statt.

Eisbären empfangen am Mittwoch schon Mountfield

Dass die Eisbären sich unter normalen Bedingungen kaum mit einem Team messen können, das ein Gehaltsgefüge von gut 84 Millionen Dollar hat und damit fast acht Mal über dem Gesamtetat der Berliner liegt, ist unstrittig. Trainer Serge Aubin ließ auch keine Zweifel daran, dass es ihm bei diesem Spiel nicht um das Ergebnis ging. „Ich denke, es ist eine großartige Erfahrung für viele unserer Jungs – ganz besonders für die jungen Spieler, die noch nie so viel NHL-Qualität live auf dem Eis erlebt haben“, so der Kanadier, der selbst viele Jahre in der NHL als Profi aktiv war.

Nun gönnte er vor allem den Talenten im Team „die größte Erfahrung ihres Lebens“. Routiniers wie Kapitän Frank Hördler, Peter Regin oder Matt White schonte der Coach, holte noch junge Spieler vom Zweitliga-Kooperationspartner Weißwasser. Maximilian Heim (18) etwa kam zu seinem ersten Einsatz im EHC-Trikot. Nur sechs Ausländer schickte Aubin ins Rennen. Auch deshalb, weil die Eisbären schon am Mittwochabend keine 24 Stunden nach der NHL-Show den nächsten Auftritt haben.

Giovanni Fiore trifft für die Eisbären Berlin

Den deutlich wichtigeren, in der Champions Hockey League (CHL) brauchen die Berliner im vorletzten Gruppenspiel unbedingt einen Sieg gegen Mountfield Hradec Kralove (19.30 Uhr, Wellblechpalast), um eine Woche später in Tschechien noch um den Einzug in die K.o.-Phase kämpfen zu können und Mountfield von Platz zwei zu verdrängen. Die Tschechen bringen über 600 Fans mit in den Welli.

Damit wären dann mehr Gäste-Trikots in der Halle zu sehen, als es am Dienstag gegen die Sharks der Fall war. Die gerieten gegen die Eisbären sogar durch Giovanni Fiore (33.) in Rückstand und kurz auch unter Druck. Aber Hertl nach schöner Kombination mit Timo Meier (38.) glich aus, 40 Sekunden später fälschte Steven Lorentz einen Schuss von Karlsson zum 1:2 ab. Die Stars drehten die Partie, die von vielen NHL-tyischen Werbeunterbrechungen in die Länge gezogen wurde. Doch die Berliner hatten sich am Ende trotz des dritten Gegentreffers bei eigener Überzahl durch Luke Kunin (52.) mit ihren vielen jungen Spielern teuer verkauft.

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