Berlin. Das Training am Donnerstag wurde für Eisbär Marcel Noebels zum Undercover-Einsatz. Man musste schon sehr genau hinschauen, um Noebels zwischen all den Spielern überhaupt zu erkennen. Vielleicht lag es daran, dass der 27-Jährige im Training nicht den roten Helm trägt, mit dem in den Spielen ansonsten der jeweilige Topscorer jeder Mannschaft besonders gekennzeichnet wird.
Topscorer Noebels hat schon zehn Tore erzielt
Berlins Trainer Serge Aubin scheint sich ebenfalls schon an den Anblick gewöhnt zu haben. „Der rote Helm steht ihm“, sagte er, „ich hoffe, er behält ihn das ganze Jahr.“ Denn das würde bedeuten, dass Noebels seine bislang so beeindruckende Serie fortsetzt. Zehn Mal hat der Stürmer in dieser Saison schon getroffen, damit ist er in der Torschützenliste der DEL momentan die Nummer vier und zudem bester Deutscher.
Freitag empfangen die Eisbären Berlin Köln zum Spitzenspiel
Mit einem weiteren Treffer würde der Nationalspieler seinen Karrierebestwert von 2015/16 und 2017/18 einstellen – und das, obwohl dieses Mal noch mehr als die Hälfte der Hauptrunde zu absolvieren ist. Am Freitag (19.30 Uhr, Mercedes-Benz Arena) empfangen die Eisbären die Kölner Haie zum Spitzenspiel. Die Gäste kommen mit viel Selbstvertrauen nach Berlin, sie haben sieben der vergangenen acht Spiele gewonnen. „Das wird ein großartiges Spiel“, sagte Serge Aubin. „Am Ende wird es darauf ankommen, wer seine Chancen besser nutzt.“
Gut möglich, dass er in diesem Moment besonders an Marcel Noebels dachte. Auf die Gründe für seine Leistungsexplosion angesprochen, meinte dieser kürzlich scherzhaft: „Gutes Essen vielleicht.“ Anschließend verwies er auf seine Sturmpartner James Sheppard und Leonhard Pföderl, ohne die er nicht so gut dastehen würde. „Die Jungs helfen mir natürlich sehr. Allein ist es schwer, sich in der Liga durchzusetzen“, meinte er. Trotzdem ist Noebels für seinen Erfolg zu einem großen Teil selbst verantwortlich.
Die richtige Einstellung zeichnet Noebels aus
„Er ist ganz offensichtlich ein talentierter Spieler mit sehr guten Fähigkeiten. Aber es ist vor allem seine Einstellung, die ihn auszeichnet“, so Coach Aubin. „Wenn man so viel Talent hat, ist es nicht leicht, trotzdem auf all die kleinen Details zu achten, weil man es ja auch so irgendwie hinbekommt. Aber er macht genau das und wird jetzt dafür belohnt.“
Kapitän Rankel ist begeistert von Noebels Treffsicherheit
Auch Eisbären-Kapitän André Rankel ist nicht entgangen, mit wie viel Selbstvertrauen Marcel Noebels momentan aufs Eis geht: „Er traut sich in dieser Saison mehr zu und schießt häufiger aufs Tor, was er in der Vergangenheit nicht so gemacht hat. Da hat er noch öfter den Pass gesucht. Wir haben darüber gesprochen, dass er öfter schießen muss, dann gehen die Dinger automatisch rein.“ Vier Treffer waren es allein am vergangenen Wochenende. Es hätte sogar noch einer mehr sein können, doch Noebels‘ erfolgreicher Penalty gegen Wolfsburg zählte nicht, weil der gegnerische Torwart den Puck zuvor minimal berührt hatte.
Einen Tag später entschied die DEL als Reaktion auf diese Szene, dass eine so leichte Scheibenberührung künftig nicht mehr ausreicht, um das Tor nicht zu geben. Zu spät für Noebels, dessen Ärger über die Entscheidung der Schiedsrichter dadurch sicher nicht kleiner geworden ist. Mit Frust im Bauch will er am Freitag gegen die Haie nachlegen. Dann auch wieder mit dem roten Helm als sichtbarem Ausdruck seiner Torgefahr.