Eishockey

Der Elch in Schlittschuhen bei den Eisbären Berlin

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Philip Häfner
Pierre-Cedric Labrie will erreichen, dass sich seine Mitspieler auf dem Eis wohlfühlen.

Pierre-Cedric Labrie will erreichen, dass sich seine Mitspieler auf dem Eis wohlfühlen.

Foto: Thomas Hahn / Eibner-Pressefoto / picture alliance / Hahn / Eibner-Pressefoto

Warum der Stürmer Pierre-Cedric Labrie für den Erfolg der Eisbären Berlin so wichtig ist, obwohl er wenig Tore schießt.

Berlin. Nach nicht einmal 60 Sekunden war es um Pierre-Cédric Labrie geschehen. Mitte Oktober hatte der Stürmer der Eisbären sich auf fremdes Terrain begeben und war zum ersten Mal beim 1. FC Union zu Gast. Es war die Partie gegen den SC Freiburg, das die Unioner dank der Treffer von Marius Bülter (1. Minute) und Marcus Ingvartsen mit 2:0 gewannen. „Das war ein echter Knaller“, meint Labrie. Seitdem verfolgt er die Spiele regelmäßig und ist zum begeisterten Fußballfan geworden.

Wie aus dem Eisbären-Profi Labrie ein Union-Fan wird

Besonders ist ihm die Stimmung in der Alten Försterei in Erinnerung geblieben. Diese Leidenschaft auf den Rängen kannte er schon von den Eisbären. „Wir haben die besten Fans“, sagt er. Zum Heimspiel am Sonntag gegen die Augsburger Panther (17 Uhr, Mercedes-Benz Arena) werden mit Bülter und Robert Andrich auch zwei Union-Kicker in der Halle sein, denen Labrie nun seinerseits eine gute Show bieten will.

„Wir müssen von Anfang an bereit sein“, sagt er. „Wenn sie damals gleich in der ersten Minute getroffen haben, sollte uns das jetzt am besten auch gelingen.“ Es ist diese Passion, die das Spiel des Frankokanadiers auszeichnet. Als ihn die Eisbären vor der Saison verpflichteten, gab es durchaus Zweifel daran, ob er der Mannschaft wirklich weiterhelfen könnte. Tatsächlich sind seine Statistiken eher mäßig: Zwei Tore und sechs Scorerpunkte stehen für den Angreifer bislang zu Buche.

Checks und geblockte Schüsse sind Labrie wichtiger als Scorer-Punkte

Doch „PC“, wie er von seinen Teamkollegen genannt wird, misst seine Leistung nicht in solchen Kategorien. Der 33-Jährige hat in seiner Karriere zwar schon bewiesen, dass er regelmäßig punkten kann – im vergangenen Jahr machte er in der ECHL 19 Tore für Wichita, drei Jahre zuvor waren es in der AHL für Rockford sogar einmal 20 Treffer. „Aber Tore und Vorlagen sind immer nur ein Bonus“, sagt er. „Ich schaue eher auf die Checks, die geblockten Schüsse und auf die Plus-Minus-Statistik. Ich gehe einfach raus und versuche, jede Schicht zu gewinnen.“

In dieser Rolle ist Labrie aus dem Berliner Team nicht mehr wegzudenken. Er stärkt die körperliche Komponente des EHC-Spiels ungemein und hält seinen Mitspielern damit den Rücken frei. „Ich möchte, dass sie sich auf dem Eis wohlfühlen können“, sagt er. Der Schwiegersohn von Torwartlegende Patrick Roy ist sicher kein Virtuose. Ein früherer Mitspieler bezeichnete ihn einst sogar als Elch in Schlittschuhen. Doch Labrie hat es mit harter Arbeit trotzdem weit gebracht.

Labrie genießt jeden Tag, den er auf dem Eis steht

Als 17-Jähriger hätte er beinahe mit Eishockey aufgehört. Er arbeitete Nachtschichten im Supermarkt sowie in einem Restaurant, ehe er in einer Freizeitmannschaft wieder den Weg zurück aufs Eis fand. Von dort kämpfte er sich über die verschiedenen Nachwuchsligen bis in die National Hockey League (NHL) und bestritt immerhin 46 Partien in der besten Liga der Welt für die Tampa Bay Lightning, obwohl er niemals gedrafted wurde. Zu den Eisbären fand er im Sommer ebenfalls über Umwege.

Der Verein hatte ihm zunächst nur einen Probevertrag gegeben, ehe man Labrie nach überzeugenden Trainingsleistungen kurz vor dem Saisonstart fest verpflichtete. Die EHC-Verantwortlichen haben seinen Wert für die Mannschaft längst erkannt, auch abseits des Eises. In der Kabine der Berliner ist Pierre-Cédric Labrie ein Sonnenschein. Seine gute Laune lässt er sich auch von der 3:7-Pleite am Freitag in Mannheim nicht verderben. „Ich kann das machen, wovon ich geträumt habe, seit ich ein kleiner Junge war“, sagt er. „Diese Chance hat nicht jeder. Deshalb genieße ich jeden Tag, den ich auf dem Eis stehe.“