Eishockey

In Mannheim wartet auf die Eisbären die ultimative Prüfung

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Marcel Stein
Eisbären-Stürmer Marcel Noebels (l.) gegen Kölns Christian Ehrhoff.

Eisbären-Stürmer Marcel Noebels (l.) gegen Kölns Christian Ehrhoff.

Foto: Marius Becker / dpa

Die Berliner wollen Wiedergutmachung für die jüngste 0:4-Pleite gegen Köln. Nur geht es Gegner Mannheim ganz ähnlich.

Berlin.  Clément Jodoin war der Appetit vergangen. Normalerweise lässt sich der Trainer der Eisbären nach den Heimspielen kurz im VIP-Bereich der Mercedes-Benz Arena blicken, doch dieses Mal ging er lieber gleich nach Hause. Auch seinen Spielern war der magere Auftritt beim 0:4 gegen die Kölner Haie sichtlich peinlich. Einer nach dem anderen schlichen sie aus der Kabine und versuchten dabei, die Blicke der wartenden Journalisten so gut es ging zu meiden.

„Wenn wir für das Spiel eine Note bekommen würden, dann wären wir glatt durchgefallen“, sagte Jodoin. Tatsächlich zeigten die Berliner gegen die Haie ihre bislang schwächste Saisonleistung: Körperlich und läuferisch waren sie den Gästen klar unterlegen, im Powerplay ideenlos, in Unterzahl unsortiert. Zudem kassierten sie gleich im ersten Drittel mehrere unnötige Strafzeiten, die Köln eiskalt zu zwei Toren ausnutzte – ein bekanntes Problem, das aber in den vergangenen Spielen eigentlich schon ausgemerzt schien. „Zuletzt dachten wir alle, wir hätten zwei Schritte nach vorn gemacht“, meinte Stürmer Marcel Noebels. „Aber wenn ich mir das Spiel heute anschaue, habe ich eher den Eindruck, als hätten wir acht Schritte nach hinten gemacht.“

Trainer Jodoin ist enttäuscht von seiner Mannschaft

Anstatt in der Tabelle weiter Boden gut zu machen, verharrt der EHC im Mittelfeld. Zwar ist man momentan immer noch Sechster, doch der Vorsprung auf Platz neun ist mit zwei Punkten nicht gerade beruhigend. Zumal die Herausforderung ja eher noch zunimmt: Am Sonntag (17 Uhr/Sport 1) müssen die Eisbären als nächstes beim souveränen Tabellenführer Adler Mannheim antreten. Ein harter Brocken.

Es ist die ultimative Prüfung – das ewig junge Duell der beiden erfolgreichsten Klubs in der Historie der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Und man muss kein Prophet sein: Mit einer Leistung wie gegen die Haie wird auch gegen den Spitzenreiter nicht viel zu holen sein.

„Das hatte mit professionellem Eishockey nichts zu tun, sondern sah eher so aus, als wenn sie mit ihren Freunden gespielt hätten“, ließ Coach Clément Jodoin kein gutes Wort an seiner Mannschaft. Sie hätte ohne jede Emotion gespielt. Dieses Mal wollte der Funke von den Rängen, wo knapp 14.000 Zuschauer für die bislang beste Kulisse in dieser Saison sorgten, nicht überspringen. „Eishockey ist eigentlich Unterhaltung, aber heute hatte unser Auftritt absolut nichts unterhaltsames“, sagte Jodoin. Auch Marcel Noebels sagte: „Da haben wir ein fast ausverkauftes Haus und liefern dann einen solchen Auftritt ab. Das war wirklich zum Schämen.“

Noebels: „Können wieder einiges gut machen“

Bedenklich war auch, dass die Berliner sich nach dem frühen 0:3 nach 20 Minuten nicht noch einmal aufbäumten. Fast schien es, als würden sie sich in die Niederlage fügen. „Wir haben viel zu wenig in das Spiel investiert. Wir hätten heute noch zwei Mal 60 Minuten spielen können und hätten wahrscheinlich trotzdem kein Tor mehr geschossen“, so Noebels. Gegen Mannheim dürfe sich das am Sonntag nicht wiederholen, „da müssen wir von Anfang an bereit sein“.

Auch die Adler haben übrigens ihre letzten beiden Spiele gegen die Tabellenschlusslichter aus Schwenningen und Wolfsburg verloren und brennen nun umso mehr auf einen Sieg gegen die Eisbären. Die Berliner wiederum wollen zeigen, dass das Spiel gegen Köln nur ein Ausrutscher gewesen ist. Marcel Noebels sagte: „Da können wir wieder einiges gut machen, was wir am Freitag vermasselt haben.“

( Philip Häfner )