Eishockey

Sein Traum treibt Marcel Noebels an

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Marcel Stein
Marcel Noebels ist ein Schlüsselspieler der Eisbären

Marcel Noebels ist ein Schlüsselspieler der Eisbären

Foto: City-Press GbR

Die Eisbären profitieren von Marcel Noebels’ Rückkehr aus Boston, sie bekommen einen Profi mit einem klaren Ziel.

Berlin.  Im Prinzip ist gerade ein Traum auf der Strecke geblieben. Doch es fühlt sich gar nicht danach an. Ein Trainer lächelt selig nach dem Spiel und erklärt, wie vorteilhaft es ist, Marcel Noebels im Team zu haben. Eine Freundin verspürt eine große Erleichterung, weil sie angesichts des bevorstehenden Umzugs in das neue Haus weiß, wie gut es ist, Marcel Noebels wieder daheim zu haben. Und Marcel Noebels selbst gibt sich ausgesprochen wohlgelaunt, weil er lieber nach vorn schaut und sich nicht zu sehr mit der Vergangenheit aufhält.

In diesen Momenten nach der Partie gegen Bremerhaven galt es für Noebels selbst sowieso, vor allem den Augenblick zu genießen. Rückkehr, Saisondebüt, zwei Tore, erster Erfolg für den Klub. Das ist der Stoff, aus dem Heldengeschichten entstehen. „Ich bin sehr froh, dass wir den ersten Sieg der Saison geschafft haben. Das war wichtig“, sagt der Stürmer. In der dritten Partie der neue Spielzeit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sammelte der EHC Eisbären mit dem 5:2 gegen die Norddeutschen die ersten Punkte. Was unter anderem daran lag, dass der 26-Jährige einigen Einfluss auf das Spiel nahm. „Es ist ein Plus für uns, dass er wieder dabei ist“, sagt Trainer Clément Jodoin.

Ehrgeiz ist noch größer geworden

Er hatte Glück, dass Noebels nicht zu müde war. Im Flugzeug schläft er nicht gut, und der Transatlantikflug von Boston nach Berlin am Donnerstag steckte ihm am Freitag noch in den Knochen. Aber Noebels wollte aufs Eis, das EHC-Trikot überstreifen und zeigen, dass sein Elan ungebrochen, sogar noch größer ist. „Ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt. Ich wusste vorher, dass es schiefgehen kann“, erzählt der Angreifer. Wehmut spricht nicht aus ihm, obwohl er den angestrebten Vertrag bei den Boston Bruins nicht bekommen hat. Seinen Kontrakt bei den Eisbären hatte er extra ruhen lassen, um der Einladung des Teams aus den USA in das Trainingscamp folgen zu können. Zehn Tage gab er alles, um vielleicht sein großes Ziel, die NHL, erreichen zu können.

Die anstrengende Reise empfindet Noebels trotzdem nicht als unnütz. „Er hat die Erfahrung genossen“, weiß sein Trainer. Persönliche Kontakte zu knüpfen, ist viel wert. „Sie haben sich gefreut, mich mal kennenzulernen“, so der Profi, der dort noch mal ein richtiges Saison-Vorbereitungsprogramm durchlaufen musste. Viele Konditionsübungen standen auf dem Plan, Eiszeiten, auch ein Testspiel gegen die Washington Capitals gehörte dazu. „Das war noch mal eine neue Erfahrung, ein anderes Kaliber von Mitspielern. Ich habe ein gutes Feedback bekommen“, sagt Noebels, der sich durch seine Schambeinverletzung nicht eingeschränkt fühlte. Doch es fand sich einfach kein Platz für ihn im Kader.

Camp-Teilnahme im nächsten Jahr vereinbart

Das kränkt Noebels nicht. „Dass es dieses Jahr nicht sein sollte, heißt ja nicht, dass es nächstes Jahr auch nichts wird“, so der Stürmer. Kader verändern sich schließlich jede Saison. Die guten Gespräche, eine Einladung zum Camp im nächsten Jahr ist bereits vereinbart, und die Weiterbildung auf höchstem Niveau geben ihm Zuversicht. „Man sieht die Kleinigkeiten, die man noch ändern kann. Das motiviert mich, dass es nächstes Jahr noch ein Schritt weitergehen kann“, sagt er. Es motiviert ihn ebenso, „hier eine gute Saison zu spielen, meine Rolle zu erfüllen“.

Diesen Ehrgeiz spürt auch Jodoin, er sieht einen Profi, der sich auf seine Aufgaben freue. Dessen Traum ihn antreibt, dessen Anwesenheit auch den anderen noch einmal einen Schub gibt. Louis-Marc Aubry etwa, dem das Fehlen seines Reihenkollegen nicht gut bekommen ist. Dessen Zusammenspiel mit Noebels gleich einen wichtigen Treffer gegen Bremerhaven zur Folge hatte. Überhaupt ist mit Noebels, Aubry und André Rankel die Top-Reihe des letztjährigen Play-offs wieder vereint, was dem Angriff der Eisbären deutlich mehr Schlagkraft verleiht. „Diese Reihe kann den Puck in der Offensive gut verteidigen, weil alle groß und kräftig sind“, sagt der Trainer, der den Nationalspieler sogar gleich in das Überzahlspiel einbaute und von diesem mit einem weiteren Treffer belohnt worden ist.

Nächstes Spiel am Sonntag in Augsburg

Unter Vorgänger Uwe Krupp fand Noebels in Überzahl lange kaum Berücksichtigung, doch dass er solche Chancen nutzt, wenn er sie bekommt, spricht für seinen Willen, sich durchzusetzen. Dieses Element, Talent besitzt er ohnehin genug, wiederum verhalf ihm in den deutschen Olympiakader und zu Sensationssilber in Südkorea. Nun kommt es den Eisbären gerade in wichtigen Partien wieder zugute. Es untermauert Noebels’ Anspruch, ein Führungsspieler zu sein. Ein Spieler, der seine Kollegen mitreißt.

Nach dem Sieg gegen Bremerhaven sagt Noebels: „Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag leisten konnte. Wir haben teilweise sehr gut gespielt, diesen Schwung müssen wir mit nach Augsburg nehmen.“ Dort treten die Eisbären am Sonntag an (19 Uhr, Telekomsport). Für Noebels ist dieser Ausflug ein kleiner Schritt auf dem Weg zurück nach Boston ins nächste Camp, vielleicht in die NHL. Der Traum lebt.