Berlin. Bissig ist Uwe Krupp. Nicht nur, wenn ihn gegnerische Fans anbellen. Nach dem 3:2 und dem Finaleinzug in Nürnberg stellte ein Anhänger der Ice Tigers mit höhnischen Worten die Leistung des EHC Eisbären und seines Trainers in Frage. „Sei vorsichtig“, knurrte Krupp energisch. Es sah fast so aus, als würde er ihn am liebsten anspringen. Doch der Coach drehte ab, sicher auch in dem Bewusstsein, wie schwer er sich selbst manchmal mit Niederlagen tut.
Er ist eben ein Erfolgsmensch, eine deutsche Eishockey-Legende, die als Spieler alle Höhen erreichte, als Bundestrainer enorm viel bewegte. Aber als Vereinstrainer noch ohne die ersehnte Krönung dasteht. Krupp strebt nach dem Meistertitel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), darum kämpft er. Wenn es sein muss auch gegen Windmühlen. So ungefähr sehen viele das Verhältnis zwischen Red Bull München und dem Rest. „München ist eine eigene Klasse in dieser Liga“, sagte Mannheims Trainer Bill Stewart nach dem Halbfinal-Aus gegen die Bayern.
Für Krupp geht das Finale bei Null los
Diese Unterwürfigkeit ist nichts für den Coach der Eisbären. Er will nicht von vornherein als Verlierer in dieses Finale über maximal sieben Partien gehen, das am Freitag in München beginnt. Bloß keine Demut. Als Übermannschaft sehen viele die finanzstarken Roten Bullen, als Seriensieger der nächsten Jahre. „Ich weigere mich, in die gleiche Kerbe zu schlagen“, sagt Krupp und schüttelt den Kopf, um seinen Worten noch mehr Nachhall zu verleihen.
Zwei Jahre lang dominiert München bereits die Liga, gewann auch diesmal die Hauptrunde, das räumt Krupp natürlich ein. Für Vorhersagen reicht das seiner Meinung nach aber nicht aus. „Es geht immer bei Null los“, so der 52-Jährige. Die Illustration der Play-off-Stärke der Bayern interessiert ihn nicht. 2015 verlor München die letzte Serie, seither schaffte in acht Versuchen kein Gegner mehr als einen Sieg pro Runde gegen Red Bull.
Krupp: „Wir haben uns wieder was aufgebaut hier“
Auch die Eisbären nicht, sie standen München vergangene Saison im Halbfinale gegenüber. Es waren enge Spiele in der Serie (4:1), die vor allem durch das starke Powerplay der Münchner entschieden wurden. Die Mannschaft der Berliner ist seither gewachsen. „Ich glaube, wir haben uns wieder was aufgebaut hier in den letzten Jahren“, erzählt Krupp. Mit jeder Saison steigerte sich das Team, seit er im Dezember 2014 anfing, kam es immer eine Runde weiter.
Wobei das nicht als Vorsatz gedeutet werden soll. „Es wäre etwas borniert zu denken, dass das alles immer so geplant ist. Aber es sieht irgendwie gut aus, wenn es eine Verbesserung in der Endleistung der Mannschaft gibt“, so der Trainer, der sich darüber freut, dass alle Ziele dieser Saison nach und nach erreicht wurden. Weil das Team verstärkt worden ist nach der Erfahrung des Vorjahres und es immer sehr konzentriert an der Umsetzung der Vorgaben arbeitet.
Viertel Play-off-Duell der beiden Trainer
Seit 2013 stehen die Eisbären erstmals wieder im Finale. Dort waren sie zuletzt mit dem Trainer, der nun die Münchner zum Hattrick führen will. Mit einem Hattrick verabschiedete sich Don Jackson (61) damals aus Berlin und schlug dabei den Coach an der Bande der Kölner Haie, der sich jetzt in den Gedanken verbissen hat, die Theorie der Münchner Allmacht in der DEL zu widerlegen.
„Don ist ein Trainer, der sehr viel Erfolg hat seit vielen Jahren. Das ist immer eine Herausforderung“, sagt Krupp, der in seinem dritten Finale (zweimal mit Köln) den achten DEL-Titel von Jackson (fünf mit den Eisbären) verhindern möchte. Und in seinem vierten Play-off-Duell mit dem US-Amerikaner diesen endlich einmal schlagen will. Auch das ist für Uwe Krupp ein sehr besonderer Antrieb in dieser Serie.
In der Hauptrunde gewann jedes Team zwei der vier Begegnungen. „Die haben Sachen, die sie sehr gut machen, es gibt aber auch Schwachstellen“, erzählt Krupp. Schnell und offensiv spielen die Bayern, durchaus mit einigem Risiko. Nicht unähnlich den Eisbären also. Doch allein spielerische Ansätze werden nicht genügen in diesem Finale, ahnt der Trainer: „Die Spannung der Mannschaft ist gut, der Fokus ist gut. Ich glaube einfach, dass du dich in diesen Serien kämpferisch stellen musst.“ Extrem bissig sein eben.
Die Eisbären kämpfen sich ins Finale
Ein Spiel zum Wachsen für die Eisbären