Berlin. In Interviews gibt sich Jonas Müller meist verhalten. Als der Verteidiger der Eisbären Berlin neulich auf seine gute Plus-Minus-Statistik von +24 angesprochen wurde, die das Verhältnis von Toren und Gegentoren anzeigt, bei denen der jeweilige Spieler auf dem Eis war, meinte er: „Was soll ich jetzt dazu sagen?“ Zwar schob er nach einer kurzen Pause noch ein paar Worte hinterher, doch auch diese Antwort klang eher lapidar: „Wenn man defensiv gut steht und hinten keine Tore bekommt, dann ist es halt schwer, ein Minus zu bekommen“, so Müller.
Plus-Minus-Statistik spricht Bände
Nun ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein Verteidiger eher zurückhaltend agiert. Natürlich weiß auch Jonas Müller, dass Spieler auf seiner Position meist nur dann im Fokus stehen, wenn ihnen ein Fehler unterläuft. Davon macht der 22-Jährige in dieser Saison allerdings sehr wenige. Das zeigt unter anderem eben die Plus-Minus-Statistik, in der er hinter Teamkollege Micki DuPont (+25) derzeit sogar der zweitbeste Verteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist.
Müller wird sich deshalb wohl daran gewöhnen müssen, künftig noch stärker im Mittelpunkt zu stehen. Erst recht, falls er tatsächlich der einzige Eisbär sein sollte, der von Bundestrainer Marco Sturm für die Winterspiele in Pyeongchang nominiert wird. In den nächsten Tagen wird Sturm sein Aufgebot bekanntgegeben. Für die Winterspiele ist der Vorlauf länger als bei einer WM – das schmälert die Chancen der beiden anderen Berliner, die sich ebenfalls noch Hoffnungen auf eine Teilnahme machen.
Hördler und Noebels haben geringere Chancen
Verteidiger Frank Hördler zählte in den vergangenen Jahren fast immer zum Kreis der Nationalmannschaft, doch nach einer zweimonatigen Verletzungspause feierte er erst im vergangenen Heimspiel gegen Düsseldorf (2:3) sein Comeback und damit vermutlich zu spät, um noch für Südkorea berücksichtigt zu werden. Auch Marcel Noebels war mit großen Ambitionen angetreten, doch seine Nominierung ist ebenfalls fraglich. Beim Deutschland-Cup im November war der Stürmer nicht berücksichtigt worden.
Jonas Müller dagegen war beim Deutschland-Cup dabei – und er war auch bei dem Turnier in der Plus-Minus-Statistik der zweitbeste Deutsche. „Er hat bei Marco Sturm einen guten Stand“, meint Eisbären-Trainer Uwe Krupp. Körperlich hat Müller deutlich zugelegt, was sich positiv auf sein Zweikampfverhalten auswirkt; zudem schießt er jetzt häufiger aufs Tor. Krupp glaubt aber, dass er sich in allen Bereichen noch verbessern kann: „Er ist ein Spieler, den man pushen muss, sonst schläft er ein.“
Härtetest gegen überraschend starke Wild Wings
Am Dienstag muss er jedenfalls hellwach sein – dann empfangen die Berliner in der Mercedes-Benz Arena mit dem Tabellenfünften Schwenninger Wild Wings das Überraschungsteam der DEL-Saison (19.30 Uhr, Telekomsport). Mit einer guten Leistung will Müller noch einmal kräftig für seine Nominierung werben. „Ich denke, ich habe gute Chancen“, sagt er. Falls es am Ende doch nicht reicht, dann will er weiter an sich arbeiten. Damit der Bundestrainer bald nicht mehr an ihm vorbeikommt.