Friedrichshafen/Berlin. Von Langeweile will Kaweh Niroomand nichts wissen. „Wenn die beiden besten Klubs des Landes aufeinandertreffen, dann ist das jedes Mal ein Fest. Eigentlich kann dem deutschen Volleyball doch gar nichts Besseres passieren“, sagt der Manager der BR Volleys. Die Berliner treffen im Meisterschaftsfinale auch dieses Mal wieder auf den VfB Friedrichshafen – seit nunmehr sieben Jahren ist es die immer gleiche Finalpaarung. Das erste von maximal fünf Spielen der Serie findet am Sonnabend in Friedrichshafen statt (17.30 Uhr, Sport1).
„Das Duell ist längst zu einer eigenen Marke geworden“, sagt Niroomand, das nach wie vor nichts von seiner Faszination eingebüßt habe. „Beim Fußball beklagt sich ja auch niemand, wenn am Ende wieder Real Madrid und der FC Barcelona im Endspiel stehen.“ Ohnehin ist dieses Mal nur auf den ersten Blick alles wie immer.
In der Hauptrunde standen die Berliner sogar auf Platz sechs
Anders als in den vergangenen Jahren war der Finaleinzug für die BR Volleys alles andere als ein Selbstläufer. Selten war die Volleyball-Bundesliga so ausgeglichen wie in dieser Saison. „Die anderen Vereine haben den Abstand zu Berlin und Friedrichshafen verkürzen können, aber sie haben die Lücke eben noch nicht ganz geschlossen“, sagt Niroomand.
Trotzdem habe er vor acht Wochen noch nicht daran geglaubt, dass seine Mannschaft erneut ins Endspiel kommt.
Die Berliner starteten schwach in die Saison, waren in der Hauptrunde zeitweilig sogar nur Sechster, die sie letztlich als Dritter beendeten. Seitdem konnten sie sich jedoch deutlich steigern, beim 3:1 im Halbfinale gegen den Hauptrundenzweiten Alpenvolleys Haching waren sie zuletzt klar die bessere Mannschaft.
Grankin und Rossard bringen Qualität mit
Die Nachverpflichtungen von Sergej Grankin und Nicolas Rossard haben für einen Qualitätsschub gesorgt. Mittlerweile spielt der amtierende Meister wieder mit dem Selbstbewusstsein eines Champions. „Gerade in den Phasen, in denen es eng wurde, haben wir kühlen Kopf bewahrt“, sagt Zuspieler und Kapitän Sebastian Kühner. „Zu Beginn der Saison sind wir in solchen Situation unruhig geworden und haben dumme Fehler gemacht. Jetzt spielen wir da deutlich souveräner. Jeder im Team hat seine Rolle gefunden und weiß ganz genau, was von ihm verlangt wird.“
Gegen Friedrichshafen folgt nun die ultimative Prüfung. Berlin gewann fünf der vergangenen sechs Finalserien zwischen beiden Klubs, lediglich 2015 hatte Friedrichshafen das bessere Ende für sich. Möglicherweise ein kleiner, psychologischer Vorteil für die BR Volleys. „So etwas geht ja nicht spurlos an einem vorüber, wenn man immer wieder gegen das gleiche Team verliert“, glaubt jedenfalls Kaweh Niroomand.
Friedrichshafen hat schon zwei Titel in dieser Saison geholt
Dennoch ist der VfB als Hauptrundensieger leicht favorisiert, der mit dem Supercup und dem DVV-Pokal schon die beiden ersten Titel der Saison geholt hat und zudem den Heimvorteil besitzt. Auch das letzte Aufeinandertreffen mit den BR Volleys wurde im Januar in Berlin klar mit 3:0 gewonnen. VfB-Coach Vital Heynen wird den Klub zum Saisonende verlassen, um sich künftig ganz auf seinen Job als Nationaltrainer Polens zu konzentrieren, doch vorher will er sich standesgemäß mit dem Triple verabschieden.
Im laufenden Play-off hat Friedrichshafen erst einen Satz abgegeben, während die Berliner im Viertelfinale gegen Düren (2:1) sowie gegen Haching jeweils ein Spiel verloren und somit zwei Spiele mehr in den Knochen haben. Aus Sicht von Sebastian Kühner ist das allerdings eher ein Vorteil: „Unsere Gegner haben uns alles abverlangt. Die Qualität, die wir da aufbringen mussten, hat uns noch einmal vorangebracht“, sagt er. Niroomand meint sogar: „Das war für uns das beste Trainingslager, das wir uns wünschen konnten.“