Im Kampf um die deutsche Volleyball-Meisterschaft haben sich die Gewichte verschoben. Nicht mehr der lange Zeit souverän durch die Saison spazierte VfB Friedrichshafen besitzt im Playoff-Finale der Männer die besten Karten auf den Titel, sondern die BR Volleys. Noch aber bremsen die Chefs der Berliner trotz der 2:0-Führung in der Best-of-Five-Serie jeden vorzeitigen Enthusiasmus.
„Es sind Playoffs. Da sollte Euphorie erst aufkommen, wenn du die Meisterschale tatsächlich in den Händen hältst“, betonte Volleys-Manager Kaweh Niroomand und ergänzte: „Noch ist alles offen.“ Und Trainer-Routinier Stelian Moculescu sagte angesichts der zwei bisher heiß umkämpften Finalpartien: „Die Spiele sind alle eng. Daher sehe ich es so, als würde es 0:0 stehen.“
Fakt ist aber, dass die Berliner 79 Tage nach der überraschenden Installation des ehemaligen Friedrichshafener Erfolgscoaches Moculescu als Nachfolger von Cheftrainer Luke Reynolds den Meister-Hattrick perfekt machen können. Auch für den einstigen Bundestrainer wäre das etwas Besonderes.
Sollten die BR Volleys mit dem dritten Finalsieg am Mittwoch (20.00 Uhr) am Bodensee ihren insgesamt neunten Titelgewinn noch nicht perfekt machen, böten sich zwei weitere Chancen. Das nächste Spiel würde am kommenden Sonntag wiederum in Berlin stattfinden.
Beim 3:2-Heimsieg in Finale Nummer zwei beeinflusste der 67 Jahre alte Moculescu mit zwei frühen Personalwechseln maßgeblich den Ablauf. Die schwächelnden Robert Kromm und Paul Carroll, viele Jahre die Punkte- und Erfolgsgaranten der Berliner, mussten vom Feld. US-Boy Kyle Russell und der Kanadier Steven Marshall kamen „und brachten viel Energie ins Spiel“, unterstrich der Trainer.
Russell avancierte mit 19 Punkten zum besten Angreifer in der mit 7552 Fans besetzten Schmeling-Halle. Auch der schon als Fehleinkauf abgestempelte Australier Adam White hat sich vom Reservisten zur wertvollen Kraft entwickelt. Niroomand nutzt das zu einem launigen Eigenlob: „Jetzt muss ich mir wenigstens nicht mehr selbst den Vorwurf machen, ich hätte die falschen Leute geholt.“
Das würde noch mehr auf die spektakuläre Trainer-Entscheidung zutreffen, falls Niroomands einstiger Erzkontrahent Moculescu tatsächlich zum Berliner Meistercoach wird. Noch bleibt der Manager vorsichtig: „Die bisherigen Finalspiele haben gezeigt, dass beide Mannschaften auf gleicher Höhe sind.“