Berlin. Tigist Assefa pulverisiert in Berlin den Marathon-Weltrekord. Favorit Eliud Kipchoge siegt und Amanal Petros läuft deutschen Rekord.

Fast schon traditionell fokussierten sich vor dem Berlin-Marathon 2023 am Sonntag alle Blicke auf Eliud Kipchoge, der im vergangenen Jahr mit neuem Weltrekord zum Sieg in der Hauptstadt gestürmt war. Der Kenianer wurde jedoch etwas überraschend von einem anderen Star in den Schatten gestellt.

Die Äthiopierin Tigist Assefa ist auf den 42,195 Kilometern durch Berlin zu einem Fabel-Weltrekord gelaufen. Die 29 Jahre alte Vorjahressiegerin gewann in 2:11:53 Stunden und blieb damit mehr als zwei Minuten unter der bisherigen Bestmarke von Brigid Kosgei. Die Kenianerin war 2019 in Chicago 2:14:04 Stunden gelaufen und durchbrach nun als erste Frau unter der Marke von 2:12 Stunden eine echte Schallmauer. „Ich habe nicht erwartet, so schnell zu laufen, also 2:12:00 Stunden zu unterbieten, aber es ist das Ergebnis harter Arbeit“, sagte Assefa.

Erster Frauen-Weltrekord beim Berlin-Marathon seit 2001

Die Äthiopierin hatte den Berliner Streckenrekord im vorigen Jahr auf 2:15:37 Stunden geschraubt und war damit in die Welt-Elite vorgestoßen. Assefa kommt eigentlich von der 800-Meter-Distanz. Nach ersten Erfolgen 2014 in Marrakesch und Lausanne 2014 wechselte sie 2018 auf die Langstrecke. Ihren ersten Marathon absolvierte sie 2022 in Riead mit 2:34:01 Stunden.

Tigst Assefa (M) lief den Berlin-Marathon 2:11:53 Stunden.
Tigst Assefa (M) lief den Berlin-Marathon 2:11:53 Stunden. © Annette Riedl/dpa

Auch unterstützt von moderner Schuh-Technologie lief sie diesmal bei perfekten äußeren Bedingungen von Beginn an auf Rekordkurs und setzte sich in einem auch in der Breite schnellen Rennen früh ab. Bei anfänglich 14 Grad und später sonnigem Himmel wirkte die Favoritin auf dem flachen Hauptstadt-Kurs jederzeit locker und konnte am Ende sogar noch spurten. Den zuvor letzten Frauen-Weltrekord in Berlin hatte 2001 die Japanerin Naoko Takahashi aufgestellt, sie blieb vor 22 Jahren in 2:19:46 Stunden als erste Athletin unter 2:20 Stunden.

Kipchoge gewinnt ohne Weltrekord

Eliud Kipchoge gewann zuvor als erster Läufer zum fünften Mal den Berlin-Marathon, verpasste einen weiteren Weltrekord aber deutlich. Der 38 Jahre alte Kenianer siegte in 2:02:42 Stunden vor seinem Landsmann Vincent Kipkemoi und dem Äthiopier Tadese Takele. Kipkemoi kam nach 2:03:13 Stunden ins Ziel, Takele lief 2:03:24 Stunden.

Im vergangenen Jahr hatte Kipchoge in 2:01:09 Stunden den gültigen Weltrekord aufgestellt. Zunächst lag der zweimalige Olympiasieger erneut auf Rekordkurs, konnte aber das hohe Tempo bei perfekten Laufbedingungen nicht halten. Zumindest rettete er den Erfolg vor den näher rückenden Verfolgern ins Ziel und muss sich die Zahl für die meisten Siege in der deutschen Hauptstadt nicht mehr mit dem Äthiopier Haile Gebrselassie teilen.

Eliud Kipchoge gewann zum fünften Mal den Berlin-Marathon.
Eliud Kipchoge gewann zum fünften Mal den Berlin-Marathon. © Andreas Gora/dpa

Amanal Petros mit deutschem Rekord

Kipchoge konnte sich aber auch ohne neuen Weltrekord über den Triumph in Berlin freuen, schließlich hatte sein Nimbus der Unbesiegbarkeit zuletzt Kratzer bekommen. Im April in Boston zeigte Kipchoge ungewohnte Schwächen, wurde nur Sechster. Mit dem Erfolg in Berlin meldete er sich nun zurück. „Sicher, ich habe erwartet, dass ich wieder einen Weltrekord aufstellen kann, aber ich kann damit leben, dass es nicht geklappt hat“, sagte Kipchoge nach dem Rennen.

Und auch aus deutscher Sicht gab es reichlich Grund zum Jubeln: Amanal Petros unterbot mit 2:04:58 Stunden seinen deutschen Rekord. Der 28-Jährige war die 42,195 Kilometer am 5. Dezember 2021 in Valencia in 2:06:27 gelaufen, jetzt lieferte der Läufer des SCC Berlin den ersten deutschen Rekord in der Geschichte des Berlin-Marathons. In der Endabrechnung belegte Petros einen überzeugenden neunten Rang. (BM/dpa)