Das Wetter meint es am Sonnabend nicht gut mit Teilnehmern und Zuschauern des Berliner Skater-Marathons. Den ganzen Nachmittag hat es immer wieder mal geregnet. Die Folge: Von den 7500 angemeldeten Teilnehmern gehen nur 6000 an den Start, statt der vom Veranstalter SCC-Running Events erwarteten 250.000 Zuschauer kommen lediglich 150.000. Auch sorgen die glatten Fahrbahnen auf der 42,195 Kilometer langen Strecke quer durch Berlin immer wieder mal für Stürze.
Eine Dreiviertelstunde nach dem Start um 16 Uhr haben sich im Umkreis der 38-Kilometer-Wegmarke am Potsdamer Platz, wo sich die Schaulustigen vergangenes Jahr noch tummelten, wegen des schlechten Wetters nur relativ wenige Zuschauer eingefunden – so wie Christian Lückner aus Bonn. Der 33-Jährige feuert beim Skater-Marathon seine Freundin Reikja an. „Sie hatte sich als Zeit eineinhalb Stunden vorgenommen, aber bei dem Wetter kommt sie wohl später an“, erzählt er. Die Zuschauer lassen sich die Freude an dem Spektakel aber vom Regen nicht nehmen. Als die Topläufer etwa eine Stunde nach dem Start am Potsdamer Platz vorbeisausen und das letzte Zehntel der 42,195 Kilometer in Angriff nehmen, werden sie mit Geklatsche, begeistertem Gejohle und Rufen wie „Weiter so!“ und „Gleich hast du’s geschafft!“ empfangen. Nur die „La Ola“ fällt dieses Jahr aus, weil die Hände am Streckenrand Regenschirme halten.
Auch die Berliner Rentnerin Gertrud Mika (78) ist mit Ehemann Heinz gekommen, um die Skater zu sehen. „Wir machen das ja schon seit Jahren“, erzählt sie. „Heute sehen wir uns aber wohl nur die Topläufer an.“ Christine Klapp (37) aus dem dänischen Aarhus will dagegen so langewarten, bis ihr Vater und ihre Schwester vorbeigedüst sind. „Mein Vater ist heute zum achten Mal beim Berliner Skater-Marathon dabei – und ich unterstütze ihn jedes Jahr“, erzählt sie. Ihr Sohn Magnus (5) sitzt in seinem von einem Regenschirm beschützten Kinderwagen und feuert zusammen mit der Mama die Skater an. „Der Regen ist zwar unangenehm, aber wir bleiben natürlich hier“, sagt Christine Klapp.
Etwa vier Kilometer weiter, auf der Straße des 17. Juni in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals, befindet sich das Ziel. Als schnellster Skater kommt der 22 Jahre alte Severin Widmer (Luigino Rollerblade Team) mit der Zeit 1:09:19 Stunden ins Ziel. „Der Regen macht mir eigentlich nichts aus“, sagt der Schweizer, der dieses Jahr schon den Berliner Skater-Halbmarathon gewonnen hat. Bei den Frauen wird es dramatisch. Giovanna Turchiarelli (Alessi World Team) aus Italien schlägt die haushohe Favoritin Cecilia Baena (Powerslide Matter World Team) aus Kolumbien im finalen Sprint. Beide Frauen kommen bei der Zeit 1:22:25 ins Ziel, doch Turchiarelli liegt sehr knapp vor Baena. „Der Berlin-Marathon ist das schönste Rennen für Skater“, sagt die Italienerin kurz darauf bei der Siegerehrung. Baena wird also unerwartet Zweite – doch ihren Freund Yann Guyader (Powerslide Matter World Team) erwischt es noch viel schlimmer. Das Paar hat im Vorfeld auf einen Doppelsieg spekuliert. Doch nach etwa der Hälfte der Strecke lösen sich an Guyaders Inline-Skates, wohl aufgrund lockerer Schrauben, die Rollen von der Schiene – der Favorit aus Frankreich stürzt zu Boden und muss das Rennen abbrechen.
Abgesehen von den wenigen hunderten Profiläufern sind die meisten Teilnehmer Hobby-Skater. Sie trudeln von 17.30 bis 20 Uhr nach und nach im Ziel ein. Die meisten sind gut gelaunt, weil sie den Marathon geschafft haben. So auch Annika Krull aus Bochum, die nach einer Stunde und 40 Minuten im Ziel einfährt. „Ich hatte fest damit gerechnet, dass es heute schön wird“, meint sie und muss angesichts des kalten Regenwetters lachen. Zwei Mal sei sie auf den glatten Straßen hingestürzt. „Aber es tut nicht so weh.“ Mit ihrer Zeit sei sie „einigermaßen zufrieden“. Größere Probleme mit den glatten Fahrbahnen hatte Rolf Schorlemmer. „Die Straßen waren sehr rutschig“, erzählt der 52-Jährige. „Ich wollte heute eigentlich in unter eineinhalb Stunden ins Ziel kommen, aber der Regen hat mich ordentlich gebremst.“ Seine Zeit: eine Stunde, 45 Minuten. Dass er sein Ziel nicht erreicht hat, sieht er aber gelassen: „Was soll man denn tun, nicht wahr? Zumindest haben die Zuschauer am Streckenrand ordentlich gegrölt, das hat Spaß gemacht.“
Von den Schaulustigen hat wiederum Waltraud Bernau kaum etwas mitbekommen. „Ich musste mich die ganze Zeit auf die Fahrbahn konzentrieren, damit ich nicht hinfalle“, erzählt die 61 Jahre alte Bremerin. „Deshalb habe ich alles Andere ausgeblendet und vom Drumherum kaum was mitbekommen.“ Der 26 Jahre Abdallah Elhage aus Lyon (Frankreich) hat dagegen vorgesorgt und vor dem Marathon spezielle Regenrollen an seinen Inline-Skates montiert. „Ich war doch ziemlich überrascht, dass das so gut klappt – aber der Boden kam mir nicht besonders glatt vor.“ Er habe schon lange beim Berliner Skater-Marathon antreten wollen, erzählt der junge Mann, der für den Marathon knapp über zwei Stunden gebraucht hat. „Auch wenn das Wetter hätte besser sein können – ich bin froh, dass ich endlich beim Berliner Marathon mitgefahren bin.“
Die Ergebnisse des Skater-Marathons gibt es hier - bitte klicken .