Berlin. Die Berliner Eiskunstläuferin Annika Hocke läuft mit Robert Kunkel als erstes deutsches Paar überhaupt beim Junior-Grand-Prix-Finale.
Wer von ihnen damals diesen verrückten Einfall hatte, das wissen Annika Hocke und Robert Kunkel auch nicht mehr so genau. Als sich die beiden im Sommer zusammensetzten, um die Planung für die neue Saison zu erstellen, kam das Gespräch jedenfalls irgendwann auch auf das Junior-Grand-Prix-Finale. Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings mehr ein Traum als ein konkretes Ziel, schließlich hatte bis dahin noch kein deutsches Eiskunstlaufpaar die Qualifikation für diesen Wettbewerb geschafft.
Insofern ist bereits die Teilnahme der beiden Berliner ein beachtliches Ergebnis. Der Traum ist Wirklichkeit geworden: Am Donnerstag sind die beiden Berliner tatsächlich dabei, als einziges westeuropäisches Team unter ansonsten ausschließlich russischen Paaren.
Schon zwei Podestplätze in diesem Winter
„Wir sind die Überraschungsgäste auf dieser Party“, sagt Annika Hocke. „Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und wollen beim Finale unsere beste Leistung zeigen.“ Auf dem Weg zum Finale in Turin liefen sie in diesem Winter schon zwei Mal aufs Treppchen, wurden in Polen und Kroatien jeweils Dritter. Auch das war bislang noch keinem deutschen Paar gelungen.
Dabei schien gerade für Hocke die Entscheidung, in diesem Winter noch einmal in der Juniorenklasse anzutreten, auf den ersten Blick wie ein Rückschritt. Immerhin war die 19-Jährige 2018 mit ihrem damaligen Partner Ruben Blommaert bereits bei den Olympischen Spielen gelaufen sowie bei der WM und EM der Erwachsenen. „Die Ergebnisse zeigen aber, dass es in Wirklichkeit ein großer Schritt nach vorn war“, sagt ihr Trainer Alexander König.
Differenzen mit Ex-Partner Blommaert
Im vergangenen Frühjahr hatten Hocke und Blommaert ihre Zusammenarbeit beendet, nachdem es zwischen beiden schon länger nicht mehr gepasst hatte. „Es gab unüberbrückbare Differenzen. Wir hatten verschiedene Vorstellungen darüber, wie unser weiterer Weg aussehen soll“, sagt Annika Hocke. Für sie stellte sich diese Frage nun in ganz anderer Weise.
Eine Rückkehr zum Einzel war keine Option, ein neuer Partner aber ebenfalls nicht in Sicht. Zwar ging Hocke schon bald darauf mit Robert Kunkel aufs Eis, dem seine bisherige Partnerin Talisa Thomalla weggebrochen war. Allerdings war diese Zusammenarbeit zunächst eher eine Zweckgemeinschaft.
„Wir waren zwei Paarläufer ohne Partner und haben uns einfach gedacht, dass wir die Übungen dann auch zusammen machen können, um fit zu bleiben“, sagt Kunkel. Doch schnell merkten sie, dass daraus mehr werden könnte.
Norm für WM und EM bereits erfüllt
Häufig werden Paare im Eiskunstlauf von außen zusammengestellt, aber in diesem Fall waren es die Athleten selbst, die darauf pochten – gegen die anfänglichen Bedenken der Trainer. „Einige Elemente sahen am Anfang wirklich nicht so toll aus. Ausschlaggebend war für uns aber, dass es menschlich sofort gepasst hat. So etwas gibt es nicht allzu oft“, sagt Hocke.
Sie ist ein Jahr jünger als Kunkel, aber nicht nur wegen Olympia international schon deutlich erfahrener – sein bestes Ergebnis war dagegen Platz sieben bei der Junioren-WM. Trotzdem agieren beide Sportler laut Trainer Alexander König auf Augenhöhe. „Es ist ein beiderseitiges Lernen. Beide profitieren von dieser Partnerschaft“, sagt er.
Mit ihren jüngsten Leistungen haben Annika Hocke und Robert Kunkel ganz nebenbei auch die Norm für die kommenden Welt- und Europameisterschaften in der Erwachsenenklasse erfüllt. Endgültig vergeben werden die Startplätze aber erst bei den deutschen Meisterschaften Anfang Januar in Oberstdorf.
„Die WM wäre mit Blick auf Olympia 2022 eine wichtige Erfahrung“, sagt Hocke. Es klingt, als würde zumindest dieses Ziel inzwischen fest auf ihrem Plan stehen.