Leichtathletik

Deutschland fliegt am besten

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Torben Blech, Malaika Mihambo, Lisa Marie Kwayie und Kevin Kranz (v.l.n.r.) feiern bei „Berlin fliegt“ ihre Titelverteidigung.

Torben Blech, Malaika Mihambo, Lisa Marie Kwayie und Kevin Kranz (v.l.n.r.) feiern bei „Berlin fliegt“ ihre Titelverteidigung.

Foto: Andreas Gora / dpa

Dank Malaika Mihambo und der Berlinerin Lisa Marie Kwayie gewinnt das deutsche Team bei „Berlin fliegt“ auf dem Tempelhofer Feld.

Berlin. Malaika Mihambo ist eine Frau der großen Sätze. Allerdings macht die Weitspringerin die am liebsten in die Sandgrube. Und spricht sie nicht so gern in die Mikrofone all derer, die sich gerade um die 25-Jährige scharen. Und so stand die Europameisterin auch am Sonnabend bei „Berlin fliegt“ auf dem Tempelhofer Feld und beantwortete die Fragen von Fans und Journalisten eher schüchtern. Die Aufmerksamkeit schien ihr fast unangenehm zu sein. Aber sie war nachvollziehbar.

Immerhin hatte Mihambo nicht nur die Weitsprung-Konkurrenz gewonnen – unter anderem gegen die Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin Brittany Reese aus den USA –, sie führte das deutsche Team mit den Sprintern Lisa Marie Kwayie und Kevin Kranz sowie Stabhochspringer Torben Blech auch zum Gesamtsieg, der mit 24.000 Euro belohnt wurde. Zur Titelverteidigung bei diesem Leichtathletik-Länderkampf, in dem die USA, Großbritannien, China und das deutsche Team im Weitsprung, Stabhochsprung und erstmals auch über 100 Meter gegeneinander antraten.

Mihambos Training war noch gar nicht auf sieben Meter ausgelegt

Dafür reichten Mihambo am Ende 6,89 Meter. „Es war sehr böig, da wird es schwierig mit der Sieben. Aber es war trotzdem ein super guter Wettkampf, und die Form ist einfach da“, sagte Mihambo. Die Sieben. Sie umschwirrt die Athletin der LG Kurpfalz gerade überall dort, wo sie auftritt. Denn ihre beiden Sätze über sieben Meter, mit denen sie schon Anfang Juni beim Diamond-League-Meeting in Rom Weltjahresbestleitung (7,07 Meter) sprang und wenige Tage später in Dessau (7,05) bewies, dass sie definitiv im Klub der Sieben-Meter-Springerinnen angekommen ist, haben die Leichtathletik-Szene beeindruckt.

Schließlich ist gerade mal Juni. Anfang der Saison. Die Weltmeisterschaften in Doha sind in diesem Jahr erst Ende September (28. September - 6. Oktober), recht spät für sonstige Verhältnisse. „Ich war definitiv überrascht, dass es sofort so weit ging. Weil wir im Training noch gar keinen Schwerpunkt für irgendeinen Höhepunkt gesetzt haben. Deshalb bin ich gespannt, was ich leisten kann, wenn wir im Training darauf hinarbeiten“, sagte Mihambo, die recht untypisch für sie nach ihrem ersten Sprung sogar ein kleines Tänzchen neben der Grube wagte und „Das ist hier supergeil“ ins Stadionmikrofon rief.

Bei der WM in Doha ist die 25-Jährige die Topfavoritin

Denn bei all der Schüchternheit ist die Heidelbergerin sportlich absolut selbstsicher. Das Vertrauen in die eigene Stärke hat sie sich nach ihrem EM-Triumph in Berlin geholt. Als Mihambo mehrere Wochen durch Indien reiste, einen zehntägigen Meditationskurs machte und Kraft für all das sammelte, was in dieser Saison auf sie wartet. Für den Trubel, der um sie herrscht, seit sie in den Sieben-Meter-Klub aufgestiegen ist. „Es kommt halt nicht so häufig vor, dass jemand zweimal direkt hintereinander so weit springt. Von daher ist das nicht verwunderlich“, sagt Mihambo, die zum vierten Mal bei „Berlin fliegt“ startete und den vierten Sieg feierte.

Es wird auch niemanden verwundern, dass sie dank ihres starken Saisonstarts bei den Weltmeisterschaften zu den Topfavoritinnen zählt. Die sieben Meter will sie bis dahin mitnehmen. Die braucht es in Doha gegen Kolumbiens Caterine Ibarguen oder die Amerikanerin Kenyattia Hackworth auch, „um eine Medaille zu gewinnen“, wie die deutsche Hallenmeisterin weiß.

Für Kwayie steht nun die Universiade an

Erstmal stehen jetzt vier Wochen intensives Training, ganz ohne Wettkampf, auf dem Programm. Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin (3./4. August) wird Mihambo zwar starten, sie arbeitet aber nicht extra darauf hin. Angesichts ihrer starken Frühform dürfte der Kampf um den Titel trotzdem recht unspektakulär werden. „Ich sehe der Sommersaison mit einem sehr guten Gefühl entgegen“, sagt Mihambo.

Lisa Marie Kwayie wird es ähnlich gehen. Die Berlinerin sprintete am Sonnabend auf der eigens am Tempelhofer Feld verlegten blauen Bahn persönliche Bestleistung: 11,28 Sekunden, nur knapp über WM-Norm (11,24). „Ich hab vorher gedacht, dass es schon schön wär, mit 11,30 hier rauszugehen, bei dem tollen Wetter, bei der super Stimmung. Als ich dann die 11,28 gesehen hab, hab ich mich riesig gefreut“, sagte die Athletin der Neuköllner Sportfreunde nach ihrem zweiten Start bei „Berlin fliegt“. „Wir haben gewonnen, ich bin Bestzeit gelaufen, besser geht’s gar nicht.“

Der nächste Höhepunkt, der auf die 22-Jährige wartet, ist die Universiade in Neapel (3.-14. Juli). Dort will Kwayie den nächsten Angriff auf die Norm starten. „Die Saison ist noch lang, da war auch technisch noch nicht alles perfekt, von daher können wir noch eine Menge rausholen, und alles läuft auf dem richtigen Weg“, sagt Kwayie. Richtung WM.