Berlin. Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Auf der einen Seite Gastgeber SC Frankfurt 1880, der Verein mit dem größten Etat in der Rugby-Bundesliga und den meisten Nationalspielern; auf der anderen der Berliner Rugby Club (BRC), der nach zehn Jahren erstmals wieder im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft steht. „Frankfurt ist momentan das absolute Topteam in Deutschland. Das ist der härteste Gegner, den wir bekommen konnten“, sagt BRC-Trainer Uwe Maaser vor dem Duell am Sonnabend.
Berliner Rugby Club gegen Topklubs regelmäßig in Höchstform
Dass solche vermeintlich klaren Angelegenheiten für den Favoriten jedoch durchaus ihre Tücken haben können, erlebten die Charlottenburger erst kürzlich selbst, als sie zum Abschluss der Hauptrunde gegen den Tabellenvorletzten aus Hamburg nur knapp die Oberhand behielten. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison hatte sich der BRC gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner schwer getan. Gegen die Topklubs läuft das Team hingegen regelmäßig zu Höchstform auf, weshalb der BRC auch das Spiel gegen Frankfurt nicht einfach so herschenken will.
„Meine Jungs glauben an sich. Mit dem Einzug ins Finale würde für uns ein Traum in Erfüllung gehen“, sagt Uwe Maaser. Zuletzt stand der BRC 1989 im Endspiel. Das ursprüngliche Ziel, das Finale sogar daheim zu bestreiten, ist für den Klub allerdings schon jetzt nicht mehr erreichbar.
Berlin sollte ursprünglich Finalort sein
Dieses hätte in diesem Jahr eigentlich erneut in Berlin stattfinden sollen. Der RK 03 war als Ausrichter vorgesehen, doch weil der Spieltermin wegen des Nationalteams um eine Woche vorgezogen wurde, gab der Klub das Gastgeberrecht an den Verband zurück. Man sehe sich nicht in der Lage, die Veranstaltung zu dem früheren Termin durchzuführen, hieß es in einer Mitteilung des Vereins.
Als neuer Finalort wurde ausgerechnet Frankfurt am Main bestimmt, was den Halbfinalgegner des BRC noch zusätzlich anspornen dürfte. „Andererseits ist dadurch aber auch der Druck für die Frankfurter noch größer geworden. Genau darin liegt unsere Chance“, meint Uwe Maaser.
Im Jugend-Duell gute Erfahrungen gemacht
Dem eher konservativen Spielsystem des Gegners, der vor allem auf seine Stärke bei Standardsituationen vertraut, setzt seine Mannschaft ein schnelles und durchweg offensives Auftreten entgegen. Damit haben die Berliner in dieser Saison schon so manchen Kontrahenten überrascht.
Das Team der Gäste ist noch extrem jung und besteht zum Großteil aus den Spielern, die mit dem BRC in den vergangenen beiden Jahren jeweils den deutschen U18-Titel holten. Der Finalgegner hieß übrigens beide Male Frankfurt, das auch in der Jugend eigentlich favorisiert war. „Die Ausgangsposition war also ganz ähnlich wie jetzt, und am Ende haben wir trotzdem gewonnen“, sagt Maaser. Aus seiner Sicht darf sich die Geschichte am Sonnabend gern noch einmal wiederholen.