Berlin . Die Galopprennbahn Hoppegarten lockt immer mehr internationale Stars an. Auch an diesem Sonntag beim Oleander-Rennen.

Der Ort für die Pressekonferenz war gut gewählt. In der irischen Botschaft informierte die Rennbahn Hoppegarten dieser Tage zum bevorstehenden Doppelrenntag am Wochenende, also gewissermaßen auf exterritorialem Gebiet. Es passte zu der internationalen Ausrichtung der Rennbahn Hoppegarten. Wäre sie selbst ein Staat, dann müsste Eigentümer Gerhard Schönigh wohl so langsam darüber nachdenken, ein Außenministerium einzurichten.

Mit Blick auf das Oleander-Rennen, dem sportlichen Höhepunkt am Sonntag (ab 14 Uhr), muss Schöningh einräumen, dass er angesichts der Fülle internationaler Verflechtungen manchmal selbst schon durcheinander komme.

Sprungbrett nach New York und Dublin

Um da noch den Überblick zu behalten, „braucht man inzwischen ja fast schon ein Handbuch“, sagt er. Bereits seit 2017 erhält der Sieger von Deutschlands bestem Steherrennen im Rahmen der Partnerschaft mit der New York Racing Association eine kostenfreie Einladung zum Belmont Gold Cup in New York. Dieser ist mit 400.000 Dollar dotiert. Die drei erstplatzierten Pferde bekommen zudem eine kostenlose Startmöglichkeit beim International Irish St. Leger in der Nähe von Dublin. Dort geht es im September sogar um ein Preisgeld von 500.000 Euro.

Erstmals Teil einer Millionen-Rennserie

In diesem Jahr ist das Oleander-Rennen nun erstmals Teil der Weatherbys Hamilton Stayers‘ Million, einer mit einer Million englischen Pfund dotierten internationalen Rennserie für Langstreckenpferde. Die Gewinnprämie wird an das Team ausgezahlt, dessen Pferd einen der acht Vorläufe und anschließend auch alle drei Hauptläufe auf verschiedenen englischen Rennbahnen gewinnt.

Neben Ascot und Hoppegarten sind auch so renommierte Bahnen wie Paris und Dubai beteiligt. „Ascot, Paris, Berlin, das hört sich super an“, meint Schöningh. Für die Reputation von Hoppegarten sei es von unschätzbarem Wert, mit solchen Bahnen in einem Atemzug genannt zu werden.

Berlin lockt internationale Ställe an

„Wir haben es geschafft, dass zunehmend auch große internationale Ställe nach Berlin kommen“, sagt Schöningh. So schickt der 13-fache Champion-Trainer Willie Mullins aus Irland zum Oleander-Rennen zum ersten Mal überhaupt ein Pferd nach Deutschland. Thomas Hobson mit dem Iren Oisin Murphy im Sattel, einem der Aufsteiger der internationalen Jockeyszene, gilt dabei gleich als Favorit, seine härtesten Gegner dürften Nikkei und Ernesto sein.

Mullins und Murphy kommen wohl kaum wegen der Rennpreise, die in Deutschland nicht mit denen in Großbritannien, Irland oder in den USA mithalten können. Das Oleander-Rennen zählt mit 100.000 Euro bereits zu den höchstdotierten Rennen in diesem Jahr in Hoppegarten. Auch der sportliche Wert mag im Ausland oft höher sein.

„Aber sie finden Berlin als Destination sehr spannend. Die internationalen Besitzer wollen neue, spannende Rennbahnen kennenlernen“, sagt Schöningh. Und da gehöre Hoppegarten mit seiner bewegten Geschichte und der aktuell sehr positiven Entwicklung eindeutig dazu.

Deutsche Pferde auch im Ausland gefragt

Von den Kooperationen profitiert auch die heimische Szene. „Das Ausland ist für deutsche Züchter extrem wichtig“, sagt Schöningh, gerade weil die Rennpreise hierzulande relativ niedrig liegen. Im Ausland würden deutsche Pferde jedoch gut nachgefragt. Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Bahnen könne Hoppegarten den einheimischen Züchtern eine starke Plattform bieten. „Der ganze Rennsport internationalisiert sich“, sagt Schöningh.

Beim Hoppegartener Sprint-Cup am Sonnabend (ab 14 Uhr) ist ein starkes ungarisches Pferd vertreten, im Rahmenprogramm starten Teilnehmer aus Tschechien, Polen und der Slowakei. Auch in diese Länder pflegt die Rennbahn gute Beziehungen. Sie hat sogar einen internationalen Repräsentanten für Osteuropa sowie weitere für Skandinavien, Frankreich und die Britischen Inseln. Gerhard Schöningh meint: „Wir machen da sehr viel mehr als die meisten Rennbahnen.“