Paris/Barcelona. Lionel Messi bekommt zum achten Mal den Ballon d'or verliehen. Die Wahl von Aitana Bonmatí bestätigt zudem die gute Ausbildung in La Masia.
Da posierten sie nun also zusammen mit ihren Goldenen Bällen: Lionel Messi und Aitana Bonmatí. Im normalen Leben würde man sagen, sie sind auf dieselbe Schule gegangen. Im Leben des Siegers und der Siegerin des 2023er Ballon d’Or gilt das ausnahmsweise auch.
Beide kamen mit 13 Jahren zu La Masia, der Nachwuchsakademie des FC Barcelona. Messi aus Argentinien, tausende Kilometer über den Atlantik. Aitana aus Sant Pere de Ribes, eine halbe Stunde mit dem Auto.
Lionel Messi ist das Nonplusultra im Fußball
Angreifer Messi, 36, reifte in der Masia zum Nonplusultra seines Sports. Für seinen WM-Titel mit Argentinien wurde er am Montagabend in Paris zum achten Mal mit dem Goldenen Ball als bester Spieler einer Saison (nicht gleichbedeutend mit der Wahl zum Fifa-Weltfußballer) ausgezeichnet.

Mittelfeldspielerin Aitana, 25, Champions-League-Siegerin und Weltmeisterin, gewann die Trophäe zum ersten Mal, sie folgt ihrer Klubkollegin Alexia Putellas aus Mollet del Vallès, vom anderen Ende Barcelonas.
Die immer mehr auf glamourös getrimmten Fußball-Oscars mit Preisverleihern wie Novak Djokovic und David Beckham gerieten so zu einer Hommage an einen Klub, der eigentlich in einer der schwersten Krisen seiner Geschichte steckt.
Barcelona hat mehr als eine Milliarde Euro Schulden
Barcelona hat mehr als eine Milliarde Euro Schulden und spielte zuletzt in der Champions League der Männer keine Rolle mehr. Doch die Masia produziert unaufhörlich Weltklasse; ob aus so schüchternen Persönlichkeiten wie dem jungen Messi oder aus so kampfeslustigen wie Aitana, die bei ihrem Dorfklub zunächst unter Jungs kickte und deren Eltern einst gerichtlich durchfochten, dass in Spanien der Nachname der Mutter vor dem des Vaters getragen werden darf: „Von ihnen habe ich meine Resilienz“, sagte sie.
Aitana steht eher noch am Anfang, Messi tendenziell bereits am Ende seiner Karriere. Aber was für eine Karriere! Die Gala-Veranstalter legten die Zahl 8 flach zum Unendlichkeits-Symbol, um ihre Einmaligkeit zu illustrieren.
Acht Goldene Bälle sind das Denkmal eines Fußballers, der Genialität und Konstanz miteinander verbindet, wie es in der Geschichte allenfalls noch der vorigen Dezember verstorbene Pelé tat.
Von Paris nach Miami
Weder der Verfall von Barcelona noch sein Intermezzo bei Paris Saint-Germain (2021 bis 2023) oder zuletzt der Wechsel in die zweitklassige US-Liga nach Miami beschädigen ihn. Im Gegenteil, er wuchs an den Rückschlägen.
Bei der Weltmeisterschaft in Katar schrieb er eines der großen Heldenepen der Sportgeschichte. Nach vier gescheiterten Anläufen, viel Kritik in der Heimat und noch mehr Selbstzweifeln führte er im vergangenen Dezember sein Land im Finale gegen Frankreich (7:5 nach Elfmeterschießen) zum Titel und krönte so doch noch eine Laufbahn, die sonst immer als unvollständig gegolten hätte. „Ich bin glücklich, sagen zu können, dass ich auf dem Weg nicht umgefallen bin“, so Messi selbst.
Mit der Kritik am Abstimmungsverhalten eines internationalen Journalistengremiums Vergabe stand Lothar Matthäus („Farce!“) daher ziemlich allein auf weiter Flur. Die Zeit von Manchester Citys Tormaschine Erling Haaland, 23, und WM-Torschützenkönig Kylian Mbappé, 24, wird schon noch kommen.
WM 2026 ist weiter ein Thema
Messi selbst sagte es ihnen auf der Bühne herab voraus. Noch allerdings sind auch weitere Meisterstücke von ihm selbst nicht ganz auszuschließen. In Argentinien hofft man auf eine Fortsetzung der Karriere bis zur WM 2026. Messi selbst wurde nicht konkret, erklärte aber, den Fußball zu genießen wie eh und je: „Hoffentlich kann ich noch lange weiter machen.“
Lieber als über sich selbst sprach er über seinen Ex-Verein. Aitana und er nahmen immer wieder Bezug aufeinander und auf ihre gemeinsamen Wurzeln. Sie erwähnte die Zeit des historischen Barça-Teams um Messi, ihr Vorbild Xavi und Trainer Pep Guardiola als ihre Referenz: „Das waren einige der glücklichsten Jahre meines Lebens.“
Er hob „das Glück“ hervor, „im besten Klub der Welt und besten Team der Geschichte gespielt zu haben: Das erleichterte den Gewinn individueller Preise.“ Messi relativierte sogar eigene Worte, mit denen er kürzlich seine Argentinier als „nahe dran“ am Barça jener Jahre bezeichnet hatte: „Fast unmöglich, dass es so etwas noch mal geben wird.“
So wie es seine Karriere wohl nie wieder geben wird, die des kleinen Zauberers aus der Masia. Nach der traumatischen, finanziellen Engpässen geschuldeten Trennung von 2021 soll es für Messi irgendwann noch mal eine würdige Verabschiedung geben. „Barça ist speziell, anders als alle anderen“, resümierte er in Paris: „Es ist der Klub, den ich liebe und immer lieben werde.“